RTL zieht weitere Konsequenzen aus dem umstrittenen Verhalten eines Reporters bei einer Demonstration der anti-islamischen Bewegung Pegida in Dresden. Undercover-Recherchen müssen fortan in deutlich engerer Absprache mit der Chefredaktion erfolgen.
«Wirkliche Undercover-Recherchen sind eine probate Vorgehensweise dann und nur dann, wenn alle anderen Mittel ausgeschöpft sind, um Missstände aufzudecken und zu dokumentieren», sagte Michael Wulf, Chefredakteur RTL und Geschäftsführer der Nachrichtentochter Infonetwork.
Am Wochenende war bekannt geworden, dass der Kölner Sender den Journalisten entlassen hat, der sich einem Fernsehteam des NDR gegenüber als Anhänger «Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes» ausgegeben hatte.
Verdeckte Einsätze und Undercover-Recherchen müssten «in Zukunft noch genauer im Vorfeld abgewogen und in jedem einzelnen Fall mit der Chefredaktion abgestimmt werden.» In dem konkreten Fall sei die verdeckte Recherche «nicht die richtige Herangehensweise» gewesen.
Der Deutsche Journalistenverband DJV hatte RTL zuvor vorgeworfen, sich widersprüchlich zu verhalten: Der Sender beende zwar die Zusammenarbeit mit dem Reporter, halte die Undercover-Recherche aber für das richtige journalistische Mittel, um Statements von Pegida-Demonstranten zu bekommen.
«Es war für Journalisten bei der Pegida-Demonstration in Dresden zwar schwierig, aber nicht unmöglich, O-Töne von Demonstranten einzufangen», sagte der DJV-Vorsitzende Michael Konken. Verdeckte Recherchen vertragen sich nur dann mit der Transparenz und Glaubwürdigkeit des Journalismus, wenn es keine andere Möglichkeit der Informationsbeschaffung gebe.
Der Reporter des RTL Landesstudios Ost war nicht nur verdeckt auf der Pegida-Veranstaltung unterwegs gewesen. Er hatte dem NDR-Magazin Panorama (hier sehen Sie die Sendung vom 18. Dezember) auch noch ein Interview (hier und hier) gegeben, ohne sich als Journalist zu erkennen zu geben. Stattdessen tat er sich mit besonders ausländerfeindlichen Aussagen hervor.
Der Chef des RTL-Landesstudios hatte sich danach entschuldigt: Der Journalist habe dem Ansehen seines Berufsstandes «schwer geschadet». (ihü)