Eigentlich müsste man sich freuen, wenn das eigene Produkt über neue Kanäle angeboten wird. Wenn es allerdings ohne das eigene Zutun geschieht und man keinen roten Heller vom Erlös erhält, ist das weniger erfreulich. Mit dieser Situation muss sich aktuell das Zürcher Etter Studio herumschlagen.
Nachdem die Game-Entwickler darauf aufmerksam gemacht wurden, dass ihr jüngstes Werk «Plug & Play» von einer fremden Person im zum Verkauf angeboten wird, beschwerten sie sich umgehend. Amazon -App-Store
hey @amazon, since when do you sell stolen games? take it out of your store please. http://t.co/Tc18VyPtUQ
— Mario von Rickenbach (@any_user) March 30, 2015
Seit dem 18. März wird das Spiel bereits beim Amazon Android-Store feilgeboten. Der vermeintliche Entwickler Grindcore bietet noch fünf weitere Spiele für umgerechnet je einen Franken an. Alle wurden vom Google Play Store entwendet und bei Amazon wieder hochgeladen. «Es ist leider eine verbreitete Praxis», sagt Christian Etter, CEO von Etter Studio resigniert. Sollte Amazon fahrlässig gehandelt haben, könne auch eine Entschädigung geltend gemacht werden. Erst müsse man aber den Schaden beurteilen.
Das Ganze sei ein riesiges Problem. Jedes Mal müsse man sich mit Amazon in Verbindung setzen, damit gestohlene Apps wieder entfernt würden. «Amazon hat keine Methode, dem Problem Herr zu werden oder es ist ihnen nicht wichtig genug. Es wäre mit dem entsprechenden Algorithmus relativ einfach, das zu ändern», so Etter. Er kenne zahlreiche Entwickler, die aus diesem Grund nicht mehr für Android entwickelten und sich stattdessen auf iOS fokussierten.
«Google hat ein Sicherheitsproblem», ist Etter überzeugt. Apps können viel zu leicht gehackt werden. Aber auch Apple ist von dem Problem der Raubkopierer nicht gefreit. «Wir haben unsere eigenen Statistiken und die zeigen, dass von 100 Downloads bei iOS nur 25 bezahlt werden». Das liege daran, dass in China die Mehrheit der iPhone-Geräte einem Jailbreak unterzogen werden. Das erlaubt es den Nutzern, alternative App Stores zu benutzen. Die sehen dann zwar aus wie der offizielle, aber der gesamte Gewinn wird abgezweigt. Mario von Rickenbach, Game Designer bei Etter Studio, weist die illegalen Downloadverhältnisse wie folgt aus:
Interesting fact: Only 5% of Monument Valley installs on Android are paid for. 40% on iOS. There’s a sneak peak of data!
— ustwogames (@ustwogames) 5. Januar 2015
Auch von zahlreichen anderen Herstellern höre man dieselbe Leier, berichtet der Gameblog Gamasutra.
Dem Etter Studio bleibt derzeit nichts anderes übrig, als abzuwarten, bis Amazon reagiert. Bis dahin kann jeder «Plug & Play» für einen Drittel des eigentlichen Kaufpreises erstehen. «Es ist extrem dreist, aber es scheint zu funktionieren.» Man werde jetzt erst einmal abwarten, was geschieht. Sollte so etwas noch einmal vorkommen, werde man es sich zweimal überlegen, noch einmal ein Spiel im Google Play Store zu veröffentlichen.
Amazon wollte bislang keine Stellung nehmen.
Update: In der Zwischenzeit hat Amazon die gestohlenen Spiele aus dem Store entfernt.