Im Vorfeld der Handymesse Mobile World Congress (MWC) hat Samsung am Sonntag in Barcelona das neue Samsung S7 vorgestellt. Es ist im wesentlichen eine Weiterentwicklung des letztjährigen Modells (siehe Box).
Der grosse Star an der Medienkonferenz war deshalb nicht das Handy selber, sondern ein anderes, gänzlich neues Gadget.
Es handelt sich um die kleine Panoramakamera Gear 360. Sie hat die Form einer Kugel, ist nicht viel grösser als ein Golfball und steht auf drei ausklappbaren Beinen. Wie der Name vermuten lässt, kann man damit 360-Grad-Aufnahmen machen. Dazu reichen der Kamera zwei sich gegenüberliegende Linsen (je 15 Megapixel) mit Fischauge-Objektiv.
Die beiden Perspektiven werden dann auf dem Smartphone zu einem Rundum-Bild vereint. Auf dem Handydisplay kann der Betrachter dann durch Wischbewegungen den Blickwinkel selber bestimmten.
Solche 360-Grad-Videos sind gerade stark im Kommen. Es gibt etwa bereits eine Kamera namens 360fly, die man sich auf den Skihelm schnallen kann. Die damit geschossenen Panorama-Filmchen lassen sich auch auf Facebook teilen oder auf YouTube laden.
Beeindruckend ist etwa die vom österreichischen Fernsehen gefilmte Hahnenkammabfahrt. Die 360-Grad-Optik gibt einem ein Gefühl von Präsenz. Schliesslich schauen wir ja nicht in einem 16:9-Format auf die Welt, sondern bewegen ständig Augen und Kopf.
Für Samsung steht fest, dass die Art und Weise wie die Menschheit Erinnerungen speichert und teilt, sich durch 360-Grad-Kameras ändern wird. Und die Gear 360 soll einen Beitrag dazu leisten.
Die Videos, die uns Samsung vorgeführt hat, sahen dann auch beeindruckend aus. Jenes, das wir selber aufgenommen haben, überzeugte uns allerdings weniger. Das mag einerseits an den schlechten Lichtverhältnissen liegen, die im Raum geherrscht haben. Andererseits störten wir uns am starken «Fischauge-Effekt», der an den Blick durch den Türspion erinnert.
Die Kamera, die zwischen 450 und 500 Franken kosten soll, funktioniert nur mit einem neuen Samsung-Galaxy-Smartphone (ab Galaxy S6). Der Akku ist austauschbar und lässt sich über die USB-Mini-Schnittstelle laden. Mit dem Handy verbindet sich die Kamera über Bluetooth, die Daten werden dann allerdings über die stabilere Wifi-Direct-Verbindung ausgetauscht.
Die 360-Grad-Videos lassen sich mit der Brille Gear VR auch als Virtual-Reality-Erlebnis geniessen. Die Blickrichtung bestimmt man dann durch die Kopfbewegung; einen störenden Bildschirmrand gibt es nicht mehr, sodass man wirklich das Gefühl hat, man sei im Film.
Mit der Brille Gear VR, die Samsung Ende 2015 in der Schweiz lanciert hat, machte Samsung einen ersten Schritt, um Virtual Reality (VR) einer breiten Masse zugänglich zu machen. Denn anders als etwa die Oculus Rift, die im Frühling auf den Markt kommen wird und 700 Franken kosten wird, setzt die Gear VR keinen leistungsstarken Computer voraus, sondern nur ein neueres Galaxy-Smartphone, dessen Bildschirm als Display der Brille genutzt wird.
Die Gear 360 ist nun der zweite Schritt, um VR massentauglich zu machen. Damit können die Nutzer die Inhalte für ihre Brille gleich selber produzieren und übers Internet teilen. Davon verspricht sich insbesondere Facebook viel. So gab sich dann Mark Zuckerberg höchstpersönlich die Ehre für einen kurzen Gastauftritt an der Samsung-Pressekonferenz.
Er lobte die Gear 360 und bezeichnete Virtual Reality als die nächste grosse Plattform. Über sie werden wir mit unseren Freunden in Kontakt bleiben und gegenseitig Erinnerungen austauschen.
«Virtuelle Realität ist die nächste Plattform», verkündete Zuckerberg. Samsungs neue Galaxy-S7-Smartphones sollen im Zusammenspiel mit dem 3D-Brillen-Gehäuse Gear VR ein besseres Erlebnis beim Eintauchen in virtuelle Welten bieten.
Zuckerbergs Auftritt bei der Mobilfunk-Messe Mobile World Congress steht eigentlich erst für Montagabend auf dem Programm. Dann dürfte er bei seinem dritten Besuch der Smartphone-Show bei den Mobilfunk-Bossen wieder für seine Initiative Internet.org werben. Sie soll günstige bis kostenlose Internet-Zugänge in Entwicklungsländern bieten.
Die Telekombranche zeigt sich bisher skeptisch. Zuckerberg demonstrierte mit seinem Überraschungsbesuch auf der Samsung-Bühne auch seine Popularität – wie bei einem Rockstar stürzten Fotografen zur Bühne, um den 31-jährigen abzulichten.
Zu Facebook gehört der Virtual-Reality-Vorreiter Oculus, für den Zuckerberg zwei Milliarden Dollar zahlte und dann noch mehr Geld in die weitere Entwicklung investierte. Der Facebook-Chef glaubt an die Zukunft mit virtueller Realität. Ihn reize es, später nicht nur Fotos von ersten Schritten seiner kleinen Tochter Max zu sehen, sondern in die Szene eintauchen zu können, sagte Zuckerberg.
Oculus wird bald auch die Brille Rift mit eigenem Display statt Einsteck-Smartphone ausliefern. Der Smartphone-Anbieter HTC kündigte in Barcelona den Start seines Konkurrenz-Geräts Vive für Anfang April an.
Disclaimer: Raffael Schuppisser hat auf Einladung von Samsung den «Upacked»-Event in Barcelona besucht.