Die führenden Handy-Hersteller haben ein Problem – es kommt aus China, heisst Xiaomi und wächst mit 999 Prozent. Selbst das tot geglaubte Nokia wächst plötzlich mit 782 Prozent. Doch wie ist das möglich? Sehr vereinfacht gesagt: Xiaomi und Nokia verkaufen solide Smartphones zu vernünftigen Preisen. Der Aufstieg der beiden Herausforderer kommt indes nicht ganz überraschend.
Schon vor zwei Jahren stahl Xiaomi der Konkurrenz mit dem ersten quasi-randlosen Smartphone die Show. Es war ein Weckruf für die gesamte Branche. Die Chinesen kopieren nicht mehr, sie geben den Takt vor. Huawei, Vivo und wie sie alle heissen stehen Xiaomi in nichts nach. Nun steht die dritte Generation des Xiaomi Mi Mix in den Startlöchern und die hat es in sich, wie dieses Video zeigt.
Der Gedanke hinter dem Slider-Mechanismus ist simpel: Die Frontkamera braucht man nur selten, warum also soll sie dauernd sichtbar sein? Die manuell ausfahrbare Slider-Kamera mag eine technische Spielerei sein, die eigentlich nur dazu dient, die von manchen Nutzern ungeliebte Notch (Aussparung für die Kamera am oberen Displayrand) zu verbergen.
Ein zweites Feature des Mi Mix 3 ist viel wichtiger.
Sharing one more photo. Does anyone see anything interesting? 😎#Xiaomi pic.twitter.com/LjZGibMsuR
— Donovan Sung (@donovansung) September 3, 2018
Das Mi Mix 3 ist eines der ersten Smartphones, die das neue 5G-Netz unterstützen. Bei uns dürften im künftigen 5G-Netz Geschwindigkeiten zwischen 1 und 3 Gbit/Sekunde möglich sein. In der Schweiz gibt es erst in Burgdorf ein 5G-Netz, aber das neue Mobilfunknetz wird in den nächsten Jahren laufend ausgebaut. Wer heute ein 5G-fähiges Handy kauft, ist für die Zukunft gerüstet.
Und was kostet der Spass? Das Mi Mix 3 wird mit grösster Wahrscheinlichkeit den neusten Qualcomm-Prozessor (Snapdragon 845) haben und vermutlich bis zu 8 GB RAM und 256 GB Speicher verfügen. Dazu kommt dem Vernehmen nach ein sehr grosser Akku mit 4000 Milliamperstunden (mAh).
Bei Apple, Samsung und Huawei würde ein solches Smartphone mindestens 1000 Franken kosten. Den Preis für das Mi Mix 3 wird Xiaomi erst während der offiziellen Enthüllung verraten, aber eines ist schon jetzt klar: Preise wie bei den Top-3-Herstellern wird es nicht geben.
Laut Xiaomi gibt es keine Hardware auf dem Markt, die es rechtfertigt, für ein Smartphone mehr als 600 Euro zu verlangen. Ein klarer Seitenhieb gegen die Konkurrenz, die versucht Preise weit jenseits der 1000-Franken-Grenze zu etablieren, um im gesättigten Smartphone-Markt Umsatz und Gewinn auf Kosten der Konsumenten zu optimieren. Zum Vergleich: Das Mi Mix 2 kostet in der Schweiz je nach Ausführung 500 bis 800 Franken. Der Nachfolger dürfte sich preislich im ähnlichen Rahmen bewegen.
Nokia legt seit Anfang 2017 ein erstaunliches Comeback hin. Solide Geräte, vernünftige Preise und die bekannte Marke ziehen bei den Konsumenten und brachten Nokia Anfang Jahr zurück in die Top 5 der meistverkauften Smartphone-Marken in Europa. Was den Finnen bislang fehlt, ist ein absolutes Premium-Modell, das technisch von A bis Z in der Top-Liga spielt. Insbesondere bei der Kamera hinkt Nokia hinterher, dies soll sich mit dem kommenden Nokia 9 ändern.
Der finnische Smartphone-Entwickler HMD hat bereits Ende 2017 gesagt, dass man Samsung, Apple und Huawei früher oder später auch im Premium-Segment herausfordern wolle. Nun ist das erste hochaufgelöste Foto des vermutlich künftigen HMD-Flaggschiffs aufgetaucht. Es zeigt die Rückseite eines unbekannten Nokia-Smartphones (vermutlich das Nokia 9) auf dem deutlich fünf Kameras zu erkennen sind.
Das neue Nokia-Smartphone wurde in China offenbar bereits von der zuständigen Telekombehörde MIIT geprüft. Allenfalls ist das oben zu sehende Foto dabei entstanden und ins Internet entwischt.
This is Nokia 9 (2018) with a Penta-Lens camera. (render based on leaks) pic.twitter.com/gOQA8W08Cj
— Ben Geskin (@VenyaGeskin1) 6. September 2018
Kameras und Blitz-LEDs sind sternförmig angeordnet. Wozu HMD die fünf Kameralinsen nutzen wird, ist noch unklar: «Denkbar wäre die Verwendung verschiedener Brennweiten, Blendengrössen und Sensortypen, um Kameraeffekte unterschiedlicher Art zu realisieren», spekuliert das Techportal Winfuture. Mit grosser Wahrscheinlichkeit nutzt HMD die zusätzlichen Kameras, um ähnlich wie Huawei beim P20 Pro einen verlustfreien Dreifach-Zoom und für Handyverhältnisse gute Nachtfotos zu ermöglichen. Mit fünf Linsen ist auch ein guter Fünffach-Zoom möglich, was nicht nur Smartphone-, sondern auch Kompaktkamera-Hersteller weiter unter Druck bringen würde.
Klar ist: HMD tüftelt seit längerem an einer Smartphone-Kamera, die selbst Huaweis Dreifach-Kamera im P20 Pro übertreffen soll. Hierzu arbeiten die Finnen wieder mit dem deutschen Optik-Spezialisten Carl Zeiss zusammen.
Bevor Nokia vor ein paar Jahren temporär von der Smartphone-Bühne verschwand, galten Nokias Handy-Kameras als technisch führend. Dies lag nicht zuletzt an der seit über zehn Jahren bestehenden Zusammenarbeit mit Carl Zeiss. Bereits Anfang 2012 zeigten Nokia und Zeiss die erste Smartphone-Kamera mit 41 Megapixel, die unter der Marke PureView vermarktet wurde.
Vor wenigen Tagen gingen die Rechte an der Marke Pure View an das finnische Start-up HMD über, das seit Anfang 2017 Nokia-Smartphones entwickelt. Ein deutliches Zeichen also, dass bald ein Smartphone mit Pure-View-Kamera auftauchen wird.
Abgesehen von der Penta-Kamera auf der Rückseite ist laut Winfuture bereits bekannt, dass HMD den neusten Qualcomm-Prozessor (Snapdragon 845) einsetzen wird. Der Nokia-Blog NokiaPower User spekuliert, dass das Smartphone ein 6 Zoll grosses Display hat und der Fingerprint-Leser im Display verbaut ist. Zu erwarten seien zudem 6 bis 8 GB RAM, 128 bis 256 GB Speicher und ein sehr grosser Akku mit 4150 Milliamperstunden (mAh). Über den Preis ist bislang nichts bekannt, aber es wird mit Sicherheit das bislang teuerste Nokia-Smartphone.
Wie alle HMD-Geräte wird auch das mutmassliche Nokia 9 mit der Original-Android-Version von Google ausgeliefert werden. Das heisst, dass die Benutzeroberfläche nicht modifiziert wird, keine unnötigen Apps vorinstalliert sind und Updates schnell ausgeliefert werden. Wichtig zudem: HMD garantiert Sicherheits-Updates für mindestens drei Jahre.