Let's all Facetime the president!
— Roberto Baldwin (@strngwys) 29. Januar 2019
Apple muss eine gravierende Sicherheitslücke bei seinem Videochat-Dienst Facetime schliessen und hat darum die Telefonkonferenz-Funktion (Group Facetime) vorübergehend deaktiviert. Der Fehler soll laut Ankündigung bis Ende der Woche per Software-Update behoben werden.
Wegen eines Softwarefehlers konnten Facetime-Anrufer die angerufene Person über deren Mikrofon hören, noch bevor der Anruf angenommen wurde. Zudem schaltete das Gerät, auf dem der Anruf einging, unter gewissen Umständen (siehe nächster Punkt) ungewollt und ohne Warnung auf Videotelefonie um. Sprich: Im schlimmsten Fall wurden User von der Frontkamera ihres Geräts ungewollt gefilmt.
Laut Schilderungen musste man nur die eigene Telefonnummer (Facetime) noch einmal über die Gruppentelefonie-Funktion hinzufügen, während der Anruf rausging.
Der #facetimebug ist ungeheuerlich!
— Nichmehrwähler (@nichmehrwaehler) 29. Januar 2019
1. einen FaceTime Anruf starten
2. während es klingelt, nach oben wischen und einen weiteren Anrufer hinzufügen
3. die eigene Nummer hinzufügen
Man kann nun hören was beim Angerufenen passiert. Und das ohne das der Angerufene ran ging.
Nein, definitiv nicht. Wie immer, wenn bei Apple eine Sicherheitslücke oder ein technisches Problem publik wird, schlägt die Stunde der Trittbrettfahrer. Mit Clickbait-Titeln und übertriebenen Reaktionen wird versucht, möglichst viel Aufmerksamkeit, bzw. Klicks und Likes, zu generieren.
Potenziell alle Apple-User, die auf einem iOS-Gerät oder Mac Facetime aktiviert hatten und deren Betriebssystem-Software Facetime-Gruppenanrufe beinhaltete. Sprich:
Facetime-Gruppen-Anrufe funktionieren grundsätzlich mit dem iPhone und anderen iOS-Geräten (iPad, iPod Touch), auf Mac-Computern sowie mit der Apple Watch.
Facetime funktioniert nicht plattformübergreifend. Android- und Windows-User sind also nicht betroffen.
Nope. Siehe golem.de.
Das deutsche Techportal berichtete Anfang Januar:
Soll heissen: Kein IT-Produkt ist vor gravierenden Sicherheitslücken gefeit und jedes weist Schwachstellen auf.
Wer auf Nummer sicher gehen will, kann den Facetime-Dienst in den System-Einstellungen deaktivieren.
Siehe oben.
Update: Laut The Verge hatte ein US-Teenager Apple schon vor über einer Woche auf die Problematik hingewiesen.
Das ist nicht bekannt. Mutmasslich seit der Einführung der Gruppen-Facetime-Funktion Ende Oktober 2018. Das Feature wurde mit iOS 12.1 lanciert.
Kommt auf die Perspektive an.
Für Apple ist es ein Debakel. Der bekannte Apple-Blogger John Gruber (Daring Fireball) schreibt von einem «Albtraum-Fehler».
Das Problem: Apple präsentiert sich als das Tech-Unternehmen, das die Privatsphäre der Kunden achtet und alles tut, um die persönlichen Daten zu schützen.
Als sich die Konkurrenz Anfang Januar in Las Vegas zur Fachmesse CES traf, warb Apple in einem PR-Coup auf einer öffentlich einsehbaren Hotelwand damit, die Daten mit dem iPhone besser zu schützen als die Konkurrenz.
Why choose Apple?
— eToro (@eToro) 7. Januar 2019
Well, Apple answers this in their #LasVegas ad. #Privacy was front & center in 2018 headlines, with negative sentiment for major tech companies' privacy breaches. #Apple's trying to turn this into a competitive advantage.
Will it help sales? #Amazon #Google pic.twitter.com/SrnaCRaHUd
Das wissen wir nicht.
Ein New Yorker Künstler twitterte am Montag als einer der ersten darüber. Dann berichteten der Techblog 9to5Mac und weitere US-Medien und das Thema verbreitete sich in der Nacht auf Dienstag viral im Web.
Now you can answer for yourself on FaceTime even if they don’t answer🤒#Apple explain this.. pic.twitter.com/gr8llRKZxJ
— Benji Mobb™ (@BmManski) 28. Januar 2019
Videotelefonie ist in den USA sehr beliebt. Weil fast jedes zweite in den USA verkaufte Smartphone ein iPhone ist, war der Aufschrei dort entsprechend riesig. Ob es zu Schadenersatzklagen kommt, wird sich schon bald zeigen ...
100-prozentige Sicherheit gibt es nicht. Und: Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.
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