Meist ist es blau, quadratisch und nicht immer aufzufinden: Das Impfbüchlein. Darin vermerkt mit Unterschrift und Datum stehen die durchgeführten Impfungen. Mit dem Coronavirus und dem womöglich bereits im Frühjahr 2021 angekündigtem Impfstoff könnte genau dieses Büchlein wieder sehr relevant werden.
Tatsächlich greifen die meisten Menschen weiterhin auf das analoge Büchlein zurück. Eine Initiative für einen digitalen Impfausweis gibt es zwar schon seit 2011. Mit der Unterstützung des Bundesamtes für Gesundheit wurde vor neun Jahren die Webseite «meineimpfungen.ch» ins Leben gerufen. Aber registriert ist nur ein winziger Bruchteil der Schweizer Bevölkerung. Das könnte sich mit der Aussicht auf eine Corona-Impfung nun ändern.
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«Wir spüren einen konkreten Anstieg der Registrierungen. Besonders das medizinische Fachpersonal organisiert sich vor dem Ansturm», sagt Hannes Boesch, Mitglied im Stiftungsrat meineimpfungen. Konkret sei die Anzahl des registrierten medizinischen Fachpersonals von 10'000 auf über 11'000 gestiegen. «Das ist sehr erfreulich», konstatiert Boesch.
Sowohl das Fachpersonal als auch die Patientinnen und Patienten können den digitalen Impfausweis anlegen. Da aber die Daten aus dem Impfbüchlein häufig schwer zu entziffern sind, bieten Ärztinnen und Apotheker eine Überprüfung oder Übertragung der Daten an.
Insgesamt habe aber auch die Anzahl digitaler registrierter Impfausweise zugenommen, bestätigt Boesch. «Vor einem Monat haben wir die 300'000er-Grenze überschritten.» Man befinde sich aber noch in der Phase «Ruhe vor dem Sturm».
Auch für die Hausärztinnen und -Ärzte wäre ein digitales Impfbüchlein eine grosse Hilfe. «Ein digitaler Impfausweis ist sicherlich eine sehr gute Sache», sagt Pius Bürki, Vorstandsmitglied der Haus- und Kinderärzte Schweiz. Dass dieser durch die Corona-Pandemie einen grossen Schub erhält, bezweifelt er. Denn noch sei der damit verbundene Aufwand relativ gross. «Der ganze Prozess müsste automatisiert werden, aktuell brauche ich pro Patient viel zu viel Zeit, um den Impfausweis digital abzugleichen», so Bürki.
Der Hausarzt setzt deshalb eher auf das elektronische Patientendossier (EPD). «Der politische Druck ist beim EPD viel grösser, als beim digitalen Impfausweis.» Letzterer wäre dann einfach ein Teil des gesamten Dossiers. Doch auch bis zur Lancierung des EPD wird noch einige Zeit vergehen, so die Schätzung Bürkis. «Das EPD soll unbedingt mehr sein als nur eine Sammlung von PDFs, das würde unseren Aufwand nur mässig verringern.»
Hannes Boesch von meineimpfungen hofft trotzdem auf einen Schub für den digitalen Impfausweis. «Es lassen sich nebst Impfungen auch Labortest-Antworten und weitere medizinische Informationen speichern. So können auch qualitativ hochstehende Impfempfehlungen erzeugt werden.» Boesch rechnet deshalb damit, dass die Registrierungen auch in den kommenden Monaten weiter zunehmen werden.