Auf der Instant-Messaging-App WhatsApp soll es künftig Werbung geben. Das kündigte WhatsApp-Geschäftsführer (COO) Matt Idema in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur an. Dies, obwohl die Firma zu Beginn versprochen hatte, dass dies nie geschehen würde. Die Werbefreiheit gehörte bis anhin schlicht zum Grundsatz der App. Es war das gute WhatsApp gegen die bösen, informationsfressenden Riesen wie Facebook und Google.
Nun soll ab 2019 Werbung in der App geschaltet werden. Zu Anfang soll die Werbung nicht in den privaten Chats, sondern nur im Status auftauchen, also jenem Bereich, wo Bilder und Texte, die ähnlich den Instagram-Stories für 24 Stunden veröffentlicht werden können.
Das Feature wird derzeit von rund 450 Millionen Menschen genutzt. Dort sollen nebst dem Status der eigenen Kontakte auch Nachrichten von Unternehmen zu sehen sein.
Die geplanten Werbeeinnahmen sollen dazu beitragen, WhatsApp aus der Verlustzone zu bringen. Gleichzeitig kündigte Idema an, mit einer Kooperation mit grösseren Unternehmen Einnahmen erzielen zu wollen. WhatsApp wird dazu künftig grösseren Firmen ermöglichen, über den Kurzmitteilungsdienst im grossen Stil direkt mit Kunden zu kommunizieren.
Um mit den Firmen in Kontakt treten zu können, müssten die Anwender der Kommunikation zustimmen, betonte Idema. Damit würden auch die Vorgaben der Europäischen Datenschutzgrundverordnung umgesetzt.
Die Kommunikation laufe wie immer verschlüsselt und sicher ab, WhatsApp bekomme die Inhalte nicht zu sehen. «Die Anwender sollten sich allerdings darüber bewusst sein, dass sie nicht mit einer Privatperson chatten, sondern einem Unternehmen Informationen zur Verfügung stellen.»
WhatsApp-Nutzer könnten Firmen, die sie nach vorheriger Einwilligung kontaktieren, jederzeit mit einem Klick blockieren. «Diese Wahl wird selbstverständlich respektiert.»
Im Januar hatte WhatsApp bereits einen Business-Service für kleinere Unternehmen in Form einer eigenen Android-App gestartet. Der neue Service für grössere Unternehmen läuft in der herkömmlichen WhatsApp-Anwendung ab.
Für die Firmen ist die Einrichtung der Schnittstelle sowie das Chatten mit den Kunden kostenlos. Benachrichtigungen in Echtzeit («Notifications») müssen allerdings von den Unternehmen nach Stückzahlen bezahlt werden. Zu den genauen Kosten machte das Unternehmen keine Angabe.
Beide Gründer von WhatsApp, Jan Koum und Brian Acton haben das Unternehmen im letzten Jahr verlassen. Ihnen passte die Richtung nicht, in die sich die App entwickelte und sie sahen die Neuerungen als Verrat an den eigenen Nutzern an. Nun gehe es darum, wogegen man immer angekämpft habe: Überwachung, Datenauswertung, Werbeschaltungen.
(awp/sda/dpa/doz)