Im westafrikanischen Burkina Faso hat Staatschef Blaise Compaoré einen Rücktritt abgelehnt und sich offen für den Dialog mit seinen Gegnern gezeigt. Er habe die «Botschaft verstanden», sagte er nach den gewalttätigen Protesten in seinem Land am Donnerstagabend im Staatsfernsehen.
Nach den gewaltsamen Protesten in Burkina Faso hat die Armee die Macht in dem westafrikanischen Land übernommen. Die Regierung sei abgesetzt und das Parlament aufgelöst worden, teilte das Militär bei einer Medienkonferenz am Donnerstagabend in Ouagadougou mit. Bei Protesten sind gemäss Opposition 30 Menschen getötet worden.
Es werde nun ein Übergangsgremium eingesetzt, das in den kommenden zwölf Monaten die verfassungsmässige Ordnung wieder herstellen solle. Die Armee verkündete ausserdem eine landesweite Ausgangssperre zwischen 19.00 Uhr und 6.00 Uhr.
Zuvor war in einer Mitteilung bekannt gegeben worden, dass Präsident Blaise Compaoré angesichts der gewaltsamen Proteste den Ausnahmezustand ausgerufen habe.
«Der Generalstab der Armee ist mit der Umsetzung des Dekrets des Präsidenten beauftragt, das mit dem heutigen Tag in Kraft tritt», hiess es darin. Allerdings trug das undatierte Schreiben keinen offiziellen Briefkopf, und auch die Unterschrift des Präsidenten sah anders aus als sonst.
Präsident Compaoré war seit 27 Jahren in dem westafrikanischen Land an der Macht. Die geplante Verfassungsänderung, an der sich die Proteste entbrannten, hätte den Weg zu einer Kandidatur für eine weitere fünfjährige Amtszeit nach der Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr freimachen sollen.
Wütende Demonstranten hatten am Morgen das Parlament in der burkinischen Hauptstadt Ouagadougou gestürmt, Büros verwüstet und Feuer gelegt. Sicherheitskräfte versuchten zunächst, die Demonstranten mit Tränengas zurückzudrängen, dann traten sie den Rückzug an.
Bei den schweren Protesten nach Angaben der Opposition am Donnerstag rund 30 Menschen getötet worden. Ausserdem erlitten mehr als hundert Menschen Verletzungen, sagte Oppositionsführer Bénéwendé Sankara. Es blieb aber zunächst unklar, ob sie sich nur auf die Hauptstadt Ouagadougou oder auf das gesamte Land bezogen.
Nach der Erstürmung des Parlamentsgebäudes zogen weitere Demonstranten zum Sitz des nationalen Fernsehsenders RTB. Sie plünderten und verwüsteten auch dort Büros und zerstörten Fahrzeuge.
Die Gebäude der Regierungspartei in Ouagadougou und der zweitgrössten Stadt Bobo Dioulasso gingen nach Angaben von Augenzeugen ebenfalls in Flammen auf. In Bobo Dioulasso brannte auch das Rathaus. (sda/afp/reu)