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4 Schweizer wollen mit der App «Ask Mask» durchstarten

Ask Mask sind Christoph Wirz, Jonas Schwarz, Fabian Schumacher und Fredrik Gundelsweiler.
Ask Mask sind Christoph Wirz, Jonas Schwarz, Fabian Schumacher und Fredrik Gundelsweiler.
bild: zvg
Interview

«Wer Antworten von Menschen statt bezahlte Google-Links will, ist bei uns goldrichtig»

Ask Mask ist eine Frage-und-Antwort-App, von der du vermutlich noch nie etwas gehört hast. Die Schweizer App-Entwickler glauben, dass Menschen bessere Antworten liefern als die Algorithmen von Google, Facebook und Co. Das funktioniert aber nur, wenn der Schwarm an Usern genug gross ist.
23.12.2018, 14:2524.12.2018, 09:47
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Das Prinzip ist simpel: User stellen anonym beliebige Fragen, andere Nutzer können sie ebenfalls anonym beantworten. Der App-Name spielt darauf an, dass bei Ask Mask alles in einem privaten Eina-zu-eins-Chat abläuft. Die Identität der User ist quasi durch eine digitale Maske geschützt. Das heisst, der Dialog aus der Frage und den Antworten ist nur für die direkt Beteiligten sichtbar.

Der Name ist Programm: Bei Ask Mask gibt es Masken statt Profilfotos.
Der Name ist Programm: Bei Ask Mask gibt es Masken statt Profilfotos.bild: zvg

Natürlich könnte man auch googeln oder in einer Facebook-Gruppe um Rat fragen. Die App-Entwickler glauben jedoch, dass Menschen aus Fleisch und Blut bessere Antworten liefern als Algorithmen: «Unser Nutzenversprechen ist es, dass hinter jeder Antwort Menschen stehen mit ihren Erfahrungen und Skills statt bezahlte Links und Algorithmen», sagt Jonas Schwarz.

Ask-Mask-User erstellen zunächst ein Profil und geben die Themen an, worüber sie Bescheid wissen und zu denen sie Fragen beantworten möchten.

Dieser Screenshot zeigt das persönliche User-Profil mit den eigenen Skills bzw. Themen, zu denen man Fragen erhalten möchte.
Dieser Screenshot zeigt das persönliche User-Profil mit den eigenen Skills bzw. Themen, zu denen man Fragen erhalten möchte.bild: zvg

Nun kann man anonym Fragen stellen und mit Schlagworten (Skills) versehen. Andere User mit den entsprechenden Skills bzw. Kompetenzen sehen die Frage und können sie beantworten.

Dieser Chat ist nur für den Fragesteller und die antwortende Person zu sehen: Auf die Frage nach dem besten Fondue in Zürich erhalte ich prompt eine sinnvolle Antwort.
Dieser Chat ist nur für den Fragesteller und die antwortende Person zu sehen: Auf die Frage nach dem besten Fondue in Zürich erhalte ich prompt eine sinnvolle Antwort.screenshot: watson

Hinter der App, die für Android und iOS verfügbar ist, steht die Basler Start-up-Firma Pocket Solutions. Mitgründer Jonas Schwarz erklärt im Interview, was er und seine Mitstreiter mit der kostenlosen Frage-und-Antwort-App erreichen wollen.

Warum sollen Menschen eure App installieren und auf eine Antwort von anderen Usern warten, statt einfach zu googeln oder in einem Internet-Forum zu fragen?
Jonas Schwarz: Unsere User bleiben bei ihrer Suche anonym und erhalten Antworten von Ansprechpersonen statt bezahlte Links oder Troll-Kommentare. Bisher haben unsere User über 100'000 Messages versendet, um ein paar tausend Fragen zu beantworten. Es hätten weitaus weniger Nachrichten gereicht, um diese Fragen zu beantworten. Unsere App ermöglicht genau diesen Dialog mit Menschen bei der Suche nach Informationen. Das scheint für viele ein Mehrwert zu sein. Wer also Antworten von Menschen aus Fleisch und Blut gegenüber Google-Links bevorzugt, der ist bei uns goldrichtig.

Frage-und-Antworten-Apps sind nichts Neues. Was unterscheidet Ask Mask von Quora und Co.?
Im Unterschied zu Suchmaschinen, Facebook-Gruppen oder Foren wie Quora findet bei uns alles in einem privaten Eins-zu-eins-Chat statt. Eine Frage kann zwar an mehrere Empfänger gesendet werden, die Antworten sieht jedoch nur die fragende Person. Zudem stellt unsere App die Frage nur solchen Personen zu, welche für die Frage relevant sind. Das geschieht über die Auswahl des Matchings mit den im Nutzer-Profil angegebenen Skills bzw. Kompetenzen.

Animiertes GIFGIF abspielen
Das GIF zeigt, wie Ask Mask in der Praxis funktioniert.

Wie ist die Idee zu Ask Mask entstanden?
Am Ursprung stand die Frage: Wie viele Menschen braucht es, um unsere Alltagsfragen beantworten zu können? Reicht die Menge eines Konzertstadions? Wir haben uns dabei auch die Frage gestellt, ob wir eine Zukunft wollen, bei der Informationen von nur wenigen grossen Konzernen angeboten werden, oder ob wir eine digitale Alternative schaffen wollen, welche verifizierbare, lokale Informationen von Mensch zu Mensch ermöglicht. Es mag eine Herkulesaufgabe sein, aber jeder Weg beginnt mit einem ersten Schritt.

Welche Fragen stellen die User am häufigsten? 
Bei über 70 Prozent aller gestellten Fragen handelt es sich um Dienstleistungsempfehlungen in den Bereichen Ferien, Essen, Unterhaltung, Sport, Gesundheit, Shopping, Kindererziehung und Familie etc. Zu einem kleineren Teil geht es um Dating oder um Fragen, welche man nicht öffentlich in eine Facebook-Gruppe stellen möchte.

Bei welcher Art von Fragen bekomme ich am ehesten eine Antwort?
Nun, wir beobachten zwei verschiedene Verhaltensmuster: Einerseits kann man die App ähnlich wie eine Facebook-Gruppe benutzen und eine Frage an möglichst viele User versenden. Die Frage wird dann zwar eher unspezifisch an User vermittelt, dafür ist die Antwortwahrscheinlichkeit hoch.

Andererseits verbinden unsere User Fragen auch mit ganz bestimmten Skills bzw. Erfahrungen, welche nur kleinere Empfängergruppen erreichen. Und da ist die Antwortwahrscheinlichkeit nicht kleiner, wenn die Frage auf aktive App-Nutzer trifft. Insgesamt werden bislang über 70 Prozent der Fragen beantwortet.

Die Kommunikation auf Ask Mask läuft anonym. Was unternehmt ihr, wenn sich die Fragen um illegale Themen drehen?
Die Chats sind privat. Jedoch kontrollieren wir jeden Skill und jede Frage. Bei Unklarheiten und Verstössen fliegt der entsprechende Nutzer raus. Zudem können User selbst unpassende User und deren Inhalte melden und blockieren. Bisher ist das aber bei weniger als einem Prozent der Fragen vorgekommen.

Beim Installieren muss ich die Telefonnumer angeben. Warum?
Das ist korrekt. Damit möchten wir von Anfang an Personen abschrecken, welche mit der Möglichkeit auf Anonymität nur Unfug anstellen möchten. Wir geben die Telefonnummer nicht weiter und sie ist für andere User auch nicht sichtbar.

Die App ist auf Englisch. Muss man Fragen auf Englisch stellen bzw. beantworten?
Die App ist auf Englisch gehalten, damit möglichst viele die Chance haben, sie zu verstehen. Jedoch kann in jeder Sprache gefragt und geantwortet werden. Vorwiegend geschieht das heute auf Deutsch und Englisch. Aber, wer in seinem Profil zum Beispiel seine Skills auf Spanisch hinterlegt, wird nur eine Frage erhalten, wenn jemand seine Frage mit einem spanischen Skill verbindet.

Die App ist also international verfügbar?
Die App ist international verfügbar und seit wenigen Tagen steht auch eine Version für Android im Play Store.

Die iOS-App gibt es schon eine Weile, war bislang aber nicht besonders erfolgreich. Warum glaubt ihr, dass mit der neuen Android-App nun der Erfolg kommt?
Hier muss man ehrlich sein: Als Start-up ist alles knapp: Geld, Zeit und Support. Da musst du um jeden User kämpfen, kreativ sein und jeden Tag Überzeugungsarbeit leisten. Nichts passiert einfach viral – auch wenn das oft die Wahrnehmung bei bereits bekannten Produkten ist.

Wir haben uns für eine Android-Version nach der iOS-App entschieden, weil unsere App im Micro-Cosmos funktionierte. Davon zeugen die vielen Fragen und Antworten. Und wir wollen nicht mehr die Mehrheit unserer potenzieller User ausschliessen. Wir haben so oft die Rückmeldung erhalten: «Ah, nur iOS? Schade, kann ich leider nicht mitmachen», oder: «Kommt wieder, wenn ihr beide Systeme anbieten könnt.»

Wie viele Leute arbeiten an Ask Mask? Und wer macht dabei was?
Wir sind ein Zwerg und verfügen über kein Millionen-Budget, um ein Produkt inklusive Marketing so hinzubekommen, wie das Publikum da draussen es kennt und erwartet. Vier Personen arbeiten an der Umsetzung der Idee, teilweise neben ihren Jobs.

Wenn das Produkt gratis ist, bist du das Produkt, hört man oft. Gilt dies auch bei Ask Mask?
Ja und nein, du bist eine Lösung mit deinen Antworten für andere und bekommst Lösungen von anderen. Der Wert der Community steigt mit der Anzahl der Menschen. Da wäre ein kostenpflichtiger Einstieg Unsinn. Zudem besitzen nicht wir als App-Entwickler das Wissen und die Erfahrungen, sondern unsere User.

Wie wollt ihr mit Ask Mask Geld verdienen?
Dienstleister wie Hotels, Restaurants, Versicherungen etc. können bei uns einen Business Account lösen. Wer nach einer Dienstleistung wie einem Hotel in einer bestimmten Stadt fragt, soll eine Antwort bzw. ein Angebot direkt von einem dortigen Hotel erhalten können und dieses sofort mit privaten Antworten vergleichen können.

Anders als private User erscheinen Business Accounts nicht anonym in der App, sondern sind mit dem Firmennamen, der Webseite und einem Trust-Symbol gekennzeichnet. User sehen diese Informationen, sobald eine Frage von einem Hotel, Restaurant etc. beantwortet wird. Zurzeit befinden wir uns mit diesem Businessangebot aber erst in der Testphase. 

Wer aktuell nach einem Hotel in Zermatt sucht, findet erst vier Ask-Mask-Nutzer, die sich in Zermatt auskennen.
Wer aktuell nach einem Hotel in Zermatt sucht, findet erst vier Ask-Mask-Nutzer, die sich in Zermatt auskennen.bild: zvg

Eure App hat erst rund 700 Nutzer. Wie viele braucht ihr, damit Ask Mask ein Erfolg wird?
Das Konzertstadion ;). Oder anders gesagt: Unser Ziel ist es, dass die Antwortwahrscheinlichkeit maximal wird. Wir glauben, dass wir das erreichen können, wenn wir die Grösse einer mittelgrossen Facebook-Gruppe erreichen. Dann gibt es keinen Grund mehr anderswo zu fragen, wenn du weisst, dass du immer Menschen im Hosensack dabei hast, die dir verifizierbare Antworten aufgrund ihrer Erfahrungen liefern können.

Ask Mask ist im App Store fürs iPhone sowie neu im Play Store für Android gratis verfügbar.

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30 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Cisco
23.12.2018 14:50registriert November 2017
Kling spannend! Auf iOS installiert und SMS Code für Registrierung bekommen und eingegeben: „This device does not exist or is not challenged“. Elementares sollte schon funktionieren...
«Wer Antworten von Menschen statt bezahlte Google-Links will, ist bei uns goldrichtig»
Kling spannend! Auf iOS installiert und SMS Code für Registrierung bekommen und eingegeben: „This device doe ...
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xHascox
23.12.2018 16:23registriert Juli 2016
Meine Fragen:

1. Was ist daran besser als gutefrage.net?
2. Fragen nur privat zu beantworten führt doch dazu, dass die selbe Frage mehrmals gestellt wird, was eine Zeitverschwendung darstellt.
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derEchteElch
23.12.2018 15:00registriert Juni 2017
Funktioniert nicht.

Bestätigungs-SMS erhalten, dann die drei gewünschten Themengebiete ausgewählt, Benutzernamen angegeben und fertig.

Dann lande ich wieder auf dem Screen, wo ich die Handynummer eingeben muss/soll. Nicht gerade sauber, wie dies funktioniert.

Phishing-App?? 🤨
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