Stellen Sie sich vor, Sie kommen mit dem Smartphone ins Stadion. Nach der Sicherheitskontrolle brummt der Vibrationsalarm und auf dem Bildschirm wird angezeigt, wo sich der Bierverkaufsstand mit der kürzesten Warteschlange befindet. Ein zusätzliches Fingertippen und das Gerät lotst Sie zielsicher zur nächstgelegenen Toilette.
Ein ähnliches Szenario hat sich kürzlich in den USA abgespielt. Tausende Besucher des Super Bowls 2014 konnten sich mit ihrem Mobilgerät durch die Massen navigieren. Voraussetzung war, dass auf dem Gerät die offizielle App der National Football League installiert war.
iBeacons sind in aller Munde. Halt Stopp, hoffentlich nicht! Die Dinger sind definitiv nicht geniessbar. Es handelt sich um eine Technik zur mobilen Positionsbestimmung und Datenübertragung.
iBeacon ist Apples Antwort auf NFC (Near Field Communication). Geräte mit NFC-Chip werden bereits zum mobilen Bezahlen eingesetzt, die Technik hat sich bei den Konsumenten aber nicht durchgesetzt.
Wird iBeacon zum NFC-Killer? Die wichtigsten Fragen und Antworten ...
iBeacon ist die Apple-Variante des Beacon-Konzepts. Ja, genau! Apple hat die Technik zur mobilen Positionsbestimmung und Datenübertragung nicht erfunden, gilt aber als Vorreiter und stellt ein benutzerfreundliches und massentaugliches Instrumentarium zur Verfügung. Beacon kann auf Deutsch mit «Leuchtfeuer» oder «Leuchtturm» übersetzt werden, als Verb bedeutet es passenderweise auch «vermarkten».
Auf der Anbieterseite braucht es einen oder besser mehrere Sender (als «Beacons» oder «iBeacons» bezeichnet). Das können günstige Bluetooth-Sender in Fünfliber-Grösse sein oder auch iOS-Geräte. Auf Nutzerseite braucht es ein Empfangsgerät, das drahtlos und in der Regel automatisch mit dem Sender kommuniziert.
Das Ganze funktioniert über Bluetooth 4.0, auch Bluetooth Low Energy (LE) genannt. Das im Juni 2010 lancierte Bluetooth LE ist eine Technik zur drahtlosen Datenübertragung, benötigt im Vergleich mit älteren Standards deutlich weniger Strom und hat eine grössere Reichweite als NFC. Die maximale Reichweite beträgt über 50 Meter.
Es gibt unheimlich viele Anwendungsgebiete. iBeacons ermöglichen die Bestimmung der genauen Position eines Empfängers in einem Raum und damit die Indoor-Navigation (wo GPS überhaupt nicht funktioniert). Möglich ist auch das sichere Identifizieren von Nutzern, wenn sie sich mit ihrem Smartphone in einem bestimmten Bereich aufhalten. Dies kann für Werbung oder Marketing genutzt werden und schliesslich können Unternehmen auch mobiles Bezahlen anbieten.
iBeacons funktionieren im Zusammenspiel mit Apps. Apple hat in seinen rund 250 US-Stores Sender installiert, um die Kunden auf Angebote in den Läden hinzuweisen – und um jede Bewegung zu «registrieren». Das betrifft jene Besucher, welche die «Apple Store»-App installiert und der Auswertung der Geodaten zugestimmt haben.
Man wird quasi zum gläsernen Kunden – ein Albtraum für Datenschützer. Zudem drohe eine personalisierte Werbeflut, befürchtete die «New York Times» in einem Artikel zum Super Bowl. In dem Beitrag wird auch darauf hingewiesen, dass die Nachrichten selbst dann übermittelt würden, wenn die entsprechende App nicht geöffnet sei.
Offiziell ist der Service hierzulande noch nicht lanciert worden. Auf der Schweizer Apple-Webseite finden sich keine Informationen dazu. An der letztjährigen WWDC, der von Apple organisierten Konferenz für Software-Entwickler, war iBeacon ein vielbeachtetes Thema. Für externe Programmierer hat Apple ein Schulungsvideo veröffentlicht. Um dies zu finden, gilt es, die WWDC-App aus dem App Store herunterzuladen und nach dem Stichwort iBeacon zu suchen. Abgesehen vom Video, das auch bei YouTube auftaucht, ist im Apple-Support-Forum ein Beitrag zum Thema «Location Services» (Ortungsdienste) publiziert.
Apple unterstützt den zugrundeliegenden Technik-Standard Bluetooth 4.0 seit dem Herbst 2011, als das iPhone 4S eingeführt wurde. Als Betriebssystem ist für iBeacon iOS 7 erforderlich.
• iPhone (ab Modell 4S)
• iPad (ab der dritten Generation)
• iPad Mini
• iPod Touch (ab der fünften Generation)
Diese Geräte können als Empfänger oder Sender funktionieren. Hier liegt auch der grösste Unterschied, respektive Vorteil von iBeacon gegenüber der Konkurrenz. Es ist keine zusätzliche Hardware erforderlich.
Nein, die Technik steht auch Android-Nutzern offen. Allerdings haben viele Hersteller den Trend verschlafen. Das mobile Betriebssystem aus dem Hause Google unterstützt das stromsparende Bluetooth 4.0 erst ab der Version 4.3 («Jelly Bean»), die im Sommer 2013 vorgestellt wurde. Das Problem: Android 4.3 oder 4.4 laufen auf weniger als zehn Prozent der weltweit aktiven Android-Geräte (Stand: 8. Januar 2014).
• Samsung Galaxy S3
• Samsung Galaxy S4
• Samsung Galaxy Note 2 und Note 3
• HTC One
• Google Nexus 5
Laufend kommen Geräte hinzu. Voraussetzung ist Android 4.3.
Der Computerexperte Andy Cavalini weist darauf hin, dass die von iBeacons gesendeten Daten von Dritten abgefangen oder gefälscht werden können. Unternehmen sollten Verschlüsselungs-Techniken einsetzen, um «Entführungen» zu verhindern. Weitere Informationen sind online in der «iBeacons Bibel» (PDF-Dokument) zu finden. Apple stellt entsprechende Sicherheitsfunktionen zur Verfügung.
Wer «unsichtbar» bleiben möchte, kann Bluetooth deaktivieren. Bei Android und iOS geschieht dies am einfachsten über das Kontrollzentrum (iOS: mit dem Finger auf dem Screen von ganz unten nach oben wischen). Es besteht auch die Möglichkeit, einzelnen Apps den Kontakt via Bluetooth zu anderen respektive fremden Geräten zu erlauben. Dazu gilt es in den Privatsphäre-Einstellungen diejenigen Apps zu aktivieren, denen man die automatische Datenübertragung erlauben will (Einstellungen > Datenschutz > Bluetooth-Freigabe).
In zahlreichen Verkaufsgeschäften in den USA, unter anderem in den Apple Stores und bei der Supermarktkette Macy's. Daneben setzen immer mehr Start-ups rund um den Globus auf die batterieschonenden Beacons, um neue Produkte zu lancieren. Die meisten veröffentlichen zuerst eine App fürs iPhone. Der deutsche Techblog neuerdings.com schreibt denn auch: «Apples dritter Frühling dank Bluetooth 4.0».