Die EU-Kommission will herausfinden, ob Google seine Marktmacht bei Smartphones missbraucht. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters mit Bezug auf zwei Informanten. Mit Android kommt Google bei Smartphone-Betriebssystemen auf einen weltweiten Marktanteil von rund 85 Prozent. Vor diesem Hintergrund soll beleuchtet werden, ob das Unternehmen Konkurrenten das Geschäft erschwert, um eigene Dienste wie Maps oder die klassische Suche erfolgreicher zu machen.
Konkret untersucht werden soll zum Beispiel, ob Google Smartphone-Anbietern vorschreibt, Apps, die mit Google-Programmen konkurrieren, nicht auf den Geräten vorzuinstallieren – das angeblich so freie Android wird tatsächlich von Google kontrolliert. Wirklich frei ist nur eine Basisversion, die wenig mit dem zu tun hat, was Nutzer unter Android verstehen und erwarten.
Kommissionsmitarbeiter sollen derzeit dabei sein, Bögen mit rund 40 Fragen an Unternehmen zu schicken, um Googles Umgang mit anderen Firmen von 2007 zu beleuchten. Die Firmen werden aufgefordert, der Kommission bis September E-Mails, Faxe, Briefe oder Gesprächsaufzeichnungen als Untersuchungsmaterial zur Verfügung zu stellen. Ähnliche, aber weniger detaillierte Fragebögen seien bereits 2011 und 2013 verschickt worden.
Käme es wegen Android zu einem neuen Kartellverfahren, wäre dies nicht das erste Mal, dass sich die EU-Kommission mit Google anlegt. Die Kommission ermittelt bereits seit 2010 gegen den Konzern, es geht dabei um den Vorwurf, Google manipuliere Suchergebnisse zu seinen Gunsten. Dabei sollen Ergebnisse spezialisierter Suchdienste, die das Unternehmen selbst betreibt, weit oben und herausgehoben angezeigt werden. Google hat in diesem Verfahren bereits Zugeständnisse angekündigt, Ende Juni hiess es allerdings, die Kommission wolle ihre Auflagen noch einmal verschärfen. Wie es nun weitergeht, entscheidet sich laut «FAZ» im September.
Einer der Reuters-Informanten sagt, er halte es für möglich, dass EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia das neue Kartellverfahren eröffnet, sobald das aktuelle endet: «Es ist ein politisches Spiel». In den vergangenen Monaten haben diverse Verlage und Softwareunternehmen der EU-Kommission vorgeworfen, zu lasch mit Google umzugehen.
Eine Google-Sprecherin erklärte, dass Google weiter vorhabe, Android offen zu halten. Jeder könne Android ohne Google benutzen und Google ohne Android. Die US-Aufsichtsbehörde FTC und die koreanische Fair Trade Commission hätten Googles Android-Vereinbarungen intensiv geprüft und keine rechtlichen Bedenken gehabt. (mbö/Reuters)