Microsoft hat am Dienstagabend seine jährliche Entwicklerkonferenz BUILD eröffnet. Wie es der Name sagt, richtet sich die Konferenz an Software-Entwicklerinnen und Entwickler, doch auch für Windows-Nutzer gab es eine spannende Neuigkeit. Während seiner rund halbstündigen Eröffnungsrede sprach CEO Satya Nadella zwar nur rund eine Minute über Windows, aber diese Minute hatte es in sich.
«Windows war nie wichtiger», begann Nadella und kündigte an, man werde sehr bald die «nächste Generation von Windows» vorstellen, die eines der bedeutendsten Updates der letzten zehn Jahre sein werde. Er selbst nutze die neue Version schon seit einigen Monaten.
okay for those who can't watch the video stream, here is the 1 minute of Windows stuff in the BUILD 2021 keynote pic.twitter.com/Tb98Ccxl1m
— WalkingCat (@_h0x0d_) May 25, 2021
Dass Nadella nicht von Windows 10, sondern von der «nächsten Generation von Windows» spricht, könnte ein Wink mit dem Zaunpfahl sein, dass tatsächlich grössere Veränderungen anstehen. Dabei handelt es sich nicht um das seit Jahren entwickelte Windows 10X für Dual-Screen-Geräte, das ist nämlich tot.
Microsoft hat erst letzte Woche bestätigt, dass das ursprünglich für neuartige, faltbare Dual-Screen-Geräte entwickelte Betriebssystem Windows 10X vorerst nicht ausgeliefert wird. Stattdessen bringt der Software-Gigant nun die besten Teile von 10X, einer vereinfachten Version von Windows, in die Hauptversion von Windows.
Es wird schon länger gemunkelt, dass Microsoft in den nächsten Wochen, möglicherweise im Juni, einen speziellen Windows-Event abhalten wird, auf dem das grosse Windows-Update (Codename «Sun Valley») mit aufgefrischter Benutzeroberfläche vorgestellt wird. Das Startmenü, der Explorer, die mitgelieferten System-Apps von Microsoft sowie andere Elemente wie das Benachrichtigungscenter erhalten eine Frischzellenkur. Ziel des Updates ist ein konsistentes, modernes Design mit verbesserten Animationen und einigen neuen Features.
2020 waren die neuen Icons der Windows-Programme die Vorboten der anstehenden Neuerungen, 2021 geht's ans Eingemachte. Die «nächste Windows Generation» impliziert mehr als neue Icons oder ein optisch aufgefrischtes Startmenü. Weitreichende Änderungen, nicht nur kosmetischer Art, bahnen sich wohl im App-Store an. Der Windows Store, der bislang im Dornröschenschlaf lag, soll offenbar «wiederbelebt» werden.
Microsoft werkelt unbestätigten Berichten zufolge an einer grundlegenden Überarbeitung seines bislang mässig erfolgreichen App-Stores für Windows. Der Tech-Blog Windows Central berichtete im April, Microsoft plane noch in diesem Jahr einen runderneuerten Store zu veröffentlichen, der nicht nur übersichtlicher und schneller, sondern vor allem offener für alle Arten von Apps und Spielen sei. Konkret soll es für Software-Anbieter künftig einfacher werden, alle erdenklichen Anwendungen im Microsoft Store anzubieten.
Laut Windows Central können App-Entwickler ihre Windows-Programme künftig ohne Code-Anpassungen in den Store bringen und die Updates selbst verwalten. Microsoft erwäge gar, den App-Anbietern eigene Verkaufs-Plattformen bzw. Bezahl-Lösungen zu erlauben. Letzteres käme einer Revolution gleich und würde bedeuten, dass App-Entwickler Microsofts Store-Gebühren künftig umgehen könnten. Genau dies fordert beispielsweise «Fortnite»-Entwickler Epic Games im aktuellen App-Store-Prozess gegen Apple.
Diese Änderungen würde den Microsoft Store für Software-Anbieter auf einen Schlag massiv attraktiver machen und bekannten Programmen wie Adobes Creative Cloud, Google Chrome oder Firefox den Weg in den App-Store ebnen. Bislang glänzten viele wichtige Windows-Programme mit Abwesenheit.
Das Problem: Bislang mussten Software-Entwickler klassische Win32-Programme, die im Web heruntergeladen werden, für den Windows-App-Store anpassen. Microsoft bestand zudem darauf, dass App- und Game-Updates sowie die Bezahlung über den App-Store erfolgen. Microsoft verdient so wie Apple und Google an jeder Transaktion im App-Store mit. Firmen wie Adobe hatten also bislang keinen Grund, ihre Abos für Photoshop und Co. über den Microsoft Store anzubieten. Verkaufen sie ihre digitalen Produkte über die eigene Webseite, müssen sie Microsoft keine Abgabe entrichten.
Nadellas nun gemachtes Versprechen, dass man Entwicklerinnen und Entwicklern die offenste Plattform biete und mehr Möglichkeiten geben wolle, mit Apps Geld zu verdienen, scheint sich auf diese schon länger kolportierten Änderungen beim Microsoft Store zu beziehen.
Noch ist nichts in Stein gemeisselt, aber Microsoft hat sich bereits 2020 in seinen App-Store-Prinzipien dazu bekannt, dass Windows eine offene Plattform bleiben soll. So besagt die erste Richtlinie, dass Firmen die Wahlfreiheit haben, ob sie ihre Apps über den Microsoft Store veröffentlichen wollen oder nicht: «Windows 10 ist eine offene Plattform. Im Gegensatz zu einigen anderen populären Plattformen steht es Entwicklern frei, wie sie ihre Apps verbreiten wollen.» Man werde andere App-Stores auf Windows nicht blockieren. Regel Nummer 3 besagt: «Wir werden eine App nicht von Windows sperren, basierend auf der Wahl eines Entwicklers, welches Zahlungssystem er für die Abwicklung von Käufen in seiner App verwendet.»
Gleichzeitig heisst es in den Richtlinien, dass man für den Betrieb der Plattform «angemessene Gebühren erheben werde». Microsoft verlangt künftig eine Provision von 15 Prozent auf Apps und 12 Prozent auf Games. Apple und Google behalten 30, bzw. bei kleineren App-Anbietern 15 Prozent des Kaufpreises ein. Ein Samariter ist natürlich auch Microsoft nicht. Im Xbox-Store werden vorerst weiterhin 30 Prozent auf den Kaufpreis von Games abgezwackt. Microsoft begründet dies damit, dass man mit Spielkonsolen kein Geld verdiene und daher auf diese Einnahmen angewiesen sei.
Wie das neue Windows-Update und der neue App-Store im Detail aussehen und funktionieren, wird Microsoft voraussichtlich bald an einem speziellen Windows-Event verraten. Die Stossrichtung scheint klar. Nachdem sich der Konzern in den letzten Jahren für andere Plattformen und insbesondere Linux-Entwickler geöffnet hat, steht nun der nächste logische Schritt an: Der Microsoft Store muss offener und nutzerfreundlicher werden, will er jemals eine bedeutende Rolle spielen. Denn obwohl Windows 10 über 1,3 Milliarden aktive Nutzerinnen und Nutzer zählt, fristet er bislang ein Mauerblümchen-Dasein.
Wenn nun noch der Store geöffnet wird für win32, perfekt
Er leidet bei teilweise langsamen Netzlaufwerken extrem träge und wenn er irgendwo hängen bleibt kratzt z.T. gleich alles ab anstatt nur das entsprechende Fenster etc.
Teilweise ist es zum Haare raufen, denn er verstösst so ziemlich gegen alle aktuellen Benutzerprinzipien wie z.B. man soll als Benutzer immer ein bedienbares UI haben.
Anyway. Gut läuft konstant etwas.