Roseanne Barr, US-Schauspielerin und Darstellerin der gleichnamigen US-Sitcom, setzte über Twitter eine folgenschwere Botschaft ab. Barr twitterte: «Die muslimische Bruderschaft und der Planet der Affen haben ein Baby bekommen=vj». Mit der Abkürzung VJ meinte Barr Valerie Jarrett, die ehemalige Beraterin von Barack Obama.
Auf ihren Tweet gab es zahlreiche wütende Reaktionen. Darunter auch diejenige der Produktionsfirma ABC, die in einem Statement mitteilte, dass die Sendung per sofort abgesetzt wird.
Roseanne Barr ist nicht die einzige, die sich mit einem unüberlegten Tweet ins Abseits befördert. Vor ihr taten es viele weitere bekannte und weniger bekannte Persönlichkeiten.
So zum Beispiel der vierzigjährige Student, der im Dezember vergangenen Jahres zu einer bedingten Geldstrafe und einer Busse verurteilt wurde, weil er SVP-Politiker Andreas Glarner in einem Tweet der Pädophilie beschuldigte.
Der «Blick» publizierte ein Bild des SVP-Politikers, auf dem er ein Baby aus einem Flüchtlingslager in den Händen hält. Der Student postete darauf das Bild auf Twitter mit der Überschrift:
SVP-Nationalrat Andreas Glarner bekommt vor Gericht Recht: Student (40) wegen Pädo-Tweet verurteilt https://t.co/aZ0LDH8vix pic.twitter.com/toKQRwIPgN
— Blick (@Blickch) 13. Dezember 2017
Der Student versuchte dem Gericht weiszumachen, dass es sich bei seinem Tweet um Satire handelte. Doch vergeblich. Das Gericht gab Glarner recht.
Auch nicht mit den Konsequenzen ihres Posts gerechnet, hat eine junge, türkisch-stämmige Frau. Kurz nach dem Amoklauf in einem Einkaufszentrum in München 2016, bei dem neun Menschen erschossen wurden, schrieb sie auf Facebook:
Weil die junge Frau auf ihrem Facebookprofil angab, dass sie beim Parfüm- und Kosmetikhersteller LR Health & Beauty Systems arbeitete, meldeten sich viele User direkt beim Unternehmen. Einige riefen gar zum Boykott der Firma auf. Diese reagierte prompt auf den Post ihrer Mitarbeiterin und teilte über Facebook deren fristlose Kündigung mit.
Beinahe ganz Italien in Aufruhr versetzt, hat ein kürzlich verfasster Tweet des deutschen Journalisten Bernd Riegert. Weil sich die Regierungsbildung als schwierig erweist, liegen die Nerven in Italien derzeit blank. Und Riegerts Tweet sorgte nicht im geringsten für Entspannung.
Der Korrespondent der Deutschen Welle interviewte den EU-Kommissar Günther Oettinger zur Stimmung in Italien. Oettinger sagte unter anderem, dass die nächsten Wochen zeigen werden, «dass die Märkte, die Staatsanleihen, die wirtschaftliche Entwicklung Italiens so einschneidend sein könnten, dass dies für die Wähler doch ein mögliches Signal ist, nicht Populisten von links und rechts zu wählen.»
🔴 PAZZESCO, a Bruxelles sono senza vergogna.
— Matteo Salvini (@matteosalvinimi) 29. Mai 2018
Il Commissario Europeo al Bilancio, il tedesco #Oettinger, dichiara “i mercati insegneranno agli italiani a votare per la cosa giusta”.
Se non è una minaccia questa...
Io non ho paura, #primagliitaliani! pic.twitter.com/r5mFYh79Ou
Journalist Riegert fasste Oettingers Aussage in einem Tweet sinngemäss zusammen und schrieb: «Die Märkte werden die Italiener lehren, das Richtige zu wählen.» Darauf brach die Hölle los.
Matteo Salvini, Chef der rechtspopulistischen Lega, forderte den sofortigen Rücktritt Oettingers. Und auch Luigi Di Maio, Kopf der Fünf-Sterne-Bewegung bezeichnete Oettingers Tweet als absurd. Sogar EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker schaltete sich in die Diskussion ein und versuchte, die Aussagen Oettingers zu schlichten. So liess er verlauten, dass «Italiens Schicksal nicht in der Hand der Finanzmärkte liegt.»
Der Schweizer Fussballer Michel Morganella setzte sich, in Rage geraten, mit einem sehr beleidigenden Tweet in die Nesseln. Während den Olympischen Spielen 2012 ärgerte er sich über die Schweizer Niederlage gegen Südkorea und schrieb auf Twitter:
Swiss Olympic reagierte auf die verbale Entgleisung Morganellas und warf ihn aus dem Olympia-Team. Morganella musste am nächsten Tag nach Hause reisen. Zudem wurde sein Twitter-und Facebook-Account auf Druck des Schweizerischen Fussballverbands gesperrt.
Mit diesem 2012 verschickten Tweet sorgte der Zürcher SVP-Lokalpolitiker Alexander Müller nicht nur für viel Furore, sondern auch für seinen sozialen Untergang.
Müller bestritt die Verbindung zur berüchtigten Reichskristallnacht, in der 1938 Nationalsozialisten in Deutschland 400 Juden ermordeten und jüdische Geschäfte, Friedhöfe und Synagogen zerstörte. Er rechtfertigte sich mit dem Argument, dass er lediglich Besorgnis über den radikalen Islamismus zum Ausdruck bringen wollte und sein Tweet aus dem Kontext gerissen wurde.
Doch das nützte dem Lokalpolitiker nichts. Nicht nur verlor er all seine politischen Ämter und seinen Job, sondern er wurde ebenfalls vom Bundesgericht wegen Rassendiskriminierung zu einer bedingten Geldstrafe und Busse verurteilt.
Die AfD ist, was rassistische Tweets anbelangt, kein unbeschriebenes Blatt. Immer wieder sorgen Politiker der rechtspopulistischen Partei für Aufruhr im Netz.
So auch Jens Maier, Bundestagabgeordneter und AfD-Politiker, der mit einem Tweet über den Sohn von Ex-Tennisprofi Boris Becker den Bogen überspannte. Von Maiers Twitter-Account wurde ein Tweet abgesetzt, in dem Noah Becker als «kleiner Halbneger» bezeichnet wurde. Obwohl Maier behauptete, der Tweet sei von einem seiner Mitarbeiter verfasst worden, war er nicht aus dem Schneider.
Im Februar reichte Noah Becker eine Klage wegen Beleidigung bei der Staatsanwaltschaft Dresden ein. Becker verlangt 15'000 Euro Schmerzensgeld wegen des rassistischen Tweets.
Ebenfalls mit einigen Konsequenzen verbunden war der Tweet der AfD-Vize-Fraktionschefin Beatrix von Storch. Am Neujahrstag regte sich von Storch darüber auf, dass die Polizei Neujahrsgrüsse unter anderem in Arabisch veröffentlichte. In dem Tweet, der dafür sorgte, dass von Storch kurz darauf von Twitter vorübergehen gesperrt wurde, schrieb sie:
Nach Tweet über „die barbarischen, muslimischen, gruppenvergewaltigenden Männerhorden“: Twitter sperrt AfD-Fraktionsvize Beatrix von Storch. pic.twitter.com/NeEhNO8CYH
— Andreas Kynast (@andikynast) 1. Januar 2018
Die Kölner Polizei zeigte von Storch nach dem Tweet an. Gegenüber der «Frankfurter Allgemeine» sagte der Polizeisprecher, dass ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Volksverhetzung eingeleitet wurde.
Einen ganzen Artikel widmete einst die New York Times dem Tweet von Justine Sacco. 2013 twitterte die PR-Chefin, kurz bevor sie in ein Flugzeug in Richtung Kapstadt stieg:
Nach ihrer Landung in Südafrika erlebte sie ihr blaues Wunder. Ihr Tweet entwickelte sich in kürzester Zeit zur tickenden Zeitbombe. Beinahe die ganze Twittergemeinschaft bekam den Tweet unterdessen zu Gesicht und empörte sich über die rassistische Aussage. Als Sacco mit dem ersten Fuss aus dem Flugzeug trat, war sie bereits ihren Job los. Die Firma strich sie, als Reaktion auf die entsetzten User bei Twitter, von der Unternehmensseite und händigte ihr die Kündigung aus.
Für eine regelrechte Welle an Tweets sorgte die US-Schauspielerin Alyssa Milano. Nur wurde Milano nicht dafür verurteilt, sondern regelrecht gefeiert. Denn sie war es, die den Hashtag #MeToo in die Debatte, die darauf folgte, ins Rollen brachte.
Im Oktober 2017, damals als der Missbrauchsskandal um Hollywood-Grösse Harvey Weinstein publik wurde, setze Milano folgenden Tweet ab:
If you’ve been sexually harassed or assaulted write ‘me too’ as a reply to this tweet. pic.twitter.com/k2oeCiUf9n
— Alyssa Milano (@Alyssa_Milano) 15. Oktober 2017
Milanos Tweet zeigt, dass man in den sozialen Kanälen auch Gutes anrichten kann.