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Amazon-Chef Jeff Bezos tritt zurück – das wird sein Nachfolger

Amazon-Chef Jeff Bezos tritt zurück – das wird sein Nachfolger

Der Internet-Gigant Amazon stellt die Weichen für einen Chefwechsel. In der zweiten Jahreshälfte will Jeff Bezos, der den Konzern vor über einem Vierteljahrhundert gründete, das Zepter weiterreichen.
02.02.2021, 22:3203.02.2021, 09:50
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Amazon-Chef Jeff Bezos bleibt mit einem Verm
Noch-Amazon-Chef Jeff Bezos.Bild: sda

Beim Internet-Giganten Amazon steht ein Chefwechsel bevor: Im dritten Quartal will Jeff Bezos, der den Konzern vor rund 27 Jahren gründete, den Vorstandsvorsitz abgeben. An Ruhestand denkt er aber nicht: «Ich hatte noch nie mehr Energie», betont der 57-jährige Bezos.

Vor rund 27 Jahren gründete Jeff Bezos in einer Garage bei Seattle einen Online-Buchladen. Aus seiner Faszination für das Internet und einer grossen Vision entstand einer der wertvollsten Konzerne der Welt: Amazon.

Nach über einem Vierteljahrhundert leitet der weltgrösste Onlinehändler nun den Wechsel an seiner Vorstandsspitze ein. Bezos wird den Vorsitz im dritten Quartal 2021 an Andy Jassy abgeben, den Leiter des boomenden Cloud-Geschäfts.

Bezos wird weiter präsent sein

Eine Ära endet damit aber noch nicht. Bezos will weiter mitmischen. Amazons am Dienstag nach US-Börsenschluss veröffentlichter Geschäftsbericht für 2020 wurde angesichts der grossen Personalie zur Nebensache.

Bezos dürfte als geschäftsführender Vorsitzender des Verwaltungsrats, der dem Vorstand übergeordnet ist, auch künftig viel Einfluss bei Amazon ausüben. In einem Memo an die Mitarbeiter erklärte der 57-Jährige, dass es bei seiner Entscheidung nicht darum gehe, sich in den Ruhestand zu verabschieden.

«Ich hatte noch nie mehr Energie», betonte Bezos. In seiner zukünftigen Rolle als Verwaltungsratschef wolle er seine Energie und Aufmerksamkeit auf neue Produkte und Initiativen ausrichten. Ausserdem gewinne er so mehr Zeit für andere Projekte wie seine Stiftungen, seine Raumfahrtfirma Blue Origin oder die Zeitung «The Washington Post», die in seinem Privatbesitz ist.

Start als Buchladen namens Cadabra

Am 5. Juli 1994 gründeten Jeff und seine damalige Ehefrau MacKenzie Bezos in Bellevue bei Seattle einen Online-Buchhandel. Das Unternehmen hiess zunächst Cadabra, wurde jedoch rasch in Amazon umbenannt. Laut der Bezos-Biographie «Der Allesverkäufer» von 2013 klang Cadabra zu sehr nach Kadaver.

Was mit Büchern begann, entwickelte sich zum grössten Internetkaufhaus der Welt. Heute ist Amazon noch viel mehr als das und hält mit seinen Cloud-Services, die etwa Start-ups IT-Anwendungen und Speicherplatz im Netz bieten, unzählige Firmen am Laufen. Mit Whole Foods betreibt Amazon zudem eine eigene US-Supermarktkette.

Breit diversifizierter Konzern

Damit noch nicht genug: Im Streaming-Geschäft versucht Amazon mit seinem Prime-Dienst Marktführer Netflix Konkurrenz zu machen. Mit dem Aufbau einer eigenen Lieferlogistik setzt der Konzern Paketzusteller wie UPS, Fedex und DHL unter Druck.

Und niemand weiss so recht, welche Branchen Amazon als nächstes aufmischen wird. Bezos machte der Erfolgszug seines Unternehmens als Grossaktionär steinreich. Mit einem Vermögen von 188 Milliarden Dollar ist er gemäss «Bloomberg Billionaires Index» derzeit der zweitwohlhabendste Mensch der Welt hinter Tesla-Chef Elon Musk.

An der Börse hatte der rasant expandierende Bezos-Konzern wegen chronisch roter Zahlen indes lange Zeit einen schweren Stand. Doch seit Bezos zuverlässig Gewinne liefert, ist er zum Liebling der Wall Street geworden. Im September 2018 gelang es Amazon als zweiter Aktiengesellschaft nach dem iPhone-Riesen Apple, die magische Marke von einer Billion Dollar beim Börsenwert zu knacken.

Börse reagiert gelassen auf Rücktritt

Seitdem ging es weiter kräftig bergauf - die Marktkapitalisierung von Amazon lag zuletzt bei enormen 1,7 Billionen Dollar. Auch die Nachricht von Bezos' Rücktritt konnte Anleger am Dienstagabend nicht schocken - die Aktie hielt sich im nachbörslichen Handel weiter im Plus.

Denn das Geschäft lief auch im Schlussquartal glänzend: In den drei Monaten bis Ende Dezember knackte Amazon beim Umsatz dank des Bestell-Booms in der Corona-Krise und eines starken Weihnachtsgeschäfts erstmals die Marke von 100 Milliarden Dollar.

Gegenüber dem Vorjahreszeitraum legte der Umsatz um 44 Prozent auf 125,6 Milliarden Dollar zu. Den Nettogewinn konnte Amazon auf 7,2 Milliarden Dollar deutlich mehr als verdoppeln. Im Geschäftsjahr 2020 verdiente der Konzern 21,3 Milliarden Dollar, was einem Anstieg um 84 Prozent und einer neuen Bestmarke entspricht.

Cloud-Geschäft als Goldgrube

Amazons grösster Profittreiber ist derweil nicht der Onlinehandel, sondern das Cloud-Geschäft mit IT-Services und Speicherplatz im Internet. Insofern ist es auch nur logisch, dass mit Andy Jassy der Leiter dieser Sparte zum künftigen Vorstandschef befördert wurde.

Amazons Cloud-Plattform AWS, die von vielen Unternehmen und Apps genutzt wird, erhöhte den Quartalsumsatz um 28 Prozent 12,7 Milliarden Dollar. Trotz des starken Wachstums blieb das Geschäft etwas unter den Erwartungen. Das Betriebsergebnis kletterte derweil um 37 Prozent auf 3,6 Milliarden Dollar. Daran zu erkennen, welch attraktiver Gewinnbringer Amazons Cloud-Flaggschiff weiterhin ist.

Durch seinen Erfolg mit Amazon hat sich Bezos bei Weitem nicht nur Freunde gemacht. Dem Konzern wird vorgeworfen, mit seiner grossen Marktmacht und seinen Niedrigpreisen den Einzelhandel zu zerstören. Auch wegen umstrittener Arbeitsbedingungen gibt es häufig Kritik an Amazon.

Der mächtigste Feind von Bezos aber sass bis vor kurzem noch im Weissen Haus: Ex-US-Präsident Donald Trump und ihn verband eine erbitterte Dauerfehde. Als Hauptgrund galt indes weniger das Geschäftliche, sondern vor allem Trumps Abneigung gegenüber der «Washington Post», die häufig kritisch über ihn berichtet. (sda/dpa)

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7 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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PhilippS
03.02.2021 01:03registriert September 2016
Bei über 3 Mrd Gewinn aus AWS bei 12 Mrd Umsatz lese ich zwischen den Zeilen nur eines: Da finanzieren die Kunden viel zu viel Gewinnmarge mit, von der sie als Kunden nichts haben.

Ich würde jedem empfehlen, sich einen kleineren Cloud-Anbieter zu suchen. Von denen gibts einige - und die machen meist einen minimal gleich guten Job. Aber die Wertschöpfung bleibt in der Nähe, finanziert keine frech reichen Narzissten.
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rosen nell
02.02.2021 23:49registriert Oktober 2017
Würde der gute Jeff 100 Jahre alt, könnte er, über den Daumen gerechnet, mit seinen 188 Milliarden in Cash, pro Tag knapp 12 Millionen Dollar ausgeben. (Um das zu rechnen, muss man das I-Phone quer halten)
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