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FaceApp? Gratis-Tool verwandelt Porträts in klassische Kunstwerke

Das Original (links) und ein daraus erzeugtes Porträt.
Das Original (links) und ein daraus erzeugtes Porträt.bilder: aiportraits.com

Vergiss FaceApp! Dieses geniale Tool verwandelt dein Gesicht in ein klassisches Kunstwerk

Statt Gesichter zu altern, verwandelt sie dieses Tool mit Künstlicher Intelligenz in meisterliche Gemälde. Wir haben es mit Prominenten getestet.
24.07.2019, 12:0725.07.2019, 10:51
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Update: aiportraits.com ist «down». Die Verantwortlichen schreiben, dass wegen der überwältigenden Popularität der Website derzeit Wartungsarbeiten stattfinden. Und weiter: «Schauen Sie bald wieder vorbei.»

Update 2: Am Donnerstag, 25. Juli 2019, wird beim Aufrufen der Website nur ein Server-Fehler angezeigt.

Was gibts?

Auf der Website aiportraits.com lassen sich Selfies und Porträtaufnahmen in klassische Kunstwerke verwandeln. Die hochgeladenen Digitalfotos werden mit Künstlicher Intelligenz (KI) generiert und automatisch angezeigt.

Bild
screenshot: twitter

Warnung! ☠️Dieses Tool kann deine Gefühle verletzen. Ohne Absicht! Manchmal sind die generierten Resultate absolut umwerfend, manchmal ziemlich gewöhnungsbedürftig, wie man unschwer in der Bildstrecke (weiter unten) sieht.

Der Software liegen sogenannte Künstliche Neuronale Netzwerke zugrunde. Das sind Algorithmen, die auf 45'000 klassische Porträts trainiert wurden. So lassen sich Gesichter als digitale Gemälde in Öl, Aquarell oder Tinte erzeugen.

Die Gesichtszüge werden komplett neu gestaltet. In der Datenbank sind eine Vielzahl von Stilen enthalten, die Künstler von Rembrandt über Tizian bis Van Gogh abdecken, wobei jedes Mal ein einzigartiges Porträt erzeugt wird.

«Du wirst dich vor einem Spiegel wiederfinden und Tausende von Rembrandts, Caravaggios und Tizians spüren, die dich Augenblick für Augenblick porträtieren.»
Versprechen der Tool-Entwickler

Das Mobile-optimierte Tool funktioniert auch hervorragend mit dem Smartphone-Browser. Allerdings war der Server am Dienstag während Stunden überlastet und es wurde nach dem Hochladen eine Fehlermeldung angezeigt.

Wer steckt dahinter?

Keine russische GmbH. 😉

Entwickelt wurde das kostenlos verfügbare Tool von Forschern des MIT-IBM Watson AI Lab, einer renommierten Forschungseinrichtung in Cambridge, Massachusetts.

Was ist mit Datenschutz und Privatsphäre?

Die Verantwortlichen versprechen auf der Website zum Forschungsprojekt:

«Ihre Fotos werden an unsere Server geschickt, um Porträts zu erstellen. Wir verwenden die Daten Ihrer Fotos nicht für andere Zwecke und werden sie sofort löschen.»
Bild
screenshot: watson

So genial sehen die erstellten Porträts aus

Klick dich durch die folgende Bildstrecke, um eindrückliche und verblüffende Verwandlungen von Schweizer Promis und internationalen Persönlichkeiten zu sehen ...

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AI Portraits verwandelt Porträt-Fotos in Kunstwerke
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Wie funktioniert das?

Mit Künstlichen Neuronalen Netzwerken (KNN).

Bevor ein KNN für die vorgesehen Aufgabe eingesetzt werden kann, muss es trainiert werden. Dies geschieht anhand von vorgegebenen Regeln und Lernmaterial (in diesem Fall Digitalfotos von klassischen Kunstwerken). So lernt die Software die Verbindungen sogenannter Neuronen zu gewichten, bis es eine bestimmte «Intelligenz» erreicht hat.

Neuronen?

Das Künstliche Neuronale Netz (KNN) ist bis zu einem gewissen Grad dem Aufbau des biologischen Gehirns nachempfunden. Es besteht aus einem abstrahierten Modell miteinander verbundener Neuronen, durch deren spezielle Anordnung und Verknüpfung sich Anwendungsprobleme aus verschiedenen Bereichen wie der Statistik, der Technik oder der Wirtschaftswissenschaften computerbasiert lösen lassen.

Das Porträt-Tool basiert auf zwei KNN. Eines ist darauf trainiert worden, digitale Porträtbilder von Menschen zu erkennen (der sogenannte «Discriminator»). Das andere Netzwerk hat gelernt, Porträts zu erzeugen («Generator»).

Nicht nur Farben, sondern auch die Linien des Gesichts werden komplett neu gestaltet. Dabei entscheidet die Software selbst, welchen Stil es für das Porträt verwendet.

Nichts zu lachen?

Die Entwickler haben sich auf das Europa des 15. Jahrhunderts konzentriert, weil es von renommierten Kunsthistorikern als stilistischer Wendepunkt in der Geschichte der Porträtmalerei angesehen wird. Diese Epoche sei von der Entstehung realistischer Darstellungen geprägt gewesen.

Jedes Bild aus den Trainingsdaten sei sorgfältig ausgewählt worden, um dem neuronalen Netzwerk beizubringen, von den schönsten Werken alter Meister zu lernen. Es gebe eine grosse Vielfalt an Stilen, von Lucian Freud bis Giovanni Boldini, von John Singer Sargent bis Vincent Van Gogh.

Bild
screenshot: aiportraits.com

Was auffällt: Die klassischen Kunstwerke zeigen selten ein fröhliches Gesicht. Tatsächlich malten die alten Meister nicht gern lächelnde oder gar lachende Menschen, weil solche Regungen mit einem komischeren Aspekt der Malerei in Verbindung gebracht wurden und weil die Abbildung eines so offenen Ausdrucks das Gesicht zu verzerren schien.

Darum ist es auch spannend zu sehen, was das Tool aus Aufnahmen mit lachenden Gesichtern macht. Die Resultat sind manchmal ziemlich, ähm, gewöhnungsbedürftig.

Bei Michelle Hunziker verschwinden flugs die Zähne. Und bei dir?
Bei Michelle Hunziker verschwinden flugs die Zähne. Und bei dir?screenshot: aiportraits.com

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