Es war die Zeit von Super Nintendo, Sega Saturn und der ersten Playstation. Die Techmesse CES jedoch, an der alle bekannten Hersteller teilnahmen, verkannte das Potential von Videospielen. Jahr für Jahr fristeten Games ein Schattendasein an der Messe und mussten sich mit einem Platz weit Abseits des Geschehens zufrieden geben.
1991 brachte die Ignoranz der Veranstalter das Fass schliesslich zum Überlaufen. «Sie steckten uns in ein Zelt und man musste zuerst an den ganzen Porno-Ständen vorbeilaufen, um uns überhaupt finden zu können», beschrieb der damalige CEO von Sega, Tom Kalinske, die Situation. Zu guter Letzt war das Zelt auch noch undicht und es regnete direkt auf die neuen Mega-Drive-Konsolen. Kalinske war ausser sich vor Wut. Sega boykottierte daraufhin CES und so taten es ihnen die meisten Game-Firmen gleich. Dies war die Geburtsstunde der E3, einer reinen Game-Messe.
Die Highlights der E3 sind die Pressekonferenzen der bekannten Game-Hersteller. Mit aufwendigen Shows versuchen sie, das Publikum von sich zu beeindrucken. Manchmal klappt's und manchmal geht es fürchterlich in die Hose. Beides ist absolut sehenswert.
Die erste E3 war eine der grössten Messeeröffnungen aller Zeiten. Auf 700'000 Quadratmetern präsentierten die Hersteller vor rund 50'000 Besuchern ihre Spiele. Highlights waren unter anderem das futuristische Rennspiel «Wipeout» für die Playstation und Nintendos frühe Gehversuche mit Virtual Reality und dem Virtual Boy. Jeder, der das Teil mal aufgesetzt hat, weiss, dass man davon praktisch blind wird.
Der grösste Knüller der Messe war jedoch die Pressekonferenz von Sony. Die Playstation stand kurz vor dem US-Markstart. Alle erwarteten, dass das Gerät teurer als der 399-Dollar-Sega-Saturn sein würde, der nur Stunden zuvor präsentiert wurde. Sony-Chef Steve Race betrat die Bühne und sagte nur eine Zahl: 299. Abgang. Jubel.
Es war eines der heissersehntesten Spiele überhaupt und Gamer konnten es kaum abwarten, das Spiel endlich in Bewegung zu sehen. Entwickler Valve enttäuschte nicht. Die weltweit erste Demo an der E3 2003 löste bei Fans regelrechte Endorphin-Stösse aus.
Was für eine Überraschung. Nach einer langen Pressekonferenz mit Nintendo DS, «Resident Evil» und «Metroid» kommt US-Nintendo-Boss Reggie Fils-Aimé mit einem Ass im Ärmel auf die Bühne: «One More World» möchte er den Anwesenden noch zeigen. Es vergehen nur Sekunden, bis die Menge begreift, dass es sich um das neue «Zelda: Twilight Princess» handelt. Schluss mit kindischer Comic-Grafik. Das neue «Zelda» für den Gamecube sah im Vergleich zum quietschbunten Vorgänger «Wind Waker» düster und realistisch aus. Nintendo hielt bis zu dem Moment alles unter Verschluss, niemand rechnete damit. Die Meute tobte vor Begeisterung.
Nach der immens erfolgreichen PS2 befand sich Sony im Höhenflug, nur um mit der Pressekonferenz für die PS3 eine Bauchlandung hinzulegen. Peinliche Game-Ankündigungen wie «Ridge Racer», historische Schlachten mit Riesenkrabben, bis zum krönenden Abschluss als Sony den Preis bekannt gab: 599 US-Dollar. Wer noch ein Spiel dazu wollte, legte in der Schweiz damals fast 1000 Franken auf den Tisch. Eine unfassbare Summe.
Als Moderator für die Activision-Konferenz engagierte das Unternehmen den Schauspieler Jamie Kennedy. Dieser schien jedoch wenig Begeisterung für Games aufbringen zu können und machte schnell klar, dass er vorher schon ein paar Bierchen gekippt hat. Auf der Bühne lief er zur Hochform auf, beleidigte das Publikum als Jungfrauen, vergass seinen Text und kombinierte «Tony Hawk»-Entwickler Neversoft mit Viagra.
Es sollte Sonys Antwort auf Microsofts «Halo» sein. Und der Trailer für das PS3-Action-Game «Killzone 2» sah tatsächlich unfassbar gut aus. Solche Grafik hatte man noch nie gesehen – und sollte man leider auch nicht für ein paar Jahre. Denn später stellte sich heraus, dass es sich gar nicht um echte Spielszenen gehandelt hatte, sondern dass alles vorgerendert war. Von wegen Next-Generation.
Eigentlich ist DJ Ravi Drums ein begabter Musiker. Als ihn Nintendo auf die Bühne stellte, um das Game «Wii Music» zu präsentieren, half jedoch alles musikalische Können nichts. Stattdessen durften die Anwesenden einen weiteren ungeplanten glorreichen E3-Moment geniessen. Am besten die Ohren zuhalten.
Die Vorführung von Konamis schamlosem Rockband-Klon «Rock Revolution» endete damit, dass sogar das Spiel die Schnauze voll hatte. Weil die Bassistin derart daneben haute, konnte das Lied nicht zu Ende gespielt werden. Das Publikum war ob dem Abbruch wohl auch froh.
Die Bewegungssteuerung Kinect war Microsofts Antwort auf Nintendos Wii. Damals noch unter der Bezeichnung Project Natal bekannt, versuchte das Unternehmen krampfhaft, Kinect als etwas cooles hinzustellen. Ein Schuss in den Ofen.
PC- und Konsolen-Spieler begegnen sich nicht immer auf Augenhöhe. Wenig verwunderlich, dass der inoffizielle Kopf der PC-Game-Branche und Chef von Valve, Gabe Newell, auch kein gutes Haar an der damaligen Konsolen-Generation liess. Umso erstaunlicher sein Auftritt während der Sony-Pressekonferenz, als er das Puzzle-Spiel «Portal 2» für die PS3 ankündigte.
Keine Ahnung, was die Leute bei Konami damals geraucht haben, aber an Schrägheit ist der Event kaum zu überbieten. Von tödlichen Blicken, zu selbstverliebten Moderatoren bis hin zu Wrestlern, die sich tätscheln, jagte ein komischer Moment den nächsten. Und es lag definitiv nicht nur am eigenwilligen Englisch der Japaner.
Ein übermotivierter Moderator, der sich selbst Mr. Caffeine (Mr. Koffein) nennt und einen Flachwitz am nächsten auf ein völlig perplexes Publikum abfeuert, machten die Ubisoft-Konferenz 2011 unvergesslich.
Nachdem Microsoft für die Präsentation der Xbox One jede Menge Kritik wegen unerwünschter TV-Einbindung, Online-Zwang und der Abschaffung von Occasion-Spielen einstecken musste, waren Gamer gespannt, ob sich Sony seinem Rivalen anschliessen würde. Sony dachte jedoch überhaupt nicht daran, verzichtete auf einen Online-Zwang und erlaubte weiterhin das Tauschen von Spielen. Der grösste Knaller folgte jedoch mit dem Preis. Wie bei der ersten E3 unterbot Sony seinen Konkurrenten um 100 Dollar und erntete damit tosenden Applaus.