Die Grundlage für die US-Vorwürfe gegen die russische Antiviren-Firma Kaspersky wird etwas klarer: Der «New York Times» zufolge kam der Hinweis vom israelischen Geheimdienst, der bei einem Kaspersky-Hack entdeckt habe, dass russische Spione damit NSA-Geheimnisse suchten.
Die israelischen Spione hätten dem US-Abhördienst NSA Beweise in Form von Screenshots und Dokumentation geliefert, schrieb die «New York Times» in der Nacht zum Mittwoch unter Berufung auf informierte Personen. Konkretere Details gab es nicht.
Kaspersky bekräftigte in einer Reaktion, man habe nie irgendeiner Regierung bei der Cyberspionage geholfen. Technisch gesehen könnte der russische Geheimdienst auch ohne eine direkte Kooperation der Firma Schwachstellen in Kaspersky-Software ausgenutzt oder Agenten bei den Virenjägern eingeschleust haben. Gründer Eugene Kaspersky kündigte interne Untersuchungen an.
Der Druck auf Kaspersky in den USA hatte in den vergangenen Wochen zugenommen. Im September war der Einsatz der Software auf Behörden-Computern verboten worden.
Vergangene Woche berichtete das «Wall Street Journal», die Antiviren-Software habe eine Rolle beim Diebstahl von Angriffswerkzeugen der NSA durch mutmasslich russische Hacker gespielt habe. Nach Erkenntnissen US-amerikanischer Ermittler wurden die Informationen 2015 bei einem externen Mitarbeiter des US-Abhördienstes entwendet, der sie heimlich auf seinen privaten PC übertragen hatte, hiess es.
Antiviren-Programme haben weitreichenden Zugriff auf den Computer, um ihn analysieren und schützen zu können. Sie wären damit ein nahezu perfektes Spionage-Werkzeug.
Grundsätzlich scannen sie den Computer und vergleichen gefundene Software mit den Schadprogrammen, die dem Anbieter bekannt sind. Bei einer Übereinstimmung greifen sie ein.
Kaspersky-Kritiker in den USA argumentieren unter anderem, mit dem Antiviren-Programm gelangten auch grundsätzlich Informationen über US-Computer nach Moskau. (oli/sda/dpa)