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Deutscher YouTuber (mit 1,3 Millionen Follower) verurteilt

«Julien» hat auf YouTube rund 1,3 Millionen Follower.
«Julien» hat auf YouTube rund 1,3 Millionen Follower.
screenshot: Juliensblog

«Yo, was geht ab, ihr Schamlippen?!» Deutscher YouTuber (mit 1,3 Millionen Follower) verurteilt

12.02.2016, 11:3412.02.2016, 14:08
Corsin Manser
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Das Erfolgsrezept scheint einfach: Man nehme einen Vollpfosten, der irgendwelchen provokativen Schwachsinn von sich gibt – und schon ist ein YouTube-Star geboren. Neuestes Beispiel: YouTuber «Julien». Seinem Account «JuliensBlog» folgen rund 1,3 Millionen User, auch seine Videos werden regelmässig über eine Million Mal angesehen. 

Das verwundert, denn der Deutsche labert in seinen Videos nur kompletten Unsinn. Seine Zuschauer begrüsst er wahlweise mit einer der folgenden vier Anreden: 

  • «Yo, was geht ab, ihr Schamlippen?!» 
  • «Yo, was geht ab, ihr Schlampentöchter?!»
  • «Yo, was geht ab, ihr Untertunten?!»
  • «Yo, was geht ab, ihr Tuntentöchter?!»

Nur um dann in gleich niederer Sprache fortzufahren: 

  • «Ich bin der Überking und ihr seid Ungeziefer, das über diesen Erdboden kriecht wie Maden.»

Wenn du dir die Visage des Unsympathen ansehen möchtest und dich auch mal nett von ihm begrüssen lassen willst, voilà: 

Juliens Begrüssung zeigen wir dir, wenn du dir den übrigen Schwachsinn ansehen willst, du findest ihn auf YouTube.
streamable

So, und wieso tun wir dir, lieber User, das überhaupt an? Weil dieser Kerl jetzt nämlich verurteilt wurde. Und zwar wegen «Volksverhetzung». Wie ist es so weit gekommen? 

Vergangenen Mai produziert der selbsternannte «Videokünstler» in seinem Wohnort Westerkappeln ein Video, in dem er massiv gegen die lokale Gewerkschaft der Lokführer schiesst. «Vergasen sollte man die Mistviecher», fordert der Social-Media-Star in seinem Beitrag. Grund für diesen Ausraster: «Julien» regt sich über die Streiks der Lokführer auf. 

Doch damit nicht genug, hier die nächste verbale Entgleisung des YouTubers im gleichen Video: 

«Wisst ihr noch, wie die Juden mit Zügen nach Auschwitz transportiert wurden ? Man sollte die Zugführer da hinbringen. Ich fahr den Zug und zwar umsonst. Und ohne zu streiken.»
«Julien» hetzt gegen die Lokführer in Westerkappeln

Diese Anspielung auf die Nazizeit ist die eine Provokation zu viel: Wie die Zeitung «Westfälische Nachrichten» schreibt, ist der 27-Jährige nun von einem Gericht im deutschen Tecklenburg zu acht Monaten Haft, die zu drei Jahren auf Bewährung ausgesetzt wird, und einer Busse von 15'000 Euro verdonnert worden.

Wenn er für 1000 Klicks von YouTube einen Euro erhält, muss «Julien» jetzt 15 Millionen User auf seinen Account locken, bis er wieder auf Null ist. Und wir lernen: Grenzenlos Provokationen ins Netz zu ballern ist vielleicht doch keine so gute Idee, ganz so einfach wird man doch nicht ein gut verdienender YouTube-Star.

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60 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Alioth
12.02.2016 11:57registriert Februar 2014
Ein Zugführer ist kein Lokführer
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made
12.02.2016 11:59registriert Mai 2014
Julien ist bei weitem kein "Vollpfosten", Er nimmt Aktuelle Beispiele aus dem Alltag und stellt Sie in ein anderes Licht. Dies macht er auf eine derart sarkastische Weise, dass dies von vielen nicht verstanden wird und irrtümlich als abwertend und geschmacklos verstanden wird. Hätte sich der Autor dieses Artikels ein bisschen schlauer über Julien gemacht, wüsste Er, dass der IQ von diesem Typen vielleicht doch nicht ganz so tief ist wie angenommen.
Leider wird einer der wichtigsten Grundsätze der Rechtslegung oft falsch angewendet: Urteil nach Absicht und nicht nach Auswirkung.
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n&o
12.02.2016 11:57registriert Februar 2015
Ich kann verstehe dass dieser Humor nicht allen passt, aber die Busse und die Anschuldigungen sind übertrieben. Das Julien vielen unsympathisch ist,ist verständlich. Wenn man ihn nicht mag soll man es sich nicht ansehen, ihn als Hetzer darzustellen ist jedoch nicht richtig. Es gibt genug braune Hetzer im Netz welche den Unsinn den sie rauslassen auch noch ernst meinen. Julien gehört ganz bestimmt nicht zu der Sorte.
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