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Ob es ein Algorithmus war oder ein menschlicher Kontrolleur, der eine der berühmtesten Kriegsfotografien aus Facebook entfernte, ist nicht klar. Aber genau das ist passiert. Und zwar wiederholt. In einem offenen Brief hat sich nun der verärgerte Chefredaktor der grössten norwegischen Zeitung, «Aftenposten», an Facebook-Chef Mark Zuckerberg persönlich gewandt. Sein Vorwurf ist happig: Zensur.
Was ist passiert? Wie Chefredaktor Espen Egil Hansen in seinem flammenden Appell erklärt, hat «Aftenposten» das berühmte Foto des Mädchens Kim Phuc in einem Facebook-Post veröffentlicht. Es ist jenes Symbolbild des Vietnam-Krieges, in dem ein nacktes Mädchen schreiend vor Napalm-Bomben flüchtet.
Von Facebook kam laut dem Chefredaktor ein «Mail aus Hamburg». Weil das Bild Nacktheit zeige, müsse es entfernt oder verpixelt werden. «Weniger als 24 Stunden später und bevor ich antworten konnte, hast Du selbst reagiert und den Artikel sowie das Bild von der Facebook-Seite von ‹Aftenposten› gelöscht», schreibt Egil Hansen an Mark Zuckerberg.
Pikant am Ganzen ist, dass der «Aftenposten»-Beitrag bereits von einer Zensuraktion handelt: Der norwegische Autor Tom Egeland hatte das Vietnam-Foto ebenfalls gepostet, und als Facebook es entfernte, kritisierte dies Egeland. Facebooks Reaktion: Egeland wurde gesperrt.
Was im offenen Brief folgt, ist harsche Kritik zu den Richtlinien, nach denen Facebook funktioniert. Für den «Aftenposten»-Chefredaktor, der bemüht ist, sich nicht als Facebook-Gegner zu positionieren, geht das Gehabe von Facebook zu weit. Nicht genug, dass Facebook Regeln aufstelle, die nicht zwischen Kinderpornografie und berühmten Kriegsfotografien unterschieden, und diese auch noch durchsetze – Facebook zensuriere dann auch noch Kritik und Diskussionen über solche Entscheide und bestrafe Leute, die Kritik äusserten. «Mark, es ist ernst», schreibt er.
«Mark, versuch Dir mal Folgendes vorzustellen», fährt der Chefredaktor fort: «Wenn in einem neuem Krieg Kinder Opfer von Fassbomben und Giftgasangriffen werden, würdest Du dann ebenfalls die Dokumentation dieser Gräueltaten unterbinden, nur weil eine kleine Minderheit möglicherweise von Bildern nackter Kinder verletzt sein könnte?»
Falls Facebook mehr wolle als zu wachsen und immer mehr Geld zu verdienen, dann müsse es seine Funktionsweise grundlegend überdenken, fordert Egil Hansen. Konkret stellt sich der Chefredaktor vor, regional unterschiedliche Richtlinien anzuwenden und Medien mehr Freiheit bei deren redaktionellen Entscheide geben.
Zum Schluss hängt der Chefredaktor noch ein «PS» an, das wir für sich selbst sprechen lassen wollen:
(trs)