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Per Autostopp um die Welt

Fussball verbindet die Welt – ob in Aarau oder Bangkok

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Per Autostopp um die Welt – Woche 43: Fussball in Bankok
Im Herzen Bangkoks, zwischen Hochhäusern und Pendlern, treffen sich jeden Abend junge Thailänder, um der schönsten Nebensache der Welt nachzugehen: Fussball!.
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Per Autostopp um die Welt

Ob in Aarau oder Bangkok – Fussball verbindet eben doch die Welt

27.03.2016, 06:5327.03.2016, 09:37
Thomas Schlittler
Thomas Schlittler
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Im Herzen Bangkoks, inmitten von Abgasen und Motorenlärm, zwischen Hochhäusern und Pendlern, entdecke ich einen Hartplatz, auf dem junge Thailänder jeden Abend der schönsten Nebensache der Welt nachgehen: Trikots von Arsenal, Bayern und Real Madrid, zwei Mini-Tore mit zerschlissenen Netzen – sowie dieses faszinierende runde Ding namens Ball.

Zweimal setze ich mich nur als Zuschauer auf die kleine Tribüne, beim dritten Besuch halte ich es nicht mehr aus: Ich frage ein paar Jungs, die gerade auf ihren nächsten Einsatz warten, ob ich mitspielen darf. Sie verstehen zwar kein Englisch, wissen aber sofort, was ich will – und teilen mich einer Mannschaft zu.

Ich spiele Fussball, seit ich laufen kann. Bis ich 17 war, hatte ich nur ein Ziel: Fussballprofi! Eines Tages sah ich ein, dass das Talent – und der Biss? – dafür nicht ausreichen.

Nur kein dummer Fehlpass ...

Wenige Minuten später stehe ich auf dem Feld. «Hellblau, pink, grau und weiss», präge ich mir die Leibchen meiner vier Teamkameraden ein. Nur kein dummer Fehlpass zu Beginn, sonst bin ich gleich als Holzfuss gebrandmarkt und meine Mitspieler bereuen, dass sie den Fremden aufgenommen haben.

Ich spiele Fussball, seit ich gehen kann. Bis ich 17 war, hatte ich nur ein Ziel: Fussballprofi! Eines Tages sah ich ein, dass das Talent – und der Biss? – dafür nicht ausreichen. Später blieb mir nichts anderes übrig, als die Karrieren ehemaliger Weggefährten mitzuverfolgen. Drei davon, Fabian Frei, Moreno Costanzo und Michael Lang, schafften es sogar in die Schweizer Nati, zumindest zeitweise.

Für mich haben sich die unzähligen Stunden auf dem Trainingsplatz finanziell nicht ausbezahlt. Belohnt wurde ich aber trotzdem: Mit frechen Sprüchen in der Kabine, die jeden noch so mühsamen Arbeitstag vergessen liessen. Mit Bierchen unter der Dusche, die den Sieg etwas süsser und die Niederlage etwas weniger bitter machten. Und mit angeregten Diskussionen darüber, wie dieses oder jenes Spiel nur verloren gehen konnte.

Ausserhalb des Teams interessierte sich natürlich kein Mensch dafür, aber was spielt das für eine Rolle?!

Fussball ist überall hilfreich

Als ich aus beruflichen Gründen von der Ostschweiz nach Aarau zog, merkte ich erstmals, wie hilfreich der Fussball sein kann, um sich an einem neuen Ort zurechtzufinden. Erst fühlte ich mich in der Aarauer Altstadt ziemlich fremd. Nachdem ich mich aber dem FC Küttigen angeschlossen hatte, der inoffiziell FC Karneval heisst, verging kaum mehr ein Feierabendbier, ohne dass mir in der Altstadt ein Teamkollege zurief: «Hey, Schlitti!»

Dann kommt es noch besser: Nach einem Querpass in die Gefahrenzone lenke ich den Ball mit der Hacke aufs Tor, wo er den Weg in die Maschen findet – zwischen den Beinen des Goalies hindurch.

Doch der Fussball funktioniert nicht nur in der Schweiz als Türöffner, sondern überall auf der Welt – auch auf dem kleinen Hartplatz in Bangkok. Ich bekomme von meinen neuen Teamkollegen viele Bälle zugespielt und bin sofort ins Spiel integriert.

Zwischen den Beinen des Goalies hindurch

Dann kommt es noch besser: Nach einem Querpass in die Gefahrenzone lenke ich den Ball mit der Hacke aufs Tor, wo er den Weg in die Maschen findet – zwischen den Beinen des Goalies hindurch. Ein Raunen geht durchs Publikum, wenn man die paar Nasen, die gerade Pause machen, so nennen kann. Meine Teamkollegen laufen freudenstrahlend auf mich zu, um abzuklatschen.

Mal kommt ein Gegenspieler wegen mir zu Fall – Foul. Mal landet ein Prellball an meiner Schulter – der Gegner plädiert (zu Unrecht!) auf Handspiel. Mal versandet ein Pass von mir im Niemandsland – Missverständnis. Mal schiebt ein Teamkollege eine Hereingabe von mir knapp am Tor vorbei – trotzdem Daumen hoch.

Thailändisch? Ostschweizer- oder Aargauerdialekt? Völlig egal. Der Fussball kennt keine (Sprach-)Grenzen, jeder versteht jeden.

Wir gewinnen auch das zweite Spiel. Bevor die dritte Partie beginnt, will mir einer meiner Mitspieler, der mit dem grauen Shirt, wild gestikulierend etwas mitteilen. Ah, ich soll mehr steil laufen – verstanden!

Thailändisch? Ostschweizer- oder Aargauerdialekt? Völlig egal. Der Fussball kennt keine (Sprach-)Grenzen, jeder versteht jeden. Und es spielt keine Rolle, dass ich der einzige Auswärtige bin. Grosser Sport!

Hast du eine Etappe verpasst? Hier findest du sie alle:

PS:

Nach 30 Minuten auf dem Feld nehme ich wieder auf der kleinen Tribüne Platz. Das T-Shirt völlig durchnässt, ringe ich nach Atem. Die Beine sind schwer, die Fusssohlen brennen. Die zehn Monate ohne Sport sind nicht spurlos an mir vorbeigegangen. Ich schüttle den Kopf und muss mir grinsend eingestehen, dass ich von meinem einstigen Traum, Fussballprofi zu werden, wohl nie weiter weg war als jetzt.

Aber so eine Weltreise ist ja auch nicht zu verachten.

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9 Kommentare
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Fuck you, Finn!
Valentina ist verliebt. Nicht in mich. In Finn. Der Loser der Situation: ich.

Valentina war endlich wieder Single. Also, sie war immer Single, aber eine Weile gab's ja neben mir noch einen anderen Typen, Marcel. Dass es Marcel gab, fand ich nicht gut, aber ich durfte es natürlich nicht «nicht gut» finden, weil, Valentina und ich haben ja keine monogame Beziehung, wir haben gar keine Beziehung, was wir beide gut finden, aber wir haben auch nicht nichts, was auch gut ist, aber wenn dann da noch so ein Horst, respektive Marcel, ist, dann ist, was wir haben, natürlich bisschen weniger gut. Aus verschiedenen Gründen. Sie war öfter, wenn ich sie treffen wollte, «busy». Was sie machte, sagte sie nie, musste sie auch nicht, wusste ich eh: Marcel. Sie war auch eher mal «zu müde». Warum, war mir ebenfalls klar. Ich fand die Situation, je länger sie gedauert hat, nicht besser, aber ich habe mich damit abgefunden.

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