Der chinesische Telekomkonzern Huawei will sein Wachstum in der Schweiz fortsetzen. Dazu möchte das Unternehmen mehr Mitarbeiter einstellen, wie Haitao Wang, der Leiter der Schweizer Tochtergesellschaft, am Freitag in einem Interview mit der Westschweizer Wirtschaftszeitung «L'Agefi» sagte.
Huawei Schweiz wolle bereits in diesem Jahr die Zahl der Arbeitsplätze um 50 Prozent steigern, erklärte Wang, der im April 2017 in seine Position berufen wurde.
Dies beziehe sich auf den Firmenkundenbereich ohne Telekomkonzerne, erklärte Huawei-Schweiz-Sprecher Axel Menning auf Anfrage. Damit werde in diesem Jahr in diesem Bereich die Marke von 50 Stellen überschritten.
Und in den nächsten Jahren peile man ein Wachstum von rund 30 Prozent an.
«Der Smartphone- und PC-Markt wächst überdurchschnittlich schnell», führte Wang weiter aus. Huawei selbst habe sich von einem Nischenanbieter zu einem Herausforderer für die grossen Player entwickelt. Und nun wolle das Unternehmen gar den Spitzenplatz in dem Markt erobern.
Huawei hat seinen Hauptsitz in der Schweiz in Liebefeld im Kanton Bern, unweit von der Swisscom entfernt.
Weiter hat das Unternehmen Büros in Dübendorf bei Zürich und in Lausanne. Insgesamt beschäftigt Huawei hierzulande derzeit 350 Mitarbeiter.
Die Umsätze seines Unternehmens in der Schweiz wollte Wang allerdings nicht offen legen. Er sagte einzig, dass sich die chinesische Gruppe «erfolgreich auf dem Schweizer Markt etabliert hat».
Anfang Dezember soll Huawei sein erstes Smartphone mit seitlich platziertem Loch im Display vorstellen. Da hat der Westschweizer Journalist, der das Interview mit dem Huawei-Schweiz-Chef führte, natürlich nachgehakt. Allerdings liess sich Haitao Wang keine Details entlocken. Er sagte nur, die User dürften sich auf Innovationen freuen.
Laut jüngsten Berichten hat das neue Huawei-Smartphone, das Nova 4 heisst, keine Ausbuchtung (Notch) am oberen Display-Rand. Die Frontkamera steckt im Kreis links, sie ist also unter dem Sicherheitsglas, ins Display integriert.
Huaweis Android-Konkurrenten, allen voran Samsung, wollen auch bald Smartphones ohne Notch herausbringen.
Bei seiner globalen Expansionsstrategie könnte dem chinesischen Unternehmen die Politik einen Strich durch die Rechnung machen. Wie das «Wall Street Journal» berichtete, macht die US-Regierung unter Präsident Trump bei ihren Verbündeten Stimmung gegen Huawei mit Verweis auf Bedenken bezüglich der nationalen Sicherheit.
Der Vorwurf lautet auf mögliche Spionage durch sogenannte Backdoors. Damit bezeichnet man einen Teil einer Software, der es Spionen ermöglicht, unter Umgehung der normalen Zugriffssicherung Zugang zu Rechnern zu erlangen.
Die Telekombranche in Neuseeland darf deshalb keine Ausrüstung von Huawei für den Aufbau der neuen Mobilfunktechnologie 5G einsetzen, wie am Mittwoch bekannt wurde. Ein entsprechendes Verbot erteilte der Geheimdienst in Wellington mit Verweis auf ebendiese Sicherheitsrisiken.
Hinter den Vorwürfen, die nicht durch konkrete Beweise belegt sind, stehen handfeste wirtschaftliche Interessen. Unter Trump sind die USA mit China auf Konfrontationskurs. Es wurden auch bereits Strafzölle verhängt, um die Position von US-Unternehmen auf dem Heimmarkt zu stärken.
Nicht erwähnt wird seitens der US-Regierung, dass die eigenen Geheimdienste – allen voran die NSA – weltweit Freund und Feind ausspionieren, wie dank des Whistleblowers Edward Snowden seit 2013 bekannt ist.
Bedenken gegenüber chinesischen Technologie-Herstellern gibt es auch in Deutschland. Vor allem hinter den Kulissen drängen dort einige Politiker, über einen Ausschluss von Huawei nachzudenken. In der Schweiz ist Huawei derweil Lieferantin für das Mobilfunknetz von Sunrise.
Und der Schweizer Konzern hält zu den Chinesen. «Wir haben keine Pläne, den Technologiezulieferer zu wechseln», sagte Firmensprecherin Therese Wenger am Donnerstag dem «Tages-Anzeiger». Und man sehe keinen Anlass, dass die Schweizer Behörden bezüglich der Sicherheit von Huawei-Services zu einer ähnlichen Einschätzung wie die amerikanischen gelangen sollten.
Am Dienstag teilte Sunrise mit, dass im bündnerischen Laax das erste standardisierte 5G-Netz in einem Skiresort weltweit in Betrieb genommen werde. In der Medienmitteilung wird ein Verantwortlicher der Bergbahnen zitiert, wonach voraussichtlich «ab ca. 2020 die ersten Touristen mit 5G-fähigen Smartphones auf den Pisten ihre Bahnen ziehen».
Im Dezember 2017 hatte der Mobilfunkanbieter gemeinsam mit Huawei die schnellste 5G-Verbindung der Welt hergestellt und die Downloadrate von 3,28 Gbit/s geknackt.
(dsc/awp/sda)