Digital
Interview

«Wie gefährlich sind die neuen Skimming-Angriffe auf Schweizer Bankomat-Nutzer, Herr Wild?»

Ein Online-Shop für Bankomat-Wanzen.
Ein Online-Shop für Bankomat-Wanzen.screenshot: watson
Interview

«Wie gefährlich sind die neuen Skimming-Angriffe auf Schweizer Bankomat-Nutzer, Herr Wild?»

Owen Wild vom führenden amerikanischen Bankomaten-Hersteller NCR sagt im Interview, wo die grössten Gefahren für Schweizer Kunden lauern.
14.05.2016, 18:3315.05.2016, 09:41
Mehr «Digital»

Mr. Wild, Kriminelle haben eine neue Skimming-Methode entwickelt, die von Bankomat-Nutzern nicht zu entdecken ist. Wie gefährlich ist das?
Owen Wild: EC-Karten-Skimming beziehungsweise die Versuche, Kartendaten abzufangen, bleibt die häufigste Angriffsart auf Bankomaten weltweit und ist die Angriffsart mit dem höchsten Schaden an Bankomaten. Diese neue Variante eines Skimming-Angriffs scheint sich jetzt zu verbreiten.

Im europäischen Ausland gab es bereits mehrere erfolgreiche Angriffe, wie ist die Lage in der Schweiz?
Bisher haben wir diese Art der Angriffe in mehreren Ländern in Europa und in den USA beobachtet. In der Schweiz verzeichneten wir einige wenige Angriffe, wobei nicht alle erfolgreich waren.

Owen Wild ist Security Marketing Director bei der NCR Corporation. Das international tätige US-Unternehmen stellt unter anderem Bankomaten her und gilt in dieser Sparte als Weltmarktführer. Die g ...
Owen Wild ist Security Marketing Director bei der NCR Corporation. Das international tätige US-Unternehmen stellt unter anderem Bankomaten her und gilt in dieser Sparte als Weltmarktführer. Die grössten Konkurrenten sind Wincor Nixdorf und Diebold.
Das Gros der Angriffe auf Schweizer Kunden erfolgte 2015 im Ausland.

Wie können sich Schweizer Bankkunden respektive Bankomat-Benutzer schützen?
Generell ist der Skimming-Schutz in der Schweiz sehr hoch, da jeder Bankomat in der Schweiz über Schutzmassnahmen verfügt. Zudem wurden seitens der Finanzinstitute weitere Vorkehrungen getroffen, wie zum Beispiel die Limitierung der Bezugsbeträge im Ausland oder gar länderspezifische Sperrung und Entsperrung der Karten – Geo-Blocking genannt.

Entsprechend ist auch der Schaden durch Skimming in der Schweiz markant zurückgegangen. Das Gros der Angriffe auf Schweizer Kunden erfolgte 2015 im Ausland. Daher empfiehlt NCR Automatenbetreibern weltweit dringend, die neuesten Anti-Skimming-Lösungen einzusetzen, die Attacken erkennen und abwehren. Denn Betrug macht schon lange nicht mehr an Ländergrenzen halt.

So frech werben Kriminelle bei YouTube für «Deep Insert Skimmer»

Was unternimmt NCR gegen die neuartige Angriffsmethode?
Die neue Angriffsmethode wird in der Fachsprache «Deep Insert Skimmer» genannt, da bei diesem Angriff der Skimmer direkt im Kartenleser platziert wird. Um dies zu verhindern, haben wir sowohl einen Hardware- und Softwareschutz entwickelt, der das Einführen von Skimmern in den Schlitz verhindern soll und Fremdkörper im Kartenleser unabhängig von ihrer Grösse bemerkt und entsprechend alarmiert.

Im Internet werden gefälschte Bankomat-Tastaturen verkauft – «für jedes Modell, in jeder Sprache», Lieferung per Kurier

Bild
screenshot: watson

Die Gauner werden immer raffinierter und sind der Bankomaten-Sicherheitstechnik einen Schritt voraus. Täuscht dieser Eindruck?
Nein, die Beobachtung ist richtig. Angriffsarten entwickeln sich weiter und Kriminelle nutzen immer raffiniertere Techniken und Geräte in ihren Angriffen. Daher ist es wichtig, die Bankomaten-Software immer auf dem neuesten Stand zu halten. Neue Geräte-Generationen enthalten heute viel umfassendere Schutzmassnahmen gegen eine Reihe von unterschiedlichen Angriffsarten. Daher sollten Finanzinstitute erwägen, die Erneuerungszyklen ihrer Hardware zu verkürzen.

Skimming war im Rückgang, hat sich dies geändert?
Global gesehen steigt die Zahl der Skimming-Angriffe immer noch. Das belegen die Daten verschiedener Quellen, wie beispielsweise des European ATM Security Teams. So gab es in den USA einen dramatischen Anstieg von Skimming-Angriffen im letzten Jahr, während die Angriffe in Zentraleuropa zurückgingen. Dennoch bleiben Bankomaten ein attraktives Ziel für Verbrecher. Speziell in der Schweiz arbeiten Banken und Hersteller aber erfolgreich zusammen, um den Schutz der Geräte sicherzustellen und Risiken zu minimieren.

Das Interview wurde schriftlich geführt.

Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!

  • watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
  • Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
  • Blick: 3 von 5 Sternchen
  • 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen

Du willst nur das Beste? Voilà:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Pascal Mueller
14.05.2016 19:20registriert März 2016
Mir hat Postfinance letzrhin unaufgefordert eine neue Karte und PIN gesendet, weil ich an einem Skinming-gefährdrten Automaten Ged bezogen habe. Das ist Service!
454
Melden
Zum Kommentar
3
Microsoft hat 30 Jahre lang «vergessen» diese Windows-Funktion zu aktualisieren

An einem regnerischen Donnerstagmorgen vor fast 30 Jahren gestaltete ein Softwareentwickler in der Microsoft-Zentrale in Redmond bei Seattle ein vielen noch heute bekanntes Dialogfeld für Windows NT. Das Feld sollte nur ein temporärer Platzhalter sein, darum gab er sich beim Layout keine grosse Mühe. Nur kam später niemand mehr auf die Idee, es zu ändern – und so ist es auch heute noch in Windows 10 und 11 zu finden.

Zur Story