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Mit einem Tweet in den Untergang – «Roseanne» ist nicht die einzige, die es verkackt hat

Ein Tweet zu viel und es regnet Hassbotschaften.
Ein Tweet zu viel und es regnet Hassbotschaften.bild: shutterstock

Mit einem Tweet in den Untergang – Roseanne ist nicht die einzige, die es verkackt hat

Die US-Sitcom «Roseanne» wird eingestellt wegen eines rassistischen Tweets der Hauptdarstellerin. Doch Roseanne ist nicht die einzige, die sich mit einem einzigen Tweet so richtig ins Abseits beförderte – 8 weitere Beispiele. 
30.05.2018, 20:3331.05.2018, 10:34
Helene Obrist
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Roseanne Barr, US-Schauspielerin und Darstellerin der gleichnamigen US-Sitcom, setzte über Twitter eine folgenschwere Botschaft ab. Barr twitterte: «Die muslimische Bruderschaft und der Planet der Affen haben ein Baby bekommen=vj». Mit der Abkürzung VJ meinte Barr Valerie Jarrett, die ehemalige Beraterin von Barack Obama. 

Auf ihren Tweet gab es zahlreiche wütende Reaktionen. Darunter auch diejenige der Produktionsfirma ABC, die in einem Statement mitteilte, dass die Sendung per sofort abgesetzt wird. 

Roseanne Barr ist nicht die einzige, die sich mit einem unüberlegten Tweet ins Abseits befördert. Vor ihr taten es viele weitere bekannte und weniger bekannte Persönlichkeiten. 

Der Pädo-Tweet

So zum Beispiel der vierzigjährige Student, der im Dezember vergangenen Jahres zu einer bedingten Geldstrafe und einer Busse verurteilt wurde, weil er SVP-Politiker Andreas Glarner in einem Tweet der Pädophilie beschuldigte. 

Der «Blick» publizierte ein Bild des SVP-Politikers, auf dem er ein Baby aus einem Flüchtlingslager in den Händen hält. Der Student postete darauf das Bild auf Twitter mit der Überschrift: 

«Andreas #Glarner zeigt in den Medien ungehemmt seine #Pädophilie: Wo bleibt die Empörung @NatalieRickli?»

Der Student versuchte dem Gericht weiszumachen, dass es sich bei seinem Tweet um Satire handelte. Doch vergeblich. Das Gericht gab Glarner recht. 

Der «Erdogan und PKK»-Tweet

Auch nicht mit den Konsequenzen ihres Posts gerechnet, hat eine junge, türkisch-stämmige Frau. Kurz nach dem Amoklauf in einem Einkaufszentrum in München 2016, bei dem neun Menschen erschossen wurden, schrieb sie auf Facebook: 

«In München Terroranschlag? #gutso!!!! Deutschland finanziert die PKK. Deutschland will, dass Erdogan vernichtet wird. Deutschland will, dass die Türkei vernichtet wird. Ich soll jetzt Mitleid haben? Nein. Warte nur ab Merkel, es wird noch schlimmer kommen. #karma»

Weil die junge Frau auf ihrem Facebookprofil angab, dass sie beim Parfüm- und Kosmetikhersteller LR Health & Beauty Systems arbeitete, meldeten sich viele User direkt beim Unternehmen. Einige riefen gar zum Boykott der Firma auf. Diese reagierte prompt auf den Post ihrer Mitarbeiterin und teilte über Facebook deren fristlose Kündigung mit. 

Der Oberlehrer-Tweet

Beinahe ganz Italien in Aufruhr versetzt, hat ein kürzlich verfasster Tweet des deutschen Journalisten Bernd Riegert. Weil sich die Regierungsbildung als schwierig erweist, liegen die Nerven in Italien derzeit blank. Und Riegerts Tweet sorgte nicht im geringsten für Entspannung.

Der Korrespondent der Deutschen Welle interviewte den EU-Kommissar Günther Oettinger zur Stimmung in Italien. Oettinger sagte unter anderem, dass die nächsten Wochen zeigen werden, «dass die Märkte, die Staatsanleihen, die wirtschaftliche Entwicklung Italiens so einschneidend sein könnten, dass dies für die Wähler doch ein mögliches Signal ist, nicht Populisten von links und rechts zu wählen.» 

Journalist Riegert fasste Oettingers Aussage in einem Tweet sinngemäss zusammen und schrieb: «Die Märkte werden die Italiener lehren, das Richtige zu wählen.» Darauf brach die Hölle los. 

Matteo Salvini, Chef der rechtspopulistischen Lega, forderte den sofortigen Rücktritt Oettingers. Und auch Luigi Di Maio, Kopf der Fünf-Sterne-Bewegung bezeichnete Oettingers Tweet als absurd. Sogar EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker schaltete sich in die Diskussion ein und versuchte, die Aussagen Oettingers zu schlichten. So liess er verlauten, dass «Italiens Schicksal nicht in der Hand der Finanzmärkte liegt.» 

Der «alle Südkoreaner abfackeln»-Tweet

Portrait von Michel Morganella, Spieler der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft A, aufgenommen am 24. Mai 2012 in Feusisberg. (KEYSTONE/Gaetan Bally)
Michel Morganella spielte 2012 im Schweizer Fussballteam an den Olympischen Spielen.Bild: KEYSTONE

Der Schweizer Fussballer Michel Morganella setzte sich, in Rage geraten, mit einem sehr beleidigenden Tweet in die Nesseln. Während den Olympischen Spielen 2012 ärgerte er sich über die Schweizer Niederlage gegen Südkorea und schrieb auf Twitter: 

«Ich mache alle Südkoreaner fertig. Geht euch alle abfackeln, ihr seit eine Bande von geistig Behinderten.»

Swiss Olympic reagierte auf die verbale Entgleisung Morganellas und warf ihn aus dem Olympia-Team. Morganella musste am nächsten Tag nach Hause reisen. Zudem wurde sein Twitter-und Facebook-Account auf Druck des Schweizerischen Fussballverbands gesperrt. 

Der Kristallnacht-Tweet

«Vielleicht brauchen wir wieder eine Kristallnacht ... diesmal für Moscheen.»

Mit diesem 2012 verschickten Tweet sorgte der Zürcher SVP-Lokalpolitiker Alexander Müller nicht nur für viel Furore, sondern auch für seinen sozialen Untergang. 

Der Stadtzürcher SVPler Alexander Müller musste aus der SVP aus- und von seinem Amt bei der Schulpflege zurücktreten, weil er folgenden Satz getwittert hatte: «Vielleicht brauchen wir wieder eine Kris ...
Der SVP-Lokalpolitiker Alexander Müller. Bild: Keystone

Müller bestritt die Verbindung zur berüchtigten Reichskristallnacht, in der 1938 Nationalsozialisten in Deutschland 400 Juden ermordeten und jüdische Geschäfte, Friedhöfe und Synagogen zerstörte. Er rechtfertigte sich mit dem Argument, dass er lediglich Besorgnis über den radikalen Islamismus zum Ausdruck bringen wollte und sein Tweet aus dem Kontext gerissen wurde. 

Doch das nützte dem Lokalpolitiker nichts. Nicht nur verlor er all seine politischen Ämter und seinen Job, sondern er wurde ebenfalls vom Bundesgericht wegen Rassendiskriminierung zu einer bedingten Geldstrafe und Busse verurteilt. 

Der «kleine Halbneger»-Tweet

Die AfD ist, was rassistische Tweets anbelangt, kein unbeschriebenes Blatt. Immer wieder sorgen Politiker der rechtspopulistischen Partei für Aufruhr im Netz. 

FILE - This Oct. 5, 2017 file photo shows Jens Maier, member of the AfD parliamentary group at the parliament in Berlin, Germany. The son of former tennis star Boris Becker, Noah Becker was pressing c ...
Der AfD-Politiker Jens Maier bezeichnete ...Bild: AP/dpa
epa06484460 Noah Becker, son of German tennis legend Boris Becker attends the 'Lambertz Monday Schoko Night 2018' by chocolate factory Henry Lambertz in Cologne, Germany, 29 January 2018. EP ...
... Noah Becker, den Sohn von Ex-Tennisprofi Boris Becker, auf Twitter als «kleiner Halbneger». Bild: EPA/EPA

So auch Jens Maier, Bundestagabgeordneter und AfD-Politiker, der mit einem Tweet über den Sohn von Ex-Tennisprofi Boris Becker den Bogen überspannte. Von Maiers Twitter-Account wurde ein Tweet abgesetzt, in dem Noah Becker als «kleiner Halbneger» bezeichnet wurde. Obwohl Maier behauptete, der Tweet sei von einem seiner Mitarbeiter verfasst worden, war er nicht aus dem Schneider.  

Im Februar reichte Noah Becker eine Klage wegen Beleidigung bei der Staatsanwaltschaft Dresden ein. Becker verlangt 15'000 Euro Schmerzensgeld wegen des rassistischen Tweets. 

Der «gruppenvergewaltigende Männerhorden»-Tweet

Ebenfalls mit einigen Konsequenzen verbunden war der Tweet der AfD-Vize-Fraktionschefin Beatrix von Storch. Am Neujahrstag regte sich von Storch darüber auf, dass die Polizei Neujahrsgrüsse unter anderem in Arabisch veröffentlichte. In dem Tweet, der dafür sorgte, dass von Storch kurz darauf von Twitter vorübergehen gesperrt wurde, schrieb sie: 

«Was zur Hölle ist in diesem Land los? Wieso twittert eine offizielle Polizeiseite aus NRW auf arabisch? Meinen Sie, die barbarischen, muslimischen, gruppenvergewaltigenden Männerhorden so zu besänftigen?»

Die Kölner Polizei zeigte von Storch nach dem Tweet an. Gegenüber der «Frankfurter Allgemeine» sagte der Polizeisprecher, dass ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Volksverhetzung eingeleitet wurde. 

Der «nur Spass»-Tweet

Einen ganzen Artikel widmete einst die New York Times dem Tweet von Justine Sacco. 2013 twitterte die PR-Chefin, kurz bevor sie in ein Flugzeug in Richtung Kapstadt stieg: 

«Auf dem Weg nach Afrika. Hoffentlich bekomme ich kein Aids. Nur Spass. Ich bin weiss!»

Nach ihrer Landung in Südafrika erlebte sie ihr blaues Wunder. Ihr Tweet entwickelte sich in kürzester Zeit zur tickenden Zeitbombe. Beinahe die ganze Twittergemeinschaft bekam den Tweet unterdessen zu Gesicht und empörte sich über die rassistische Aussage. Als Sacco mit dem ersten Fuss aus dem Flugzeug trat, war sie bereits ihren Job los. Die Firma strich sie, als Reaktion auf die entsetzten User bei Twitter, von der Unternehmensseite und händigte ihr die Kündigung aus. 

Bonus

Alyssa Milano arrives at the The NHL100 Gala held at the Microsoft Theater on Friday, Jan. 27, 2017, in Los Angeles. (Photo by Richard Shotwell/Invision/AP)
US-Schauspielerin Alyssa Milano.Bild: Richard Shotwell/Invision/AP/Invision

Für eine regelrechte Welle an Tweets sorgte die US-Schauspielerin Alyssa Milano. Nur wurde Milano nicht dafür verurteilt, sondern regelrecht gefeiert. Denn sie war es, die den Hashtag #MeToo in die Debatte, die darauf folgte, ins Rollen brachte. 

Im Oktober 2017, damals als der Missbrauchsskandal um Hollywood-Grösse Harvey Weinstein publik wurde, setze Milano folgenden Tweet ab: 

Milanos Tweet zeigt, dass man in den sozialen Kanälen auch Gutes anrichten kann. 

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38 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
avatar
Dein Vater
30.05.2018 21:26registriert Februar 2015
Pixeln? Echt?
Mit einem Tweet in den Untergang – Roseanne ist nicht die einzige, die es verkackt hat
Pixeln? Echt?
409
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Zum Kommentar
avatar
PenPen
31.05.2018 01:57registriert März 2016
Student 40
😂
5024
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Zum Kommentar
38
Julian Assange darf hoffen: USA wollen Einstellung der Strafverfolgung prüfen
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Ihm wird Geheimnisverrat in grossen Umfang vorgeworfen. Seine Anhänger feiern ihn als eine Art digitalen Robin Hood. Die US-Strafbehörden sehen Wikileaks-Gründer Julian Assange als Verräter und forderten bislang von Grossbritannien seine Auslieferung. Doch das könnte sich ändern. Die USA wollen nach Worten von US-Präsident Joe Biden ein australisches Ersuchen prüfen, die Strafverfolgung des inhaftierten Wikileaks-Gründers einzustellen. «Wir prüfen es», antwortete Biden am Mittwoch im Weissen Haus auf eine entsprechende Frage. Indes plädierte Wikileaks-Chefredakteur Kristinn Hrafnsson in London für eine «politische Lösung» in dem Fall. Dort protestierten Assanges Anhänger anlässlich des fünften Jahrestags seiner Festnahme in Grossbritannien.

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