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Der Glaube an ein Leben nach dem Tod sinkt ständig – das steckt dahinter

Roman Catholic devotees mount the image of the Black Nazarene on a hearse prior to a raucous procession to celebrate its feast day Tuesday, Jan. 9, 2018, in Manila, Philippines. A massive crowd of mos ...
Ist Jesus nach der Kreuzigung auferstanden? Daran glaubt eine Mehrheit. Bei der eigenen Erlösung sind sie aber skeptisch.Bild: keystone
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Der Glaube an ein Leben nach dem Tod sinkt ständig – und das steckt dahinter

Eine Umfrage besagt, dass nur noch die Hälfte der Katholiken an ein Leben nach dem Tod glaubt. Was von der Zahl zu halten ist.
28.10.2019, 07:41
Hugo Stamm
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Gemessen an den langsamen Prozessen der Erdgeschichte und der Evolution ist unser Leben kurz. Ein Fingerschnippen und weg. Der Tod beschliesst das kleine Intermezzo auf unserem Planeten.

Das Bewusstsein der Endlichkeit macht das Leben zum Schicksal. Sterbe ich bei der Geburt? Bekomme ich als Zehnjährige Krebs? Verunfalle ich mit zwanzig tödlich? Oder habe ich das Glück, aus Altersgründen zu verschwinden?

Die Angst vor dem unberechenbaren Ende des Lebens war bisher das Kapital der meisten Religionen und Glaubensgemeinschaften. Gott als Rückversicherer und Garant für ein Leben nach dem Tod. Da werden Ängste und Sehnsüchte bedient.

Wissenschaftler Martin Meter über den Tod:

Und heute? Heute konzentrieren sich die Wünsche und Hoffnungen vieler Menschen mehr auf das Hier und Jetzt. Auf das Wohlergehen im Diesseits. Das Konzept von Himmel und Hölle verfängt nicht mehr wie früher, Fragen nach der Transzendenz rücken in den Hintergrund, wie Umfragen zeigen.

Da wäre die Untersuchung des deutschen Magazins «Der Spiegel», die kürzlich ergeben hat, dass «sich ein grosser Teil der Kirchenmitglieder vom heissen Kern des Christentums entfernt hat», wie das Blatt schreibt.

Zwar glaubt noch mehr als die Hälfte der Katholiken an ein Leben nach dem Tod. Doch es sind nur noch 53 Prozent. 2006 waren es noch 65 Prozent. Überraschend ist auch, dass die älteren Befragten, die auf die Zielgerade des Lebens eingebogen sind und den Tod vor Augen haben, besonders skeptisch reagieren.

Nur 29 Prozent aller Befragten, die älter als 65 Jahre sind, erwarten ein Leben nach dem Tod. Bei den Jüngeren liegt der Anteil hingegen über 40 Prozent, was als Überraschung zu werten ist.

Jesus hat grössere Chancen auf ein Leben nach dem Tod

Mehr Kredit erhielt bei den Befragten Jesus, der Sohn Gottes. Eine deutliche Mehrheit glaubt, dieser sei nach der Kreuzigung tatsächlich auferstanden. Bei den Katholiken sind es 61 Prozent, bei den Protestanten 58.

Wie soll das gehen?

Die Mehrheit der Befragten glaubt also an den Gott und den Himmel, wie sie in der Bibel dargestellt werden, sonst hätte Jesus nicht auferstehen können. Weshalb um Himmels Willen sind dann fast die Hälfte der Befragten überzeugt, dass sie selbst nach dem Tod nicht erlöst werden, obwohl dies die von Gott inspirierte Bibel verspricht?

Eine mögliche Antwort lautet: Die christliche Heilslehre und viele Dogmen sind aus heutiger Sicht so schwer nachvollziehbar, dass viele Gläubige verunsichert sind. Vielleicht sogar verwirrt. Was ist aus unserer Perspektive plausibel, was schwer nachvollziehbar? Was macht Sinn und was ist unglaubwürdig?

Der Münchner Jesuit und Hochschullehrer Eckhard Frick interpretierte die Zahlen so: «Mit der Auferstehung der Toten, wie sie im christlichen Glaubensbekenntnis steht, können viele Menschen nichts mehr anfangen.» Spreche man aber über Wiedergeburt und Seelenwanderung, «bekommen auch viele Christen leuchtende Augen».

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Esoteriker und Buddhisten glauben an die Wiedergeburt

Das heisst dann wohl: Die Esoteriker, die an die Reinkarnation glauben, haben die oben angeführten Zahlen nach oben gedrückt. Und dies sind vor allem die jüngeren Befragten.

Weiter bedeutet es: Sehnsucht und Glaube an ein Leben nach dem Tod sind nach wie vor gross. Doch nicht mehr primär nach dem Himmel im christlichen Sinn, nein, es darf auch die Wiedergeburt nach esoterischem oder buddhistischem Muster sein.

Welche Form glaubwürdiger oder sinnvoller ist, muss jeder selbst entscheiden. Angesichts der Erkenntnisse über das Leben, die Erde und den unfassbar grossen Kosmos könnte es aber durchaus sein, dass sowohl Esoteriker und Christen auf dem Holzweg sind.

Hugo Stamm; Religionsblogger
Hugo Stamm
Glaube, Gott oder Gesundbeter – nichts ist ihm heilig: Religions-Blogger und Sekten-Kenner Hugo Stamm befasst sich seit den Siebzigerjahren mit neureligiösen Bewegungen, Sekten, Esoterik, Okkultismus und Scharlatanerie. Er hält Vorträge, schreibt Bücher und berät Betroffene.
Mit seinem Blog bedient Hugo Stamm seit Jahren eine treue Leserschaft mit seinen kritischen Gedanken zu Religion und Seelenfängerei.

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222 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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lilas
26.10.2019 08:37registriert November 2015
Angesichts der Erkenntnisse über das Leben, die Erde und den unfassbar grossen Kosmos könnte es aber genausogut sein, dass Sie lieber Herr Stamm, auf dem Holzweg sind.
Ihre Überzeugung von der Endlichkeit und das Ablehnen irgendeiner Gottheit, ist doch genau so eine Annahme. Es ist ein *Glaube* an die Nichtexistenz eines Gottes, denn wissen tun wir es nicht. Sie nicht und ich nicht🤔
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N. Y. P.
26.10.2019 08:23registriert August 2018
Also, ich glaube an den EHC Biel.

Gibt es also einen Meistertitel NACH der Qualifikationsphase ? Ich GLAUBE fest daran. Da muss mir keiner wissenschaftlich kommen.

Gibt es ein Leben nach dem Tod ? Vermutlich Ja.
Jeder kriegt einen Kebap - Stand, einen Kecks und einen Ford Mustang. Feenlandschaften und Springbrünnen (brunnen ?) aus Schockolade erwarten uns Erdenbürger.
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Eisvogel
26.10.2019 17:27registriert Februar 2019
'Die sichtbare Seite der Welt ist nicht die Welt, sondern die sichtbare Seite der Welt.'
Martin Seel, dt. Philosoph
Nur so als Gedanke, unabhängig von Glaubens- oder Nicht-Glaubens-Systemen.
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