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Edvin Uncorked

Diese Schweizer Weinregionen solltest du mal besuchen

Schöne Ferien.
Schöne Ferien.Bild: shutterstock.com
Edvin Uncorked

Das sind die besten Schweizer Wein-Ferien-Regionen

19.06.2020, 11:1919.06.2020, 16:12
Madelyne Meyer
Madelyne Meyer
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Ich weiss nicht, wie es euch geht, aber ich mache dieses Jahr in der Schweiz Ferien. Das Räuschchen an der Flughafenbar schminken wir uns ab. Das Roséschlürfen in Südfrankreich findet nicht statt. Die Champagnerdusche in Ibiza ist gestrichen (evt. auch besser so). Die jährliche Rückfahrt aus dem Piemont, mit einem Kofferraum, der einem Weinkeller gleicht, fällt aus. Der Ballermannabsturz erfolgt auf dem Balkon (arme Nachbarschaft).

Ich rechne damit, dass der Pro-Kopf-Konsum Wein im Sommer 2020 drastisch zunimmt. Was der Schweizer Weinbranche sehr entgegen kommen würde.

Obwohl wir im 2019 rund 4,7% mehr Wein als im 2018 tranken, sitzen wir (wegen hervorragenden, aber zu grossen Ernten im 2018 und 2019) auf viel zu viel Wein.

Und dann kam Corona und machte alles noch schlimmer: Der Weinkonsum nahm laut der NZZ um 30 bis 40 Prozent ab.

Der Sinn und Zweck dieses Artikels ist, euch erstens die schöne Weinschweiz im geografischen Sinne näher zu bringen und zweitens den Schweizer Wein-Konsum zu steigern. Wir trinken tatsächlich nur 37% Schweizer Weine! Die Österreicher geniessen zu 90% österreichische Weine (absolut kein interessanter Exportmarkt für Weinproduzenten).

Trotzdem hat Österreich viel Respekt vor uns. Im Gegensatz zu ihnen mit 35,6 Flaschen Wein/ Kopf in 2019 begiessen wir uns mit 40 Flaschen Wein/ Kopf!

Nümme nüt!

Genug Zahlen! Wir ziehen los in die weite Welt des Schweizer Weins. Packt eure Hipsterlirucksäcke, wir besuchen die ferientauglichsten Weinregionen der Schweiz!

Drei-Seen-Region

See(hn)sucht nach Oeil-de-Perdrix!

Bist du ein grosser Freund, eine grosse Freundin von Seen? Dann schnapp dir ein Zelt und mach dir den Bieler-, Neuenburger- und Murtensee zu deinem Campingplatz. In deinem Campingweinglas, wenn es überhaupt so was gibt, wirst du Chasselas, Pinot Noir und Oeil-de-Perdrix (ihr Hausrosé) vorfinden. Eine Spezialität, die du dir geben kannst, ist ein Gewürztraminer aus dieser Region. Echt Spitze!

Wenn du nicht nur Seen magst, sondern auch Schifffahrten, dann bist du hier im Paradies angekommen. Schnapp dir eine gute Flasche Sauvignon Blanc oder Viognier und mach dich auf den Weg. Verschiedene Kanäle verbinden die drei Seen und so kannst du von Biel über Murten nach Neuchâtel und Yverdon-les-Bains tuckern.

Den Wandervögeln unter euch empfehle ich den 15 Kilometer langen Rebweg von Biel nach La Neuveville, entlang und ein wenig oberhalb des Bielersees. Das Grossartigste an diesem Weg ist, dass er dir fortlaufend die Arbeit der regionalen Winzer näher bringt! Aber auch generelles Weinwissen kannst du dir dank den vielen Tafeln aneignen. Es Träumli!

Hier lässt es sich gut über Wein sinnieren: Blick auf Twann-Tüscherz und den Bielersee.
Hier lässt es sich gut über Wein sinnieren: Blick auf Twann-Tüscherz und den Bielersee.bild: shutterstock

Lavaux

Chasselas - des Schweizers Hauswein

Im Waadtland befindet sich das schöne Lavaux. DAS Symbolbild für den Schweizer Weinbau. Zudem gehört es seit 2007 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Als ich das erste Mal in Lavaux war, wurde mir schlagartig bewusst, dass dieser Titel total legitim ist. Noch nie habe ich eine solche Geografie erlebt.

Man steht auf steilen, von Gletscher erodierten Rebhängen und starrt auf einen See, welcher wie ein Meer wirkt. Vor allem auch wegen dem Südwind. Die Hügel sind wie aus Gold. Hier kannst du innerhalb von 800 Hektaren (das ist sehr viel) Weinwanderungen antreten (am Besten ab St.Saphorin). Oft schafft man es knapp ein paar Kilometer weit, weil man ständig beim Chasselas hängenbleibt.

Kleiner Tipp: Vergiss deine Wasserflasche nicht. Diese Rebberge sind steiler als Gott erlaubt.

Im Sommer wird Chasselas geschwitzt.
Das Lavaux. Mehr muss man dazu nicht sagen.
Das Lavaux. Mehr muss man dazu nicht sagen.bild: Shutterstock

Wallis

Mehr autochtone Rebsorten als Berggipfel

Das Wallis ist für die Schweiz, wie Florida für die USA: Sunshine State. Mit 55% Sonnenscheindauer, im Vergleich zu Zürich mit 36 Prozent Sonnenscheindauer, strahlt dieser Kanton mit dem Tessin um die Wette.

Die Sonnenexposition ist so hoch, dass man locker ein paar Kakteen zwischen den Reben entdecken kann. Wer also trockene Gebiete wie Ibiza oder Mallorca vermisst, soll sich hier sonnen gehen. Als Abkühlung kommt ein gekühlter, autochtoner (heimischer) Weisswein in Frage. Fendant, Petite Arvine, Heida, Amigne oder Humagne Blanc zum Beispiel.

Falls du normalerweise deine Sommerferien in kulinarischen Hochburgen verbringst, dann schwing dein Hintern auf Zermatt hoch und wandere nach Findeln. Hier reihen sich die Gourmet-Restaurants praktisch aneinander. In Zermatt, inkl. Findeln, wirst du 17 GaultMillau Restaurants finden.

Die Kirche von Conthey inmitten der Weinreben.
Die Kirche von Conthey inmitten der Weinreben.bild: Gaultmillau

Tessin

Merlot, Grotto, 6er im Lotto

Des Deutschschweizer's Italien.

Sobald wir durch den Gotthard sind, haben wir das Gefühl die Schweiz zu verlassen. Es ist einfach so. Wir Deutschschweizer sind zum Teil schon sehr basic. Das Schlimmste ist, wenn der Vater an der erstbesten Raststätte, um ein Päckli Taschentücher zu kaufen, sein rostiges Italienisch auspackt. Spätestens dann ist ein Grappa fällig.

Weiter Richtung Süden, es türmen sich grüne, saftige Berge vor dir auf, tiefblaue Seen machen sich breit und Palmen werfen lange Schatten. Irgendwie liegt schon der Duft von Costine und Merlot in der Luft. Eben, basic.

Angekommen empfehle ich euch die Wanderung in Mendrisio, oder Mendrisiotto wie es Vater mit einem nicht fehlerfreien Akzent sagt. Hier befinden sich 3 Wanderwege die dir anhand von Tafeln den lokalen Weinbau erklärt. Love it. Wer eher der Typ «Learning by Drinking» ist, der kann sich auch von einem Weinkeller zum anderen bei Laune halten bzw. über Wein lernen.

Auch schön.

Pergolas
Während eurem Besuch im Tessin empfehle ich euch die Augen für Rebberge mit alten Pergolas offen zu halten. Reben mit der Pergolatechnik zu erziehen, machte früher enorm viel Sinn, weil man unter der Pergola auch gleich z.B. Roggen anpflanzen konnte. Die Technik ist aber viel zu mühsam (gebückte Ernte) und die Getreidewirtschaft nahm drastisch ab, so dass haben sich WinzerInnen von diesem System abgewandt. Wieso Ausschau halten? Evtl. befindet sich ein Grotto nebenan. Stichwort: Riposo. Beine auf die Granitbank hochlegen und Bianco di Merlot bestellen.
Grotto mit Aussicht.
Grotto mit Aussicht.bild: zvg

Bündnerherrschaft

Weltklasse Pinot Noir, Ehrenwort

Ja, das Bündnerland kann noch mehr als einfach Steinböcke und Capuns. Viel mehr! Zum Beispiel next Level Pinot Noir!

Das Eindrücklichste an dieser Gegend ist, dass der Pinot Noir in jeder Gemeinde anders schmeckt. Klar, jeder und jede Winzerin hat ihren eigenen Stil, doch der Unterschied zwischen einem Malanser und Fläscher Pinot Noir ist gigantisch.

Deswegen rate ich dir zwei Rundwanderungen durch Rebberge: Fläsch/Maienfeld und Malans/Jenins. Ein absolutes Must für Wein-Fans: Ein Abstecher in den Alter Torkel (Haus des Bündner Weins), wo du dich mit heimischen Gerichten und den besten Bündner Weinen verköstigen kannst. Nimm Platz an der Sonne und der Pinot kommt zu dir.

Alter Torkel

Auf der Sonnenseite des Rebens.
Auf der Sonnenseite des Rebens.bild: alter-torkel.ch

Wie ihr seht, machen die Schweizer Geografie und viele Schweizer WinzerInnen vieles richtig. Der Marktanteil von Schweizer Wein nahm nämlich 2018 um 1,6% zu und im Jahr darauf um 0,4%.

*sing* No stopping now!

In diesem patriotischen Sinne wünsche ich euch unendliche Weinwanderungen und unvergessliche Ferienmomente: Und das Schönste an unserer Situation? An fast jedem Ecken in der Schweiz wird Wein gemacht. Ich bin mir sicher, du findest deinen perfekten Fleck. Das Gute liegt gar nicht so fern.

Cheers, eure Edvin

Bild

Madelyne Meyer

Die Weinwelt kann extrem elitär und exklusiv sein. Darauf hat Madelyne Meyer aber gar keine Lust. Mit ihrem unkonventionellen Weinblog Edvin hat sich die Aargauer Weinexpertin in der Schweiz einen Namen gemacht. «Meine Leser mögen wohl meine selbstironische Art. Ich nehme mich und die Weinwelt nicht todernst, zolle dem Wein aber immer genügend Respekt».

Madelyne arbeitet in ihrem Familienbetrieb für Marketing & Kommunikation und schreibt noch für den Gault Millau Channel. Das Ganze rundete sie im September 2019 mit ihrem ersten Buch «Endlich Wein verstehen» ab.
Für watson schreibt Madelyne ab sofort regelmässig exklusiv in ihrem Blog.

Weitere Infos über Madelyne und Wein findest du hier:
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11 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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fools garden
19.06.2020 12:04registriert April 2019
Murtensee, filet de perche und oeil-de-perdrix,
que du bonheur.
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Triumvir
19.06.2020 11:49registriert Dezember 2014
Tolle Artikel! Ich freue mich jedenfalls auf meine Traumferien am Lac Léman!
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