Der koreanische Elektronikhersteller Samsung sorgt sich offenbar um Bekanntheit und Absatz seiner neuen Tablets Galaxy Tab S 8.4 und S 10.5. Dabei macht sich Samsung das Vertrauen, das Online-Käufer den Bewertungen anderer Käufer schenken, zunutze. Das Unternehmen lädt Interessenten ein, eines der 390 bis 580 Euro teuren Geräte zu testen. Der Clou der Aktion: «Das Testgerät darfst Du behalten», heisst es auf der entsprechenden Werbeseite.
In den Teilnahmebedingungen werden die Tester angehalten, mindestens zwei Produktberichte zu verfassen und auf dem eigenen Blog oder in den Bewertungskommentaren von Online-Shops zu veröffentlichen. Die entsprechenden Belege müssen Samsung via E-Mail zugesandt werden: «Sofern der Tester die gestellten Aufgaben erfüllt und die Resultate ordnungsgemäss per E-Mail-Antwort an Samsung übermittelt hat ..., kann der Tester die ihm überlassenen Testgeräte unentgeltlich behalten.» Wie «Heise» berichtet, hat die Aktion durchaus eingeschlagen. Beim Online-Kaufhaus Amazon waren bis zum 11. August an die 80 Rezensionen zusammengekommen.
Die Hälfte stamme von Nutzern, denen Samsung das Gerät wohl gratis überlassen habe. 20 Rezensenten gaben an, ihre Bewertung im Rahmen eines Produkttests verfasst zu haben. Dass deren Bewertungen überwiegend positiv ausfallen, verwundert kaum. Zwar sichert sich Samsung ab und stellt in den Teilnahmebedingungen klar: «Auf das Testergebnis nimmt Samsung keinen Einfluss.» Doch wird jemand, der sich für die genannten Geräte begeistert und sie gerne haben möchte, wohl weniger Kritik üben als jemand, der ein solches Gerät normal gekauft und bezahlt hat.
Ob die Tester ihr Samsung-Testgerät tatsächlich behalten dürften, erfahren sie allerdings erst nach der Veröffentlichung ihrer Einschätzung.
Weitere 25 Bewertungen seien als «Kundenmeinung aus dem ‹Amazon Vine – Club der Produkttester›-Programm» gekennzeichnet. Erprobte Vielschreiber werden nur «auf Einladung» in diesen erlauchten Kreis aufgenommen. Im Fall der neuen Galaxy Tabs wird der Leser der Rezensionen nicht darüber aufgeklärt, «dass die Autoren die Geräte in der Regel behalten dürfen. Auch die Vine-Hilfeseite erklärt das nicht», so «Heise». Besonders kritische Bewertungen dürften also eher die Ausnahme sein.
Das zeige das Gesamtbild: Vine-Mitglieder hätten dem Galaxy Tab S durchschnittlich 4,4 Sterne von fünf möglichen gegeben. Bei Autoren, die ihr Gerät offensichtlich selber bezahlen mussten, liege der Wert dagegen bei 3,5 Sternen.
Dieses Verfahren wird laut «Heise» nicht zuletzt durch Amazons laxe Regeln begünstigt. Zwar verbiete das Online-Kaufhaus bezahlte Rezensionen. Gratis-Exemplare besprochener Produkte dürften die Rezensenten dagegen annehmen und müssten das in ihrer Bewertung auch nicht angeben.
Derartige Methoden gefährden auf lange Sicht den Erfolg der Bewertungsmöglichkeit durch Produktkäufer. Denn wenn Rezensionen entweder vom jeweiligen Hersteller gefakte Texte oder das Ergebnis eines Tauschhandels sind, kann sich der potentielle Kunde auch gleich mit der Lektüre der Werbeprospekte begnügen. (meu)