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Darum sperrt Pornhub Millionen Amateur-Videos und attackiert Facebook

Auf der bekannten Plattform sind viele Inhalte nicht mehr verfügbar. Aus gutem Grund.
Auf der bekannten Plattform sind viele Inhalte nicht mehr verfügbar. Aus gutem Grund.screenshot: watson

Pornhub schlägt zurück – und sperrt Millionen von Amateur-Videos

Die populäre Pornovideo-Plattform hat weitreichende Änderungen angekündigt. Millionen nicht autorisierte Videos könnten gelöscht werden.
14.12.2020, 19:0105.01.2021, 07:06
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Pornhub entferne alle Videos von seiner Website, die nicht von autorisierten Inhalte-Partnern hochgeladen wurden. Dies sei eine grundlegende Änderung in der Art und Weise, wie eine der grössten Pornoseiten der Welt arbeite, schreibt The Verge in einer aktuellen Analyse. Dies bedeute, dass ein erheblicher Teil der Videos verschwinden werde.

Pornhub, das zum kanadischen Unternehmen Mindgeek mit Hauptsitz in Montreal gehört, hat den Schritt in der Nacht auf Montag im Firmenblog angekündigt.

Pornhub schlägt zurück

Als Teil der neuen Firmenpolitik, nicht verifizierte Uploader zu verbieten, sperre man nun auch alle zuvor hochgeladenen Inhalte, die nicht von Content-Partnern oder Mitgliedern des Model-Programms erstellt worden seien.

«Das bedeutet, dass jeder Pornhub-Inhalt von verifizierten Uploadern stammt – eine Anforderung, die Plattformen wie Facebook, Instagram, TikTok, YouTube, Snapchat und Twitter noch nicht eingeführt haben.»
Stellungnahme von Pornhub

Die Verantwortlichen stellen sich als Opfer einer grossangelegten Anti-Pornografie-Kampagne zweier US-Organisationen dar. Und sie relativieren die Zahl der Fälle:

  • Laut Bericht der unabhängigen Internet Watch Foundation seien auf Pornhub in den letzten drei Jahren 118 Fälle von Material über sexuellen Kindesmissbrauch festgestellt worden. Im gleichen Zeitraum wurden bei Facebook 84 Millionen Fälle mit Material von sexuellem Kindesmissbrauch festgestellt (laut Facebook-Transparenzbericht).

Daraus folgern die Verantwortlichen:

«Es ist klar, dass Pornhub nicht wegen unserer Richtlinien und wie wir im Vergleich zu anderen Anbietern dastehen, ins Visier genommen wird, sondern weil wir eine Plattform für Erwachseneninhalte sind.»

Tatsächlich hat keine der grossen Social-Media-Plattformen einen vergleichbaren Verifizierungsprozess, der gewährleistet, dass nur autorisierte User Inhalte hochladen.

Die Woche, die alles veränderte

Pornhubs Ankündigung folgt auf Ereignisse in der letzten Woche, die die Pornoindustrie laut The Verge erschütterten.

Am Montag prangerte die «New York Times» in einem Meinungsbeitrag an, dass Missbrauchsvideos mit minderjährigen Opfern hochgeladen und verbreitet würden.

Am Dienstag gab Pornhub die Änderung seiner Richtlinien bekannt, wonach allen nicht verifizierten Usern das Hochladen und Herunterladen von Inhalten verunmöglicht werde. Zudem würden hochgeladene Inhalte stärker kontrolliert.

Am Donnerstag starteten die grossen Kreditkartenfirmen Mastercard und Visa eine Untersuchung und stoppten bis auf Weiteres die Zahlungsabwicklungen für Pornhub. Dies stiess bei Vertretern der Pornoindustrie auf Kritik.

Am Sonntag reagierte Pornhub mit der «Bereinigung», also der Sperrung von Inhalten. Davor soll Pornhub rund 13.5 Millionen Videos «gehostet» haben (also die Filmdateien auf Firmen-Servern gespeichert). Am Montag zeigte die Suchfunktion auf der Webseite noch 4.7 Millionen Videos an.

Bei Videos, die (zumindest vorläufig) gesperrt sind, wird nun ein entsprechender Hinweis angezeigt.
Bei Videos, die (zumindest vorläufig) gesperrt sind, wird nun ein entsprechender Hinweis angezeigt.screenshot: pornhub.com

Im neuen Jahr soll der angekündigte User-Verifizierungsprozess beginnen. Das heisst, es ist noch nicht bekannt, wie viele der nun gesperrten Inhalte zurück auf die Plattform kommen.

Vor der Verschärfung konnte man anonym ein Profil auf Pornhub erstellen und praktisch jedes Video hochladen, das man wollte. Dies war seit dem Start der Pornhub-Plattform 2007 so. Beanstandete Inhalte wurde zwar durch Moderatoren gelöscht, doch reichte dies laut Kritikern nicht, um die Verbreitung von verbotener Pornografie (wie etwa Kindesmissbrauch oder illegale Rache-Sexvideos) einzudämmen.

Die Pornhub-Betreiber:

«In der heutigen Welt tragen alle Social-Media-Plattformen gemeinsam die Verantwortung, illegales Material zu bekämpfen. Lösungen müssen von echten Fakten und echten Experten angetrieben werden. Wir hoffen, dass wir unser Engagement, mit gutem Beispiel voranzugehen, unter Beweis gestellt haben.»

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42 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Victor Paulsen
14.12.2020 19:48registriert April 2019
"Pornhub schlägt zurück"

Der Titel ist völlig falsch gewählt, denn Pornhub schlägt nicht zurück, sondern sie geben nach.
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Julien Marchand
14.12.2020 20:06registriert März 2014
Neeeein! Ich hab nur Amateurpornos von echten Pärchen geschaut, denn diese ganzen Studiofilme und Hochglanz-Amateure sind mir massiv zu unecht.
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Ökonometriker
14.12.2020 19:22registriert Januar 2017
Statt über einen demokratischen Prozess die gesetzlichen Grundlagen zu verbessern, wird einfach über Skandalhetze entschieden. Und zwar nicht nur für Amerika, sondern gleich für die ganze Welt.

Es sollte für alle Medien-Plattformen dieselben Regeln gelten. Und die Regeln sollten entweder international verbindlich sein oder von jedem Land selbst gemacht werden - nicht von den USA allein.
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