Dürfen Fans bei der WM in Riga (21. Mai bis 6. Juni) in die beiden Stadien? René Fasel ist als Präsident des internationalen Eishockeyverbandes (IIHF) der oberste Schirmherr dieser Titelkämpfe. Seit Tagen versucht er, mit der lettischen Regierung diese Frage zu klären. «Eigentlich hätten wir am letzten Dienstag eine Antwort bekommen sollen», sagt Fasel. «Aber die Corona-Fallzahlen steigen in Lettland und die Regierung schiebt die Antwort hinaus. Wir gehen davon aus, dass wir in der ersten WM-Woche keine Fans in den Stadien haben werden.»
Die Lage sei schwierig, so Fasel. Das öffentliche Leben in Riga werde wegen steigender Fallzahlen stark eingeschränkt und dann wäre es knifflig, den Bürgerinnen und Bürgern zu erklären, warum sie Freunde nicht besuchen dürfen, die Kneipen weitgehend zu sind, aber sich die Fans in den beiden WM-Stadien singend und jubelnd einfinden dürfen. Also zögern die Regierenden noch mit einer definitiven Antwort.
Ausländische Fans sind voraussichtlich während der ganzen Dauer der Wettkämpfe nicht zugelassen. Findige Reiseunternehmer wollten WM-Besucherinnen und -Besucher aus Finnland in einem Schiff im Hafen von Riga einquartieren und jeweils vom Schiff in die Stadien bringen. Was nicht bewilligt worden ist. Verständlich: Der Rettungsdienst hätte wohl rund um die Uhr von diesem «Narrenschiff» ins Wasser gestürzte Fans retten und ausnüchtern müssen.
Die Mannschaften reisen bereits bis spätestens am 16. Mai an und alle begeben sich vom Flughafen direkt für eine dreitägige Isolation in ihre Hotelzimmer. Die NHL-Profis direkt mit je einem Charterflug aus den USA und Kanada. Die Schweiz spielt die erste WM-Partie am 22. Mai gegen Tschechien.
Vor Turnierbeginn gibt es vier PCR-Tests. Ab Turnierstart werden während der Gruppenphase vier weitere PCR-Tests absolviert (jeden dritten Tag), eine zusätzliche Testrunde gibt es ab den Viertelfinals.
Alle Mannschaftsmitglieder (bei den Schweizern 28 Spieler sowie 16 Coaches und Betreuer) befinden sich in einer Bubble – also sozusagen im «Raumschiff WM». Sie dürfen sich nur im Hotel und dort lediglich auf der «Team-Etage» und in ihrem Zimmer oder in der Eishalle in den für sie vorgesehenen Bereichen aufhalten.
Spielern und Betreuern ist es strengstens untersagt, sich während der WM mit Menschen ausserhalb des «Raumschiffes» zu treffen. Es gilt – ausser in Spiel und in Training – eine generelle Maskenpflicht. Das Schutz- und Testkonzept, das insgesamt 88 Vorschriften enthält, gilt auch für Personen, die bereits geimpft sind.
Der Transport zwischen Hotel und Eis- bzw. Trainingshalle ist nur im Shuttle-Bus erlaubt. Es ist also auch nicht möglich, diese Strecke individuell zu Fuss zu gehen, ein öffentliches Verkehrsmittel oder ein Taxi zu benützen.
Wenigstens ist der Komfort für die Spieler und ihre Betreuer so hoch wie nie: Zum ersten Mal wohnen alle in Einzelzimmern. Auch das gehört zum Schutzkonzept. Bisher waren die Spieler und Betreuer bei einer WM in Doppelzimmern untergebracht.
Für die WM können 28 Mann gemeldet werden. Theoretisch sind Nachmeldungen – etwa für Spieler, die in der NHL frühzeitig aus den Playoffs ausscheiden – möglich. Aber diese Nachzügler müssten wie alle anderen zuerst drei Tage in Isolation und anschliessend drei Tage in Teamquarantäne und könnten erst am siebten Tag nach ihrer Ankunft eingesetzt werden.
Medienkontakte sind nur über Ton- und Bildermaschinen möglich. Sowohl nach den Spielen als auch nach Trainings oder an spielfreien Tagen werden sämtliche Interviews via Videokonferenz geführt. Einzige Ausnahme bilden die zahlenden Rechtehalter: Die Farbfernseh- und Radio-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich ebenfalls in einer Bubble («Medien-Raumschiff») befinden und in den Pausen und nach den Spielen kurze Flash-Interviews machen dürfen. Mit einem Mindestabstand von 2 Metern.
Bleibt noch die Frage, was passiert, wenn ein Spieler trotz aller Vorkehrungen positiv getestet wird. René Fasel ist zuversichtlich, dass dieser Fall nicht eintreten wird. «Wir hatten mit dem gleichen System soeben während der U18-WM keinen einzigen Fall.» Passiert es doch, werde der betreffende Spieler oder Betreuer isoliert. Die Mannschaft bliebe im Turnier.
Der Abstieg ist für diese WM ausgesetzt. 2022 gibt es dann wieder zwei Absteiger.
So kann aber immerhin die WM durchgeführt werden.
Wie sie das aber an der Olympiade, mit tausenden von Wettkämpfern, verschiedenen Wettkampfstätten und Disziplinen hinkriegen wollen, scheint mir fast unmöglich.