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So profitieren die grossen Tech-Konzerne von der Corona-Krise

Facebook CEO Mark Zuckerberg appears on a screen as he speaks remotely during a hearing before the Senate Commerce Committee on Capitol Hill, Wednesday, Oct. 28, 2020, in Washington. The committee sum ...
Nicht nur er hat gut lachen: Facebook-Chef Mark Zuckerberg bei einer US-Senatsanhörung.Bild: keystone

So profitieren die mächtigen Tech-Konzerne von der Corona-Krise

Ob in Nordamerika oder Asien: Bei den bekanntesten Namen der Techbranche herrscht keine Katastrophenstimmung. Im Gegenteil.
31.10.2020, 18:1009.11.2020, 06:38
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52 Milliarden Dollar – so viel haben die fünf Tech-Riesen Apple, Google, Facebook, Amazon und Microsoft im vergangenen Quartal zusammen verdient. Die Corona-Krise hat ihrem Geschäft nicht geschadet – ganz im Gegenteil. Die US-Konzerne profitieren vom veränderten Verhalten der User und Werbekunden in der Corona-Pandemie. Aber auch in Asien brummt der Wirtschaftsmotor.

  • Amazon bescherte der Trend zum Einkauf im Internet einen Rekordgewinn im vergangenen Quartal.
  • Facebook profitiert in seinem Werbegeschäft davon, dass mehr kleine Firmen ins Netz gehen, um Einbrüche durch die Krise aufzufangen.
  • Bei Google brummt unter anderem das Geschäft der Videoplattform YouTube, während Menschen mehr zuhause sind.
  • Bei Apple wuchs in Zeiten von Arbeit im Homeoffice und Online-Lernen das Geschäft mit Mac-Computern und iPads.
  • Und für Microsoft ist die Cloud ein Bombengeschäft.
  • Samsung ist sowohl Marktführer bei Speicherchips, als auch bei Smartphones und Fernsehern. Das robuste Chip-Geschäft und die wieder anziehende Nachfrage nach Smartphones seiner Galaxy-Reihe haben beim koreanischen Elektronikriesen die Kassen klingen lassen.
  • In China bedrängt Herausforder Xiaomi den staatsnahen Techkonzern Huawei, der unter US-Wirtschaftssanktionen leidet, und knüpft ihm bei den weltweiten Smartphone-Verkäufen Marktanteile ab.

Amazon-Kunden im Vor-Weihnachts-Kaufrausch

Amazon steigerte den Quartalsumsatz im Jahresvergleich um 37 Prozent auf 96,1 Milliarden Dollar. Der Gewinn verdreifachte sich auf den bisherigen Bestwert von 6,3 Milliarden Dollar. «Wir sehen mehr Kunden als jemals zuvor, die frühzeitig Geschenke einkaufen», betonte Amazon-Chef Jeff Bezos. Dies sei ein Hinweis darauf, dass ein «beispielloses» Weihnachtsgeschäft bevorstehe.

Amazon stellte für das laufende Vierteljahr Erlöse zwischen 112 und 121 Milliarden Dollar in Aussicht. Es wäre das erste Mal, dass der Konzern in einem Quartal die Marke von 100 Milliarden Dollar knackt.

Amazon hatte mit seinen Lieferdiensten bereits in den Vorquartalen stark davon profitiert, dass die Nachfrage nach Bestellungen im Internet während der Pandemie kräftig zunahm. Auch Amazons lukratives Cloud-Geschäft mit IT-Services und Speicherplatz im Internet florierte zuletzt weiter.

Auf mindestens eine App aus dem Facebook Konzern – wie Instagram und WhatsApp – greifen täglich 2,54 Milliarden Nutzer zurück.

Facebook inszeniert sich als KMU-Retter

Bei Facebook hatten sich Analysten zu Beginn der Krise noch Sorgen um das Geschäft gemacht. Einen grossen Teil der Facebook-Werbekunden machen kleine und mittlere Unternehmen aus. Viele von ihnen – wie etwa Cafés oder Restaurants – wurden hart von der Pandemie getroffen. Doch es stellt sich heraus, dass Facebooks Geschäft sogar einen Schub bekommt, weil mehr Unternehmen in der Pandemie auf der Suche nach neuen Erlösen ins Internet gehen.

Der vor allem mit Werbung erzielte Umsatz des Online-Netzwerks stieg um 22 Prozent auf 21,2 Milliarden Dollar. Unterm Strich blieb ein Gewinn von 7,85 Milliarden Dollar übrig – ein Plus von 29 Prozent.

Top-Managerin Sheryl Sandberg nannte als Beispiel eine Familienfirma, die Seifen aus eigener Herstellung sonst auf Wochenmärkten verkaufte. In der Pandemie nutze sie nun Facebook als Plattform und habe ihr Geschäft erweitert. Facebook baut darauf das Argument auf, dass das Online-Netzwerk in der Krise eine schützenswerte Rolle für die Wirtschaft spiele – und etwa Datenschutz-Einschränkungen letztlich der Konjunktur schaden könnten.

President-elect Donald Trump speaks during a meeting with technology industry leaders at Trump Tower in New York, Wednesday, Dec. 14, 2016. From left are, Amazon founder Jeff Bezos, Alphabet CEO Larry ...
Sheryl Sandberg am Konferenztisch mit Superreichen und Mächtigen: Im Hintergrund zu sehen sind Amazon-Gründer Jeff Bezos und Google-Mitgründer Larry Page, vorne der amtierende US-Präsident und sein Vize. archivBild: AP

Die Zahl der täglich aktiven Facebook-Nutzer stieg binnen drei Monaten um 30 Millionen auf rund 1,82 Milliarden. Auf mindestens eine App aus dem Facebook Konzern – wie Instagram und WhatsApp – greifen täglich 2,54 Milliarden Nutzer zurück.

Quasi-Monopolist Google läufts super, aber...

Dank Online-Werbung schoss auch bei der Google-Mutter Alphabet der Gewinn um fast 60 Prozent auf 11,2 Milliarden Dollar hoch, während die Erlöse um 14 Prozent auf 46,2 Milliarden Dollar wuchsen.

Nach einem Dämpfer im Vorquartal lief das Anzeigengeschäft von Google wieder rund und trug mit 37,1 Milliarden Dollar den grössten Anteil zum Umsatz bei. Daneben florierten auch die Werbeerlöse der Video-Tochter YouTube, die um ein Drittel auf fünf Milliarden Dollar stiegen, sowie das Cloud-Geschäft mit IT-Diensten im Internet.

Die erfolgreichen Tech-Riesen geraten zugleich verstärkt ins Visier von Wettbewerbsbehörden auch im Heimatmarkt USA, wo die Regulierer bisher eher die Zügel locker liessen. So hatte das US-Justizministerium in der vergangenen Woche eine seit langem erwartete Wettbewerbsklage gegen Google eingereicht. Es wirft dem Konzern vor, seine Marktmacht bei der Internetsuche und damit verbundener Werbung auf verbotene Weise auszuspielen.

Apple mit Umsatzrekord, obwohl sich neue iPhones verspäten

Anders als Amazon, Facebook und Google macht Apple nach wie vor einen Grossteil seines Geschäfts mit dem Verkauf von Hardware. Und hier hatte Apple ein Problem im vergangenen Quartal: Die neue iPhone-Generation wurde nicht wie gewohnt im September vorgestellt, sondern erst einen Monat später. Das bedeutete für das Vierteljahr einen Gewinnrückgang um 7,4 Prozent auf 12,7 Milliarden Dollar.

Der iPhone-Umsatz sackte im Jahresvergleich um ein Fünftel auf rund 26,4 Milliarden Dollar ab. Aber: Die Erlöse des Konzerns insgesamt wuchsen dennoch um ein Prozent auf 64,7 Milliarden Dollar. Dafür sorgte ein gestiegenes Geschäft unter anderem mit iPads, Mac-Computern, AirPods sowie mit Abos für Streaming und andere Dienste.

Die spannende Frage wird nun sein, ob das Weihnachtsquartal für das neue iPhone 12 genauso stark läuft wie gewohnt. Finanzchef Luca Maestri sagte in einer Telefonkonferenz mit Analysten, der Konzern rechne mit einem Zuwachs in dem Geschäft. Der Umsatz mit Macs stieg im vergangenen Quartal um 29 Prozent auf gut neun Milliarden Dollar. Das iPad-Geschäft wuchs um 46 Prozent auf 6,8 Milliarden Dollar.

Microsoft profiert vom Home-Office-Boom

Die Coronakrise treibt die Nachfrage nach IT-Diensten aus der Cloud an. Von diesem Trend profitiert vor allem auch Microsoft, wie sich diese Woche bei der Präsentation der neusten Geschäftszahlen zeigte.

Im abgelaufenen Geschäftsquartal (bis Ende September) nahm der Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 30 Prozent auf 13,9 Milliarden Dollar zu.

Microsoft drängt auch mit seinem Softwarepaket Teams in den Markt, das unter anderem mit der Kommunikationssoftware Slack und dem Videokonferenzdienst Zoom konkurriert. Teams hat nach Angaben von Microsoft-Chef Satya Nadella jetzt täglich mehr als 115 Millionen täglich aktive Nutzer verglichen mit 75 Millionen Anwendern im April.

Viele Veränderungen der Arbeitswelt, die wegen der Corona-Pandemie vorgenommen wurden, würden voraussichtlich von Dauer sein, sagte Nadella. «Es ist klar, dass die Menschen mehr Flexibilität brauchen werden, wann, wo und wie sie arbeiten.» Die wirtschaftliche Leistung jedes Unternehmens im kommenden Jahrzehnt werde durch die Geschwindigkeit ihrer digitalen Transformation bestimmt.

«Xiaomi ging aggressiv vor, um Huawei zu verdrängen.»
Canalys-Analyst Mo Jia

Samsung trumpft mit Handys und Chips auf

Beim Elektronikriesen Samsung haben das robuste Chip-Geschäft und die wieder anziehende Nachfrage nach Smartphones seiner Galaxy-Reihe die Kassen klingen lassen. Die Verkäufe von Smartphones einschliesslich seiner Flaggschiff-Modelle seien im dritten Quartal 2020 im Vergleich zu den drei Monaten davor um nahezu 50 Prozent gestiegen, teilte der südkoreanische Konzern am Donnerstag mit.

Für Samsung Electronics, dessen langjähriger Vorsitzender Lee Kun Hee vor wenigen Tagen gestorben war, läuft's auch wieder im Geschäft mit der Unterhaltungselektronik. Samsung ist sowohl Marktführer bei Speicherchips, als auch bei Smartphones und Fernsehern. Der Überschuss stieg den Angaben zufolge in den Monaten Juli bis September im Jahresvergleich um 49 Prozent auf 9,36 Billionen Won (7,5 Milliarden Franken). Der Umsatz kletterte um 8 Prozent auf knapp 67 Billionen Won (53,9 Milliarden Franken).

Im Ausblick für das vierte Quartal zeigte sich Samsung aber skeptisch. So werde das Betriebsergebnis wegen der schwächeren Nachfrage nach Serverchips und schärferer Konkurrenz auf dem Smartphonemarkt zurückgehen, so der Elektronikriese. In den nächsten Wochen bringt Apple seine neuesten 5G-fähigen iPhones in den Handel, während Samsung keine neuen Modelle in der Hinterhand hat.

Xiaomi bedrängt Huawei

Der chinesische Smartphone-Hersteller Xiaomi nimmt dem unter US-Sanktionen leidenden heimischen Rivalen Huwaei Marktanteile ab. Im dritten Quartal habe das Unternehmen 47,1 Millionen Mobiltelefone verkauft – 45 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, wie der Marktforscher Canalys am Freitag mitteilte. Der globale Smartphone-Markt schrumpfte dagegen in diesem Zeitraum um ein Prozent auf 348 Millionen Einheiten.

Damit ist Xiamoi weltweit die Nummer drei, noch vor Apple, das seine neuen iPhones 2020 verspätet auf den Markt bringt. Samsung Electronics eroberte den Spitzenplatz zurück. Dazu trugen wachsende Verkäufe in Indien bei, wo chinesische Marken unter den politischen Spannungen litten. Huawei rutschte weltweit auf Platz zwei ab.

«Xiaomi ging aggressiv vor, um Huawei zu verdrängen», sagte Canalys-Analyst Mo Jia. In Europa etwa seien die Lieferungen von Huawei um ein Viertel zurückgegangen, während die von Xiaomi um 88 Prozent gestiegen seien.

Auflösung zum Teaserbild: Eine junge Frau hält ein Smartphone mit der Houseparty-App, die es ermöglicht, in Gruppen virtuelle Videopartys zu feiern.
Auflösung zum Teaserbild: Eine junge Frau hält ein Smartphone mit der Houseparty-App, die es ermöglicht, in Gruppen virtuelle Videopartys zu feiern.bild: unsplash

(dsc/sda/awp/dpa)

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6 Kommentare
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Holzkopf
31.10.2020 20:10registriert November 2017
Solange 1. doch jeder bei Amazon bestellt anstatt beim lokalen Fachgeschäft den 1.5 bis 2-fachen Preis zu bezahlen, oder 2. nicht die Besteuerung solcher Unternehmen massiv erhöht wird, ändert sich so schnell nichts daran.
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Grave
31.10.2020 18:28registriert April 2015
Also ist doch Bill Gates schuld 🤔🤫
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