Der Handelskonflikt zwischen China und den USA zieht die Smartphone-Branche in Mitleidenschaft und verunsichert viele Nutzer. Im Mai kündigte Google auf Druck der US-Regierung die Zusammenarbeit mit dem Smartphone-Giganten Huawei auf. Seither machen Gerüchte die Runde, dass auch der beliebte Messengerdienst WhatsApp von dem Huawei-Bann betroffen sein könnte. Doch diese Sorge ist unbegründet. Wir erklären, warum.
Hintergrund der Spekulationen sind die aktuellen US-Handelsrestriktionen. Weil sich China und die USA im Handelsstreit nicht einigen können, hat die US-Regierung den Elektronikkonzern Huawei abgestraft und auf eine «Schwarze Liste» gesetzt. Das heisst, US-Unternehmen dürfen mit Huawei nur noch sehr eingeschränkt Geschäfte machen. Huawei ist Chinas wertvollster Tech-Konzern. Ein Handelsbann schadet der chinesischen Wirtschaft daher enorm.
Google beugt sich den neuen Regeln der US-Regierung und hat angekündigt, die Zusammenarbeit mit Huawei zu beenden. Die Geräte der Marke Huawei und Honor erhalten unter diesen Umständen in Zukunft keine Software-Lizenzen mehr von Google. Bleibt der Handelsbann bestehen, könnten die Smartphones ohne das Betriebssystem Android und ohne die vorinstallierten Google-Dienste auf den Markt kommen.
Die Überlegung, dass die Handelsrestriktionen auch andere weltweit populären Diensteanbieter aus den USA treffen könnte, liegt nahe.
So handelt es sich zum Beispiel bei WhatsApp um eine Facebook-Tochter und damit ebenfalls um ein US-Unternehmen. Trotzdem gibt es keinerlei Hinweise, dass der Handelsbann den Zugang auf Huawei-Smartphones zu den kostenlosen Apps WhatsApp, Instagram oder Facebook einschränken könnte.
WhatsApp selbst gibt auf Nachfrage keine Auskunft. Ein Grund könnte sein, dass es zu diesem Thema schlichtweg nichts zu sagen gibt, da die Firmen bislang keinerlei Geschäftsbeziehungen unterhalten. Schliesslich stellt WhatsApp seinen Dienst nicht Huawei zur Verfügung, sondern dem Endnutzer. Dieser lädt die App herunter und geht dabei einen Nutzungsvertrag mit WhatsApp ein.
Dabei spielt es keine Rolle, ob die App auf einem Smartphone von Huawei, Samsung , Apple, Google oder einer anderen Marke installiert wird – solange das Gerät mit Android oder iOS läuft, ist eine passende WhatsApp-Version verfügbar. Die Android-App lässt sich per APK-Datei sogar ohne den Google Play Store installieren.
Nur die Versorgung mit Sicherheits-Updates könnte sich auf zukünftigen Huawei-Smartphones aufwändiger gestalten, wenn der Google Play Store weg fällt und Updates nicht mehr automatisch installiert werden. Huawei-Nutzer müssten sich die Updates dann eventuell direkt von WhatsApp besorgen. Google und Huawei haben jedoch versichert, dass die bisher verkauften und aktuell verfügbaren Huawei-Geräte nicht davon betroffen sind. Wer sich also jetzt ein Huawei-Smartphone kauft, kann WhatsApp problemlos installieren und nutzen.
Für die Zukunft muss sich Huawei natürlich etwas einfallen lassen, wenn der Handelsbann bestehen bleibt. Eine Möglichkeit ist, dass der Konzern seine Smartphones mit einem selbst entwickelten Betriebssystem ausstattet. Falls dieses nicht mit Android verwandt ist, müsste WhatsApp für eine weitere Version seiner App anbieten. Das wiederum könnte unter den aktuellen Handelsrestriktionen verboten sein. Nur: Wie lange diese in Kraft bleiben und wie sich die Konfliktparteien in Zukunft verhalten werden, weiss niemand.
Kurz und gut: Bei den Spekulationen über ein mögliches WhatsApp-Aus auf Huawei-Smartphones handelt es sich um derzeit unbegründete Panikmache. WhatsApp könnte durch die Handelsrestriktionen theoretisch daran gehindert werden, Huawei irgendwelche Zusatzleistungen oder Lizenzen zu verkaufen. Die US-Regierung kann jedoch keinem Nutzer vorschreiben, welche Apps er nach dem Kauf auf seinem Android-Smartphone installiert.
Verwendete Quellen:
(str/t-online.de)