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Wenn Menschen den Glauben verlieren, stirbt Gott

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Wenn Menschen den Glauben verlieren, stirbt Gott (oder er zeigt sich)

Nicht nur die Gläubigen sind abhängig von Gott, Gott braucht auch die Menschen.
04.02.2019, 08:11
Hugo Stamm
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Bild von Gott und Mensch in der Sixtinischen Kapelle von Michelangelo.
Bild von Gott und Mensch in der Sixtinischen Kapelle von Michelangelo.Bild pd

Religionen leben von Gott, Göttern oder göttlichen Wesen. Diese treten uns meist als Schöpfer gegenüber, die nicht nur den Kosmos erschaffen haben, sondern auch uns Menschen.

In der christlichen Heilsvorstellung hat er uns sogar nach seinem Ebenbild geschaffen. In der Bibel tritt er als Vaterfigur auf, die Gläubigen sind seine Kinder. Zusammen bilden sie eine grosse Familie. Wir sind voneinander abhängig und bedingen einander.

Für diesen Gott muss die rasch fortschreitende Säkularisierung ein Alptraum sein. Es stellt sich in diesem Zusammenhang auch die Frage, ob es den christlichen, den islamischen und den jüdischen Gott gibt. Also den universalen Gott in Personalunion. Oder ob die Gläubigen der drei Buchreligionen zu unterschiedlichen Göttern beten.

Morgan Freeman als Gott
Die ewige Suche nach Gott – hier in der Darstellung von US-Schauspieler Morgan Freeman.Bild: Universal Pictures

Dann gäbe es im Himmel vielleicht ein Gerangel um die Vormacht. Im Vorteil wäre in diesem Fall wohl der islamische Gott, dessen Kinder die aggressivste Expansionspolitik betreiben und ein rasches Wachstum vorweisen können.

Die Kardinäle, Bischöfe, Pfarrer, Imame, Rabbiner und Co. verschweigen aber, dass nicht nur die Gläubigen ihren Gott brauchen, sondern Gott auch die Gläubigen. Denn ohne ein Gegenüber wird selbst ein Gott sinnlos und überflüssig.

Deshalb müsste ihm oder den Göttern die Verweltlichung schwer auf dem Magen liegen. Sie müssen täglich ihren Bedeutungsverlust beobachten. Es ist für sie wohl so, als ob sie sich schrittweise auflösten. Als ob sich seine Kinder entfremden und aus der Familie fliehen würden.

Wenn Gott und der Satan eine Wette eingehen, müssen 10 Kinder sterben
@ lilie

Wie muss man sich den den Testosterongott vorstellen?

Mit oder ohne Vorhaut? 
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Vernasch ...
Der zürnende Gott.Bild: comments://183375161/1338300

Momentan verläuft die Entwicklung noch langsam, doch die Tendenz ist eindeutig. Gott muss zwar noch nicht so schnell abdanken, doch in 100 oder 200 Jahren werden viele seiner Kinder vermutlich nur noch in Geschichtsbüchern nachlesen können, wer er eigentlich ist oder war.

Für Gott kann dies schon bald der Fall sein, denn 100 Jahre sind für ihn eine kurze Zeitspanne. Er muss deshalb vermutlich um sein Überleben bangen. Denn Gott lebt im Bewusstsein der Menschen. Ohne die Zuwendung und Verherrlichung durch die Gläubigen verschwindet er in den Weiten des Alls.

Vielleicht ist auch alles ganz anders

Vielleicht sieht sich Gott irgendwann veranlasst, Gegenmassnahmen zu ergreifen, damit er nicht überflüssig wird und in der Bedeutungslosigkeit verschwindet. Vielleicht offenbart er sich uns eines Tages und macht ein für allemal klar, ob er der christliche, der islamische oder der jüdische Gott ist. Oder ob der Himmel mit unzähligen Göttern bevölkert ist, die in Eintracht nebeneinander leben und jeder für sich sein Süppchen kocht.

Vielleicht ist auch alles ganz anders. Wer weiss das schon!

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Hugo Stamm; Religionsblogger
Hugo Stamm
Glaube, Gott oder Gesundbeter – nichts ist ihm heilig: Religions-Blogger und Sekten-Kenner Hugo Stamm befasst sich seit den Siebzigerjahren mit neureligiösen Bewegungen, Sekten, Esoterik, Okkultismus und Scharlatanerie. Er hält Vorträge, schreibt Bücher und berät Betroffene.
Mit seinem Blog bedient Hugo Stamm seit Jahren eine treue Leserschaft mit seinen kritischen Gedanken zu Religion und Seelenfängerei.

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273 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Händlmair
02.02.2019 11:00registriert Oktober 2017
Gott und Götter kommen und gehen so wie menschliche Königreiche oder Dynasítien gehen. Die Agyptischen Götter existierten ca. 3500-4000 Jahre. Die Griechischen Götter ca. 1600-1700 Jahre. Die Römischen Götter ca. 700-800 Jahre. Die Nordischen Götter ca. 2200-2400 Jahre. Heute nennt man diese Götter nur noch Mythologie. Ob die drei grossen Religionen irgendwann auch nur noch Mythologie gennant wird steht in den Sternen und ist abhängig davon, wie lange es die Menschheit gibt, oder ob es der Menschheit gelingt Religionen zu überwinden!
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Zeit_Genosse
02.02.2019 09:22registriert Februar 2014
Grundsätzlich ist es schön an etwas zu glauben. Wir sind mit dieser Fähigkeit ausgestattet und wir sehen den Unterschied wenn zwei das gleiche tun, aber nur der eine daran glaubt. Das Problem sind die menschengeschaffenen Religionen die vom Geschichtenerzählen zum Machtinstrument mutiert wurden. Die Religionen sollten einst das Raubtier in uns zähmen, haben es aber entfesselt. Auf diese Religionen sollten wir verzichten. Diese verstellen nämlich den Blick auf das was viele Gott nennen. Die Fähigkeit bei sich zu sein, das Gute bei den andern zu sehen und selbst gutes tun.
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Spooky
02.02.2019 10:11registriert November 2015
Off Topic:
Ich möchte mich bei Herrn Stamm für meinen Kommentar im letzten Blog entschuldigen. (Er weiss schon, um welchen Kommentar es sich handelt). Ich hatte zu schnell reagiert. Und danke für die ausführliche Antwort darauf.
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