Nokia will Anfang 2017 mit einem Android-Smartphone ins Rampenlicht zurückkehren. Nachdem die Finnen bereits vor einem halben Jahr ihre Comeback-Pläne angekündigt haben, gibt Nokia nun weitere Informationen preis. Auf der Firmenwebseite wurde heute eine neue Rubrik für Smartphones veröffentlicht, die mehrere Android-Geräte für das nächste Jahr ankündigt. Zu sehen sind aktuell allerdings erst die klassischen Nokia-Handys, die in ärmeren Ländern immer noch millionenfach verkauft werden. Vorgestellt wird das lang erwartete Nokia-Smartphone mit Android als Betriebssystem vermutlich Anfang 2017.
Nokia hatte seine schlingernde Smartphone-Sparte 2013 an Microsoft verkauft. Erst vor wenigen Monaten hat Microsoft das erfolglose Smartphone-Geschäft (Nokia Lumia) weitgehend eingestampft und angekündigt, dass man die Handy-Sparte an HMD Global sowie eine Tochterfirma des taiwanischen Smartphone-Herstellers Foxconn verkaufen werde. Der Tech-Gigant Foxconn ist der weltweit grösste Smartphone-Hersteller, der beispielsweise auch Apples iPhone produziert. Dieser Deal ist nun unter Dach und Fach und Nokia und HMD haben somit die Rechte erworben, Handys, Android-Smartphones und –Tablets unter der Marke Nokia auf den Markt zu bringen.
Smartphones und Tablets mit dem Nokia-Logo werden künftig also wieder weltweit in den Läden stehen. Design, Produktion, Marketing und Verkauf werden aber von HMD und der Foxconn-Tochterfirma FIH übernommen. Aus diesem Grund hat sich HMD von Microsoft das Recht erkauft, künftig den Namen Nokia zu nutzen.
Welcome back Nokia!
— Matt Navarra ⭐️ 🇬🇧 (@MattNavarra) 18. Mai 2016
We've missed your b̶e̶a̶u̶t̶i̶f̶u̶l̶ weird indestructible devices! https://t.co/TzhOSTEljL pic.twitter.com/c9fB7LX6he
Und was heisst das konkret? Nokia selbst produziert künftig keine Handys, stellt aber seine weltweit bekannte Marke der neu gegründeten Firma HMD zur Verfügung. HMD wurde 2015 im finnischen Helsinki gegründet, also in Nokias Heimatland. HMD ist zwar auf dem Papier von Nokia unabhängig, dürfte aber im Einflussbereich des finnischen Tech-Giganten stehen. HMD-Chef Arto Nummela ist ein ehemaliger Nokia-Manager, der zuletzt bei Microsoft die Handy-Sparte leitete.
HMD darf dank dem Exklusiv-Deal in den nächsten zehn Jahren Android-Smartphones und -Tablets mit dem Nokia-Logo verkaufen. Nokia wird an jedem verkauften Gerät mitverdienen. Nokia ist finanziell nicht direkt an HMD beteiligt, gibt aber Qualitätsvorgaben vor, die sicherstellen sollen, dass unter der Marke Nokia keine Ramschprodukte verkauft werden.
Kurz vor der Übernahme seiner Handy-Sparte durch Microsoft hatte Nokia schon mit günstigen Android-Smartphones experimentiert. Es wird also spannend zu sehen, ob Nokia 2017 mit seinen ersten «echten» Android-Smartphones zur ernsthaften Konkurrenz für Apple, Samsung und Co. wird.
Nokia konzentrierte sich in den letzten Jahren zunehmend auf sein Kerngeschäft als Ausrüster von Telekom-Netzwerken. Anfang 2016 haben die Finnen deshalb den französisch-amerikanischen Konkurrenten Alcatel-Lucent für mehr als 15 Milliarden Franken übernommen. Im Gegenzug hatte man 2015 den eigenen Kartendienst Here Maps für 2,8 Milliarden Dollar an Audi, Daimler und BMW verkauft.
Zuletzt sorgte Nokia vor allem mit der Übernahme des französischen Wearables-Herstellers Withings für 170 Millionen Euro für Schlagzeilen. Mit Withings sichert sich Nokia einen Platz im Markt der Fitnesstracker, Gesundheitsgeräte und Überwachungskameras.
Auch im potenziellen Zukunftsmarkt Virtual-Reality spielt Nokia mit: Die 360-Grad-Kamera Nokia Ozo richtet sich an grosse Filmstudios und gilt als eines der derzeit modernsten Kamera-Systeme auf dem Markt.
(oli)