Der Google Play Store quillt über vor Spielen. Beim Betrachten der Charts kann ich allerdings nicht behaupten, dass mich der Drang überkommt, wie wild auf den Installieren-Knopf zu hämmern. Als Gameredaktor darf man aber nicht wählerisch sein und muss wissen, was in der grossen weiten Welt abgeht. Deshalb habe ich mir kurzerhand die fünf erfolgreichsten Spiele im Play Store geschnappt und geschaut, was der Rummel soll.
Als erstes fällt auf, dass in den Top 5 eine regelrechte Zweiklassengesellschaft herrscht. Gerade mal zwei Hersteller teilen sich die fünf Plätze der erfolgreichsten Android-Spiele. «Hay Day» kommt von Supercell («Clash of Clans»). Der Name «Heutag» lässt es erahnen: Wir haben es mit einem gemeinen Farmsimulator zu tun, wie man sie von Facebook kennt (z.B. «Farmville»). Man streicht Scheunen, kümmert sich um die Tiere und pflanzt Gemüse an. Dabei gibt es nicht nur eine Menge Heu zu ernten, sondern auch reinzustecken. Alle In-App-Käufe erfolgen wie bei den anderen getesteten Spielen freiwillig. Man kann auch die Facebook-Freunde um Hilfe bitten, sollte sich danach aber nicht wundern, wenn man plötzlich auf der Ignorieren-Liste landet.
«Hay Day» tut, was es verspricht. Nicht mehr und nicht weniger. Mich hat das Farmen schon in «World of Warcraft» genervt und da hat es nicht einmal etwas mit Landwirtschaft zu tun.
• Spassfaktor: 1 von 5 Heuballen
• Preis/Leistung: 3 von 5 Heuballen
Der Name verrät bereits die Familienzugehörigkeit. «Farm Heroes Saga» stammt vom gleichen Hersteller wie «Candy Crush Saga». Um Spieler nicht mit zu viel Innovation vor den Kopf zu stossen, hat man sich optisch an bestehende Konventionen gehalten. Wie beim grossen Bruder muss man mit einer begrenzten Anzahl Züge gleichfarbige Früchte und Gemüse in eine Reihe bringen. Das altbekannte Spielprinzip ist auch von Neulingen schnell begriffen und in meinem Fall genauso schnell wieder verleidet.
Das Spiel gibts gratis. Geld kosten zusätzliche Züge oder Spezialgegenstände.
• Spassfaktor: 2 von 5 Rüebli
• Preis/Leistung: 3 von 5 Rüebli
King ist der König der Mobile-Games. Das Unternehmen mit Sitz in London versteht sich wie kein anderer Hersteller im Fabrizieren von umsatzstarken Mobile-Games. Optisch ist die Verwandtschaft von «Pet Rescue Saga» und «Candy Crush Saga» unverkennbar.
Statt Süssigkeiten oder Gemüse anzuordnen, tippt man auf gleichfarbige Klötzchen mit Hundeknochen-, Pfötchen- und Herz-Symbolen, um die darauf stehenden Tiere sicher unter, ich meine, auf die Erde zu bringen – jöööh. Optisch richtet sich das Spiel somit klar an ein erwachsenes Publikum.
Und keine Angst: Wie bei jedem Free-to-Play-Spiel gibt es auch hier genug Gelegenheit, doch noch Geld loszuwerden: beispielsweise für Spezialgegenstände oder zusätzliche Leben. Für ein Spielchen zwischendurch geht «Pet Rescue Saga» ganz in Ordnung, wer etwas Komplexeres sucht, ist an der falschen Adresse.
• Spassfaktor: 2 von 5 Hundebabies
• Preis/Leistung: 3 von 5 Hundebabies
«Clash of Clans» erinnert auf den ersten Blick an «Age of Empires». Auch spielerisch hat es mit dem PC-Strategieklassiker einiges gemein. So baut man mit dem Clan der Wahl eine Basis auf, errichtet neue Gebäude und trainiert Krieger, um Gegner aufzumischen. Gekämpft wird gegen den Computer oder menschliche Gegner. Letztere geben sich unverschämterweise nicht so schnell geschlagen wie ihre künstlichen Gegenstücke.
«Clash of Clans» bietet viel Spieltiefe für lau. Wie bei den meisten Gratistiteln holt sich der Hersteller sein Geld mit Minizahlungen zurück, die das Spiel vereinfachen. Beispielsweise: Beschleunigung von Bau- oder Trainingszeiten.
• Spassfaktor: 4 von 5 Wikinger
• Preis/Leistung: 4 von 5 Wikinger
Das populärste aller Android-Games kennt wohl jeder. «Candy Crush Saga» ist seit Monaten nicht mehr aus der Topliste wegzudenken. Mit über vier Millionen Downloads muss wohl etwas dran sein. Bleibt nichts anderes übrig, als in den sauren Apfel oder viel mehr in den süssen Schleckstengel zu beissen und das Ding zu installieren.
There is help for all of you.. pic.twitter.com/38FzKR6Fo8
— Earth Pics (@earthposts) 1. Mai 2013
Das Spielprinzip ist schnell erklärt und spätestens mit «Puzzle Quest» (2007) populär geworden. In einem Raster versucht man drei oder mehr Süssigkeiten der gleichen Sorte auf eine Reihe zu bringen. Daraufhin lösen sie sich auf und bescheren Zuckernachschub. Hat man eine bestimmte Anzahl Punkte erreicht, ist der Level beendet. Das Spiel selbst ist gratis. Geld wird auch hier mit dem sogenannten Micropayment gemacht, wie beispielsweise zusätzlichen Zügen. Wer nicht aufpasst, kann viel Geld verpuffen.
Ich fand die Zuckerschleuder ziemlich schnell abgelutscht. Zu wiederholend ist das Spielprinzip und zu gering die Abwechslung. Wer Superhelden mag, sollte «Marvel Puzzle Heroes» ausprobieren.
• Spassfaktor: 2 von 5 Schleckstengel
• Preis/Leistung: 3 von 5 Sugus
Fazit: Die fünf erfolgreichsten Spiele im Google Play Store besitzen nicht sehr viel Komplexität oder Tiefgang und richten sich vorzugsweise an Kinder und Gelegenheitsspieler. Wer Ablenkung im Tram oder auf dem stillen Örtchen sucht, kann bedenkenlos zugreifen.