Kafi Freitag - Das Buch
Die 222 besten Fragen und Antworten in einem schön gestalteten und aufwendig hergestellten Geschenkband.
Liebe Nina
Da hat eine Frau ihr Neugeborenes unter dem Arm und besucht damit eine Comedy-Show. Das geht ja gar nicht. Schliesslich wissen wir alle nur zu gut, dass Humor den Menschen schadet. Gerade, wenn sie in so jungen Jahren damit konfrontiert werden. Was soll aus einem solchen Geschöpf werden, dem man dies angetan hat. Rufen Sie oder ich die KESB an?
Nein ernsthaft, Nina. Sie nerven mich. Wenn Sie mir geschrieben hätten, dass sie eine Mutter mit 6-wöchigem Balg an einem ACDC Konzertgesehen haben, oder meinetwegen beim Fallschirmspringen, okay. Aber der Lärmpegel und das allgemeine Risiko an einer Comedyshow istmeines Erachtens in einem zumutbaren Rahmen. Ausser, der Comedian ist schlecht, aber das ist ein anderes Thema.
Leider schreiben Sie nicht, ob Sie selber Kinder haben. Das wäre für diese Frage jetzt noch spannend gewesen. Aber eigentlich ist es auch nicht so wichtig. Mir geht das einander reinreden so was von auf den Sack, das kann ich Ihnen sagen. Kaum hat man ein Kind, ist man Empfänger für Tipps und Ratschläge. Und jeder weiss besser, was gut für dein Kind ist, als du selber. Wahnsinn, wüki.
Ich erinnere mich, wie ich einmal zu einer grossen Garten-Feier in die Berlin eingeladen wurde, da war mein Sohn gerade mal 10 Wochen alt. Wir hatten die Einladung zum Anlass genommen um ein paar Tage im sommerlichen Berlin zu verbringen und sind mit dem Kinderwagen im Quartier vorgefahren. Es war ein lustiger Abend, Konstantin hat selig im Wagen geschlafen, ich habe mir die Schuhe im Rasen kaputtgetreten, kurzum, sehr gelungen. Irgendwann stand ein Paar vor unserem Wagen und machte uns laut Vorwürfe, dass wir es einem Kleinkind zumuten, an dieser Feier teilzunehmen. Da standen wir nun, unter freiem Himmel und liessen uns von fremden Menschen ausschimpfen. Selbstverständlich blieb ich nicht lange ruhig, sondern konterte rasch und treffend. Aber es hatte uns dennoch etwas den Abend verdorben, wir waren es uns noch nicht gewöhnt, von Wildfremden gemassregelt zu werden.
Im Laufe der Jahre hat man viel Gelegenheit, sich damit auseinanderzusetzen. Vor wenigen Wochen musste ich mir anhören, dass ich den Gamekonsolenkonsum meines inzwischen kanpp 12jährigen Sohnes nicht im Griff hätte. Dieses Gespräch habe ich schnell beendet mit der Aussage, dass dies in den Bereich der Medienerziehung falle. Und die Erziehung meines Kindes insgesamt in meinem Zuständigkeitsbereich und das Gespräch somit für mich beendet sei.
Kehren Sie vor Ihrer eigenen Tür, liebe Nina. Wenn Sie eigene Kinder haben, dann erziehen Sie diese in Ihrem Sinne und halten Sie sie von Komikern und Komödianten fern. Wenn Sie keine haben, dann halten Sie erst recht den Latz.
Wenn man ein Kind bekommt, muss man als Erstes schauen, dass es einem selber gut geht. Man muss dafür sorgen, dass einem Zuhause nicht die Decke auf den Kopf fällt und man die Freude am Leben behält. Denn nur zufriedene Eltern sind wirklich gute Eltern. Und wenn die Eltern happy sind, wenn sie sich einen Abend lang in einer Comedyshow unterhalten lassen können, dann ist das nicht als wunderbar!
Ob es noch Hoffnung gibt, oder wir inzwischen komplett verblöden kann ich so generell nicht beantworten. Aber Ihre Frage legt es mir auch nahe zu denken, dass wir langsam wieder etwas zu uns selber zurückkommen sollten, anstatt uns an den angeblichen Vergehen Anderer so aufzugeilen.
Mit gutem Gruss. Ihre Kafi.
ich war auch schon mal in einem kino mit schreiendem kind, lustig war das nicht.
und es ist ein unterschied ob ein kind am nachmittag in einem park schreit oder an einer kinovorstellung am abend.
Das Problem bei Kleinkindern an derartigen Anlässen ist ja oft auch, dass sie schreien und weinen und dadurch andere Gäste belästigen. Dem Kind schaden dürfte es ja wohl kaum, sofern es nicht übermässig laut war. Geraucht wird heutzutage an solchen Orten ja nicht mehr.
Ich sortiere das Mitschleppen von Kleinkindern an unpassende Orte allerdings nicht unter Dummheit ein, sondern unter Egoismus.