Der Job von Pfarrern und Pastoren ist in jeder Beziehung anspruchsvoll. Sie sind nicht nur religiöse Autoritäten und Verantwortliche von Kirchgemeinden, sondern auch Seelsorger.
Speziell dabei ist, dass ihr Beruf- und Selbstverständnis sowie das geistiges Fundament auf einer Annahme beruht: Der Überzeugung nämlich, dass es Gott gibt und dass sie Vertreter der einzig wahren Religion sind. Wahrlich eine Herkules-Aufgabe.
Anspruchsvoll ist vor allem auch der Spagat, die Gläubigen spirituell und psychologisch zu betreuen. Denn religiöse Dogmen widersprechen oft psychologischen Erkenntnissen. Ein Beispiel: Eine Gläubige bittet den katholischen Pfarrer um Rat bei einer Ehekrise. Ihr Mann geht fremd, schlägt sie und misshandelt die Kinder.
Als «Therapeut» müsste der Pfarrer eine Trennung empfehlen. Als Pfarrer muss er aber alles unternehmen, um die Ehe zu kitten. Denn eigentlich darf der Mensch nicht trennen, was Gott angeblich zusammengefügt hat.
So will es Gott, so verkündet es die Bibel. Frei nach dem Motto: Lieber leiden für Gott als das irdische Leiden zu lindern.
Kompliziert und lebensfremd wird es vor allem, wenn er ein Paar beraten muss, das mit sexuellen Problemen kämpft. Oder das wegen der verbotenen Verhütung schon zu viele Kinder auf die Welt gestellt hat und deshalb mit existentiellen Schwierigkeiten kämpft. Da behindert der Glaube an Gott und die Bibel eine vernünftige und sinnvolle Lebensführung.
Geistliche geraten deshalb oft in einen inneren Zwiespalt. Sollen sie das religiöse Gewissen auf die Seite schieben und nach weltlichen Kriterien und Werten handeln, oder sich an den religiösen Überzeugungen orientieren? Oder anders herum: Sollen sie den «gesunden Menschenverstand» und die Vernunft entscheiden lassen, oder sich an die Dogmen halten?
Strenggläubige Geistliche flüchten sich in solchen Situationen gern in die religiöse Blase. Sie sind überzeugt, dass sie als Vertreter Gottes von diesem gelenkt, geführt und unterstützt werden.
Sie berufen sich auf die göttliche Autorität und die Bibel. Dort finden sich viele Aussagen, die diese Haltung stützen. Kurz: Sie fühlen sich fast schon unfehlbar, auch in seelsorgerischen Belangen.
Mit dieser Einstellung verstärken manche Geistliche das Leid, statt es zu lindern. Das hat auch damit zu tun, dass sie die Welt primär aus ihrer religiösen Optik betrachten und beurteilen. Oft mit fatalen Auswirkungen, denn das Leben spielt sich mehrheitlich in den weltlichen Sphären ab und nicht in den religiösen.
Wer diese Unterscheidung nicht macht, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, einen fundamentalistischen Glauben zu vertreten und zu praktizieren. Dann ist auch der Schritt zum sektiererischen Verhalten nicht weit.
Apropos Ehekonflikt: Es ist wahrlich abenteuerlich zu glauben, Gott führe bei der Ehe Menschen zusammen. Es würde bedeuten, dass er Einfluss auf unseren Hormonhaushalt nimmt.
Ausserdem wäre er in der modernen Zeit ein schlechter Kuppler, schliesslich lässt sich auch ein beträchtlicher Teil der Christen scheiden, die sich in der Kirche da Ja gegeben hatten.
Auch Seelsorge und Humanismus kommt ausgezeichnet ohne Gott, Allah oder Jesus aus. Diverse Glaubensfreie Organisationen bieten Seelsorge an, das geht von Eheberatung bis zur Sterbebegleitung. Einzig die grossen Kirchen versuchen überall gegen hunanistische Seelsorger vorzugehen.