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9 Gründe, warum ich Facebook verabscheue

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Facebook sucks

Mit dem weltgrössten Online-Netzwerk verbindet mich seit Jahren eine Hassliebe. Wobei, ehrlich gesagt, die Liebe am Schwinden ist. 9 Gründe.
27.06.2016, 11:2622.02.2018, 15:12
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Facebook mag keine Brüste und nackten Körper

Ich schon.

Hingegen mag ich es nicht, wenn mir ein amerikanisches Unternehmen fragwürdige Moralvorstellungen aufzwingt.

Ob schmusende gleichgeschlechtliche Paare oder die Brustwarzen einer Frau: Zensur, nein danke!

Der deutsche Fotograf Olli Waldhauer setzte im vergangenen Herbst ein Zeichen und lud dieses Bild ins Netz hoch – viele Facebook-Nutzer folgen seinem Beispiel.
Der deutsche Fotograf Olli Waldhauer setzte im vergangenen Herbst ein Zeichen und lud dieses Bild ins Netz hoch – viele Facebook-Nutzer folgen seinem Beispiel.bild: Olli waldhauer

Mit Neonazis, Rassisten und Psychos in einem Boot

Mir passt nicht, dass nackte Haut für Facebook ein Problem ist, bei Gewaltdarstellungen und Hass-Propaganda hingegen spät oder gar nicht eingegriffen wird.

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screenshot: facebook

Die Facebook-Führung, sprich: Mark Zuckerberg, hat wiederholt angekündigt, verstärkt gegen Hass-Beiträge vorzugehen. Davon ist im Social-Media-Alltag kaum etwas zu spüren.

Wer gute Laune hat und dies ändern will, braucht nur die Kommentare zu einem kontroversen politischen Thema zu lesen. Aktuelles Beispiel aus der Schweiz? Voilà!

Vieles, das dem gesellschaftlichen Zusammenhalt schadet oder gar gegen das Gesetz verstösst, bleibt unangetastet. Und wenn man Anstössiges meldet, gibt es häufig – wenn überhaupt – eine Rückmeldung, dass nichts getan werden könne.

Fazit: Hasskommentare sind an der Tagesordnung und Facebook kommt seiner Verantwortung seit Jahren nicht nach ...

Facebook erklärt seine Spielregeln

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Facebook erklärt seine Spielregeln
Facebook schreibt in den Spielregeln: «Wir entfernen Fotos von Personen, auf denen Genitalien oder vollständig entblösste Pobacken zu sehen sind.»
quelle: epa/dpa / maurizio gambarini
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Mehr «Dreck»

Mir ist herzlich egal, ob das automatische Filter-System aus technischen Gründen zu wenig «Dreck» herausfiltert, oder ob das Unternehmen gar nicht mehr tun will, weil es auch an fragwürdigen Inhalten mitverdient, da es ja in erster Linie um immer mehr Klicks geht (siehe Punkt 6).

Dass der öffentliche Druck auf das US-Unternehmen erhöht werden muss, haben mittlerweile zumindest einige Politiker im Ausland (hallo Schweizer Parlament?!) erkannt.

epa05348377 Israeli Justice Minister Ayelet Shaked delivers a speech during a conference titled 'Internet usage and responsibility - legal means to curb online hate speech' in Budapest, Hung ...
Ayelet Shaked, Justizministerin Israels.Bild: EPA/MTI

Grosse Internet-Unternehmen wie Facebook, Google und Twitter müssten endlich wirksam gegen kriminelle Machenschaften auf ihren Plattformen vorgehen, forderte kürzlich die israelische Justizministerin. Es würden zum Teil schwere Straftaten begangen.

Der Gesetzgeber müsste private Unternehmen in die Pflicht nehmen. Das Problem bei Facebook und Co. ist allerdings, dass sie hinter den Kulissen mit allen Mitteln versuchen, strengere Regeln zu verhindern.

Mit den Werbegeldern, die das Unternehmen kassiert, wird nicht nur technische Innovation betrieben, es wird damit auch ein Heer von Lobbyisten und Anwälten finanziert.

Damit wären wir bei einem weiteren grundlegenden Problem.

Facebook pfeift auf meine und deine Privatsphäre

Wenn etwas gratis ist, ist man selber das Produkt.

Zugegeben, das gilt auch für watson News und andere kostenlos verfügbare Newsportale. Wir verdienen unser tägliches Brot mit Online-Werbung. Die Leser erhalten attraktive Inhalte und bezahlen mit ihrer Aufmerksamkeit und Zeit. Deal?

Doch im Vergleich mit Facebook sind watson und Co. Waisenknaben. Die Datensammelwut des amerikanischen Social-Media-Konzerns ist für Normalbürger unvorstellbar. Facebook sammelt einfach alles, was es an verwertbaren Informationen in die Finger kriegt. Denn mit personalisierter Werbung lässt sich ein Heidengeld machen.

Und dabei muss man nicht mal registriertes Facebook-Mitglied sein. Wer im Internet surft und sich nicht mit Anti-Tracking-Tools schützt, wird automatisch ausspioniert. Immer.

Wer in der Facebook-Blase («Filter Bubble») lebt, verarmt geistig

Zugegeben, man kann es sich gemütlich einrichten im eigenen Facebook-Universum. Beiträge von anderen Facebook-Nutzern, die nicht der eigenen Sichtweise entsprechen oder aus anderen Gründen unerwünscht sind, klickt man einfach weg.

Zudem registriert Facebook jeden Like und jede andere Interaktion und passt die Inhalte, die in den Newsfeed gesendet werden, automatisch an.

Bis nur noch Zeugs auftaucht, das dem eigenen Ego entspricht.

Das ist bei watson (ob in der App oder auf der Website) anders 😉.

Immerhin können wir dank Facebook auch herzhaft lachen: Die besten Facebook-Fails, bei denen man sehnlichst hofft, dass sie nicht echt sind

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Die besten Facebook-Fails, bei denen man sehnlichst hofft, dass sie nicht echt sind
Pass auf, was du sagst.
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Fake News

Ja, auch professionellen Medienunternehmen wie watson unterlaufen Fehler in der Berichterstattung. Das ist aber kein Vergleich zu dem, was bei Facebook an Falschmeldungen – ob absichtlich («gesponsert») oder aus Dummheit – verbreitet wird.

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screenshot: facebook

Die Situation verschlimmert sich von Jahr zu Jahr, das erklärt auch den gewaltigen Zulauf bei virtuellen Müllabfuhr-Unternehmen wie zuerstdenken.com.

Um eine besonders bescheuerte Form von Fake News geht's beim nächsten Punkt.

Kettenbriefe

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screenshot: mimikama.at

Facebook macht unglücklich

Auch wenn wir es nicht gerne hören, so ist es doch wissenschaftlich erwiesen: Smartphones und Facebook machen uns depressiv und gefühllos ...

Facebook ist schlecht für die Demokratie

Journalisten, respektive Medien mit journalistischer Ethik, bilden in demokratischen Staaten die vierte Gewalt. Sie sollen insbesondere den Reichen und Mächtigen auf die Finger schauen und Missstände aufdecken.

Was hat das mit Facebook zu tun?

Mit über 1,5 Milliarden Mitgliedern ist Facebook eine Super-Macht. Das Problem: Der US-Konzern macht sich immer mehr zum wirtschaftlichen Partner von Medienunternehmen. Wer die eigenen Inhalte so anpasst, dass sie vom Facebook-Algorithmus an viele Nutzer ausgeliefert werden, profitiert. Und man kann mit Geld nachhelfen, um die Klick-Zahlen zu pushen.

Das sind allerdings nicht unbedingt Storys mit hoher gesellschaftlicher Relevanz. Wertvolle Beiträge, die nach der Publikation bei Facebook (zu) wenig Aufmerksamkeit erhalten, verschwinden in den Tiefen des Online-Netzwerks.

Man muss nur eins und eins zusammenzählen, um zum Schluss zu kommen, dass Facebook die journalistische Themen-Wahl und Berichterstattung beeinflusst. Je länger, desto stärker.

Bedenklich ist aber auch, wie Facebook den Ausgang von Wahlen und Abstimmungen beeinflussen kann. Das passiert im Versteckten, respektive ohne demokratische Kontrolle.

Mehr zum Thema

Soll man diese unheimliche Entwicklung unterstützen, indem man Facebook immer mehr Aufmerksamkeit widmet?

PS: Dieser Beitrag ist auch ein Experiment. Mal schauen, was passiert, wenn ich ihn bei Facebook poste 😱.

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78 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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DailyGuy
27.06.2016 11:36registriert Dezember 2015
Ich muss dir recht geben. Facebook sucks. Gerade die negative Stimmung bzw. der "Humor", das Layout und vor allem die Fake News mag ich nicht. Ein weiteres Problem (und wohl auch das grösste Problem) ist bei mir, dass die meisten in meinem Alter (22 Jahr) FB verlassen haben. Und diejenigen, welche noch auf Facebook sind, liken nur noch komisches Zeugs. Daraus resultiert, dass ich inaktiv bin und so der Algorithmus bei mir nicht richtig funktioniert.
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Miicha
27.06.2016 11:40registriert März 2014
Seit dem Börsengang bin ich raus, die sollen an mir nicht so viel verdienen und wirklich vermissen tue ich es auch nicht.
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Sloping
27.06.2016 16:38registriert Oktober 2014
Facebook ist zu einer Plattform selbstverliebter oder frustrierter Bürger verkommen. Die erstgenannten Narzissten müssen jeden noch so kleinen Bullshit (entschuldigt den Ausdruck) ihres surreal glücklichen Lebens per Bild und/oder Kommentar dokumentieren. Die Frustbürger stellen durch fragwürdige (rechtsextreme) Quellen die "Gutbürger" in den Sockel. Ich habe von beiden die Nase gestrichen voll und werde wohl meinen Account löschen, da Facebook eine Welt porträtiert, die kaum etwas mit dem realen Leben gemein hat. Der Wettbewerb und die Eigendefinition über "Likes" ist doch nur noch krank.
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