Das Wichtigste in Kürze:
Nachfolgend stellen wir die neuen Features im Detail vor. Doch zunächst gibt's die ersten Eindrücke in der Bildstrecke ...
Die SBB beschreiben das neue Feature wie folgt:
Die von den ÖV-Nutzern abgeschickten Meldungen werden SBB-intern an die zuständige Stelle weitergeleitet. Ziel sei, den Mangel so rasch wie möglich zu beheben, «damit die Kunden von einwandfreien und sauberen Bahnhöfen und Zügen profitieren».
Wunder sollte man nicht erwarten: Wenn etwa Littering oder ein Vandalenakt in einem Bahnwagen gemeldet wird, dürfte es seine Zeit dauern, bis das SBB-Personal reagieren kann.
Zur genauen Lokalisierung von Problemen in Zügen sollen die App-User jeweils die Wagennummer übermitteln. Und auch bei Billettautomaten gibt's zur Identifizierung eine Nummer.
Nutzer der Android-Version müssen lediglich das Smartphone zücken und auf die entsprechende Nummer richten, den Rest soll die Software erledigen. Für iPhone-Nutzer ist die automatische Erkennung von Wagen- oder Billettautomaten-Nummern mittels Handykamera hingegen noch nicht verfügbar.
Die Funktionen bei der iOS-Version seien abgesehen von der automatischen Erfassung von Nummern per Scanning mit der Kamera dieselben, teilt Mediensprecher Reto Schärli mit.
Fraglich bleibt, ob die App-Nutzer die beim Reisen entdeckten Mängel auch wirklich melden. Ein Haupthinderungsgrund dürfte das relativ aufwändige Erfassen der Nummer sein. Wer will schon im Zug den Platz erfassen, um sie zu scannen. Und beim Aussteigen dürfte man sich im Pendlerverkehr keine Freunde machen, wenn man im Türbereich stehenbleibt, um zu fotografieren.
Nach einer viermonatigen Testphase werde das Feedback aus der SBB-Preview-Community ausgewertet und über eine definitive Einführung in der SBB-Mobile-App entschieden.
Crowdsourcing bezeichnet die Auslagerung unternehmensinterner Aufgaben an eine Gruppe freiwilliger User. Dass die SBB die eigenen Kundinnen und Kunden einspannen will, um Missstände schneller zu beheben, wissen wir schon länger. Im August 2016 berichtete 20 Minuten über eine «Reklamier-App», die von SBB-Angestellten getestet wurde, aber Schwächen aufwies.
Im Oktober hält das Feature vielleicht Einzug in die App. Dafür spricht einiges, denn die Sauberkeit ist ein wichtiges Kriterium, das in Kundenbefragungen immer wieder betont wird.
Eine hohe Kundenzufriedenheit ist denn auch das wichtigste Unternehmensziel, das sich die SBB gesetzt haben.
Für Schlagzeilen sorgten das im Frühjahr abgeschlossene «Service Scouts»-Projekt. Einflussreiche Social-Media-Nutzer waren im Auftrag der SBB im ganzen Land unterwegs, regten zur Kommunikation über die Bundesbahnen an und wurden mit einem Generalabonnement und Spesen entschädigt.
Das «Influencer»-Programm soll im Sommer weitergeführt werden, wobei sich dieses Mal alle Interessierten als «Kunden-Journalisten» bewerben können. Die Belohnung falle weg, heisst es.
In eigener Sache: Der ehemalige watson-Redaktor Philipp Meier war einer der #SBBServiceScouts.
Bleibt anzumerken, dass Mängel-Meldungs-Apps keine neue Idee sind. Mehrere Städte und Gemeinden bieten Einwohnern und Besuchern einen solchen Feedback-Kanal, um Schäden an der Infrastruktur melden. Praktisch ist, dass die Meldungen mit GPS-Positionsangaben versehen werden können. Zu den ersten Anbietern zählt das 2013 lancierte «Züri wie neu».
Über den Twitter-Account @RailService nehmen die SBB Reklamationen und Verbesserungsvorschläge entgegen. Wer unverschuldet einen wichtigen Zug verpasst und seinem Ärger öffentlich Luft verschaffen will, greift weiterhin zu 140 Zeichen ...
Damit kommen wir zu den übrigen Neuerungen der App ...
Eintippen war gestern, versprechen die SBB. Neu können die App-User das Reiseziel ins Handy-Mikrofon sprechen. Die Voice-Fahrplan-Funktion, die in Zusammenarbeit mit der Schweizer Firma Spitch entwickelt wurde, versteht tatsächlich auch Mundart.
In der Medienmitteilung heisst es:
Erstes Fazit: Vor der iPhone-Assistentin Siri braucht sich der SBB-Sprachassistent nicht zu verstecken. Wobei dies nicht unbedingt für eine allmächtige Spracherkennung spricht. 😒
Einfache «Von XY nach Z»-Angaben werden bei unseren ersten Versuchen problemlos verstanden. Und zwar auch dann, wenn man beispielsweise statt Zürich «Tsüri» sagt.
Nicht verstanden werden Via-Angaben. Und auch bei den internationalen Destinationen ist Schluss. Wer nach Mailand fahren will und dies artikuliert, überfordert den Assistenten.
Dies sollte sich mit zukünftigen Versionen ändern. Die Schweizer Firma Spitch, die die Sprachanalyse-Software entwickelt hat, schreibt in einer aktuellen Medienmitteilung:
Der digitale Assistent (ein anderes Wort für einen Bot) wurde laut Swisscom in Zusammenarbeit mit Microsoft entwickelt. Er soll Fragen zum Billettkauf oder zur Bedienung der App beantworten, versteht aber (vorläufig) nur Hochdeutsch.
Ein Hinweis: Der Assistent versteckt sich ... – man findet ihn über die Menüpunkte «Hilfe zur App» > «Support-Chat».
Als letzte Neuerung gibt's das personalisierte Reise-Cockpit: «Auf Basis von markierten Reisen oder gekauften Billetten erhalten Kunden auf sie zugeschnittene Reisetipps und profitieren von einer persönlichen Reisestatistik, die sowohl CO2-Einsparungen als auch Reisezeiten dokumentiert.»
Das Reise-Cockpit macht einen aufgeräumten Eindruck, ist allerdings nur für iOS-Nutzer in allen Sprachen verfügbar.
Was hältst du von den Features? Sind es sinnvolle Verbesserungen oder wo siehst du dringenden Handlungsbedarf?