Donald Trumps Regierung war wie ihr Chef: überwiegend weiss und männlich. Der neue Präsident Joe Biden markiert auch in diesem Bereich einen Bruch mit seinem Vorgänger: Sein Kabinett ist so vielfältig wie keines zuvor. «Meine Regierung wird wie Amerika aussehen», hatte er versprochen.
Die Liste der Nominierungen zeigt: Biden hält sein Versprechen. In seiner Regierung gibt es mehr Frauen und Angehörige von Minderheiten als je zuvor. Vizepräsidentin Kamala Harris ist dafür das beste Beispiel. Die Tochter einer Inderin und eines Jamaikaners ist gleichzeitig die erste Frau in einem der beiden mächtigsten Regierungsämter.
Bidens Kabinettsmitglieder müssen noch vom Senat bestätigt werden. Weil er seit Mittwoch von den Demokraten kontrolliert wird und für Personalentscheide nur die einfache Mehrheit benötigt wird, dürfte dieses Prozedere ziemlich glatt über die Bühne gehen. Hier ein Überblick über die wichtigsten Posten:
Aussenminister: Der 58-jährige Antony Blinken ist von Amtes wegen die Nummer 3 im Kabinett. Der Sohn jüdischer Eltern ist ein langjähriger Vertrauter von Joe Biden. Er befürwortet den Multilateralismus und soll die traditionellen Allianzen wiederbeleben.
Finanzministerin: Die 74-jährige Janet Yellen soll als erste Frau das US-Schatzamt übernehmen. Als ehemalige Vorsitzende der Notenbank Fed bringt sie alle Voraussetzungen für den schwierigen Job mit.
Verteidigungsminister: Der frühere Viersternegeneral Lloyd Austin (67) ist der erste Schwarze an der Spitze des Pentagons. Er braucht eine Ausnahmegenehmigung für den Job, weil seit seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst weniger als die verlangten sieben Jahre vergangen sind.
Justizminister: In einem Senat ohne demokratische Mehrheit hätte es Merrick Garland (68) wohl schwer gehabt, denn er hat mit den Republikanern eine fette Rechnung offen. Sie hatten seine Ernennung zum Richter am Supreme Court sabotiert. Als Generalstaatsanwalt kann Garland weitere Ermittlungen gegen Donald Trump anordnen.
Innenministerin: Mit einem gewissen norwegischen Fussballer ist Deb Haaland (60) kaum verwandt. Die Pueblo-Indianerin ist vielmehr das erste Mitglied der indigenen Bevölkerung auf einem Kabinettsposten. Als alleinerziehende Mutter war sie zeitweise obdachlos. Jetzt wird sie unter anderem für den Naturschutz zuständig sein.
Gesundheitsminister: Das Amt ist in der Corona-Pandemie von grösster Bedeutung. Präsident Joe Biden vertraut es einem Latino an, dem kalifornischen Justizminister Xavier Becerra (62). Er wird eine zentrale Rolle bei der geplanten Impfoffensive spielen.
Verkehrsminister: Mit dem 39-jährigen Pete Buttigieg, der Biden in den demokratischen Vorwahlen herausgefordert hatte, erhalten die USA ihren ersten offen homosexuellen Minister. Er soll das Infrastrukturprogramm des Präsidenten vorantreiben.
Heimatschutzminister: Ein Latino und Einwanderer soll das nach 9/11 geschaffene Ministerium übernehmen, das unter anderem für die Terrorabwehr und den Grenzschutz zuständig ist. Alejandro Mayorkas (61) wurde in Havanna geboren.
Stabschef: Den Posten des Büroleiters im Weissen Haus soll der 61-jährige Ron Klain übernehmen. Der jüdische Anwalt bringt dafür die besten Voraussetzungen mit. Er war bereits Joe Bidens Stabschef in dessen Amtszeit als Vizepräsident.
Handelsbeauftragte: Der Handelsstreit mit China wird auch die Regierung Biden beschäftigen. Katherine Tai, die als Tochter chinesischer Eltern zeitweise in Taiwan aufwuchs, kann mit ihrer Herkunft punkten. In ihrem Job könnte sie auch eine wichtige Ansprechperson für die Schweiz werden.
Geheimdienstkoordinatorin: Die 51-jährige Avril Haines wird die 17 US-Geheimdienste beaufsichtigen. Das steht bereits fest. Sie wurde als erstes Kabinettsmitglied vom Senat bestätigt, mit 84 zu 10 Stimmen.
Budgetdirektorin: Nach der Nominierung von Neera Tanden (50) kündigten die Republikaner Widerstand gegen die Tochter indischer Einwanderer an. Das dürfte sich nun erledigt haben. Sie tritt ein heikles Amt an in Zeiten hoher Verschuldung und Defizite.
UNO-Botschafterin: Die 68-jährige Linda Thomas-Greenfield ist eine erfahrene Diplomatin. Sie war im Aussenministerium von 2013 bis 2017 für Afrika zuständig. Nun soll sie das Ansehen der USA aufpolieren.
Sicherheitsberater: Er ist kein Kabinettsmitglied und spielt dennoch eine Schlüsselrolle für die Aussen- und Sicherheitspolitik des Präsidenten. Mit dem 43-jährigen Jake Sullivan übernimmt ein jüngerer und doch sehr erfahrener Mann diesen Job im «Vorzimmer» von Joe Biden.
Stv. Gesundheitsministerin: Dieser Job ist normalerweise nicht der Rede wert. Die 64-jährige Rachel Levine aber ist das erste transsexuelle Regierungsmitglied der US-Geschichte. Als Kinderärztin und derzeitige Gesundheitsministerin von Pennsylvania bringt sie alle Voraussetzungen mit.
Börsenaufseher: In einem republikanisch dominierten Senat könnte Gary Gensler kaum auf eine Bestätigung als Chef der Börsenaufsicht SEC hoffen. Der 63-Jährige war selber Banker, bevor er in die Politik wechselte und zu einem scharfen Kritiker der Wall Street wurde. Gensler ist auch ein ausgewiesener Experte für Kryptowährungen.
Bankkundenschutz: Als Konsequenz aus der Finanzkrise schuf Präsident Barack Obama ein Büro zum Schutz von Bankkunden. Es wurde von Donald Trump faktisch lahmgelegt. Der frühere Vizedirektor Rohit Chopra soll diese Behörde nun wiederbeleben.
Aber, habe ich richtig gelesen? 17 US Geheimdienste? Ich wusste dass es mehr als drei sind...aber 17??