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Ein schwedisches Start-up fordert den mächtigsten Internet-Konzern der Welt heraus.
Die Rede ist von der in Malmö beheimateten Firma Mapillary, die mit einer innovativen Software gegen Google Street View antritt.
Wie der Platzhirsch will auch Mapillary Internet-Nutzern rund um den Globus ermöglichen, unbekannte Orte vom Computer aus zu entdecken. Das neunköpfige Team setzt aber nicht auf teure Spezialkameras, um Strassen, Plätze und Sehenswürdigkeiten zu erfassen.
Das Fachmagazin «Technology Review» hat in seiner Online-Ausgabe über die ambitiösen Pläne berichtet. Das 2013 gegründete Start-up wolle möglichst grosse Teile der Erde in 3D abbilden.
Das Zauberwort lautet Crowdsourcing: Menschen rund um den Globus fotografieren mit ihrem Smartphone die Umgebung und ihre Lieblingsorte und laden die Bilder via App auf die Mapillary-Server hoch. Aus dem Material berechnet daraufhin eine Spezialsoftware die Gesamtansicht.
Mapillary kann auf eine beachtliche Community zählen, wie uns Mitgründer Jan Erik im Interview (siehe unten) erzählt. Freiwillige aus allen Ecken der Welt, darunter mehrere hundert Schweizer, haben schon über 40 Millionen Aufnahmen in die Datenbank hochgeladen.
How did you spend your Saturday?
Endszbrxns captured the beauty of Lake Zug.
#MapillaryWalk
https://t.co/gKMTnXdHwN pic.twitter.com/KRITyVwXwC
— Mapillary (@mapillary) 28. November 2015
Die kostenlose App ist für alle wichtigen Plattformen verfügbar, also für Android, Apples iOS (iPhone) und Windows-Phones. Selbstverständlich ist die Mapillary-Community auch bei Instagram vertreten.
Und wer sagt denn, dass nur Zweibeiner mitmachen können ...
Who says only cars can map the world...de vries' dog is at it as well.
#MapillaryWalk
https://t.co/aeZmlocsEp pic.twitter.com/WIbZJZvK8z
— Mapillary (@mapillary) 27. November 2015
Mapillary nutzt ein neuartiges Bilderkennungsverfahren, das die von verschiedenen Fotografen stammenden Aufnahmen nach dem Hochladen auswertet und sie miteinander verbindet.
Grosser Pluspunkt: Es lassen sich auch Aufnahmen hochladen, die mit einer Action-Kamera zum Beispiel beim Velofahren gemacht wurden. Jedoch ist dafür ein gewisses technisches Verständnis erforderlich, wie aus einem Beitrag im Firmenblog hervorgeht.
Geld verdienen will Mapillary mit sogenannten Business-Paketen. Firmen und staatliche Behörden können den Service für eigene Anwendungen nutzen. Die schwedische Stadt Gälve gehört zu den Kunden, wie auch das Unternehmen Newsreps. Dieses ermöglicht Smartphone-Nutzern, Fotos an Dritte zu verkaufen.
Mittlerweile hat die Firma auch ein Büro in Los Angeles.
Für Private und nicht-kommerzielle Zwecke werde Mapillary immer gratis bleiben, versprechen die Verantwortlichen auf der Website.
Und noch ein grosser Pluspunkt: Mapillary arbeitet eng mit der OpenStreetMap-Community zusammen. Deren erklärtes Ziel ist es, mithilfe von Freiwilligen eine Weltkarte zu erstellen, die allen Menschen zur Verfügung steht, losgelöst von kommerziellen Interessen.
Jan Erik, wie gross ist die Mapillary-Community?
Jan Erik Solem: Aktuell sind es 14'000 Mitglieder.
Wie viele sind aus der Schweiz?
Rund 400.
Wie läuft es mit eurem Projekt?
Wir sind sehr glücklich, wie sich die Dinge entwickeln. Dieses Jahr hatten wir ein fantastisches Wachstum. Die Community ist sehr aktiv und leidenschaftlich, was unsere langfristige Mission betrifft. Wir haben einiges an technischen Innovationen und neuen Features in der Pipeline, um die Mapillary-Community besser zu verbinden und den Leuten grossartige Bilder zu ermöglichen.
Was sind die nächsten Meilensteine?
Eine bessere technische Unterstützung für Action-Kameras und 360-Grad-Panorama-Kameras. Ausserdem wollen wir den Leuten helfen herauszufinden, wo Aufnahmen gemacht werden sollen.
In der Schweiz hatte Google Street View Probleme wegen Datenschutz-Bedenken. Nach einem Urteil des obersten Gerichts musste Google das System zur Anonymisierung von Gesichtern und Nummernschildern verbessern. Wie schützt Mapillary die Privatsphäre?
Wir machen ebenfalls automatisches ‹Blurring› von Gesichtern und Nummernschildern bei allen Fotos, bevor sie online verfügbar sind. Zusätzlich können sensible Bereiche von jedermann unkenntlich gemacht werden, indem man unsere Online-Tools zur Bildbearbeitung nutzt. Betroffene können zudem verlangen, dass ein Bild oder eine ganze Bildsequenz versteckt, respektive gelöscht wird. Wichtig: Wenn man bei Mapillary etwas sieht, das sich nicht richtig anfühlt, dann kann man es gleich korrigieren.
Bei Mapillary findet man einige nicht unkenntlich gemachte Gesichter auf Schweizer Strassen. Wie würdet ihr reagieren, wenn die Behörden Druck aufsetzen und Änderungen verlangen?
Wir würden das Feedback natürlich ernst nehmen und alles tun, um die Probleme zu beseitigen. Gerade erst haben wir ein Software-Update gemacht, um das Verwischen von Gesichtern und Nummernschildern zu verbessern. In den kommenden Wochen werden alle Fotos weltweit angepasst.
Wie können Probleme gemeldet werden?
Wir bieten seit dem Start eine «Flag»-Funktion an, um Probleme zu melden. Dies wird bei jedem Foto angezeigt. Registrierte Nutzer können ausserdem alles bearbeiten.
Was denkt ihr, sind die Befürchtungen wegen der unverpixelten Gesichter angebracht oder übertrieben?
Wir nehmen alle Bedenken bezüglich des Schutzes der Privatsphäre ernst. Bei Mapillary geht es um richtige Menschen, die Orte gemeinsam dokumentieren – ein Projekt mit menschlichem ‹Touch›. Dazu gehört, respektvoll miteinander umzugehen. Es soll niemand Fotos hochladen die heikel sind oder andere irgendwie verletzen können.
Das Interview wurde per E-Mail geführt.