Vor rund drei Wochen wurden in der Schweiz diverse Massnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie gelockert. Restaurant-Terrassen, Kinos und Fitnesscenter durften nach monatelanger Schliessung wieder öffnen. Trotz der Lockerungen sind die Fallzahlen nicht explodiert. Seit vergangener Woche sind sie sogar merklich sinkend.
Wird der Bundesrat am Mittwoch, wenn er sich zur nächsten Sitzung trifft, also weitere Lockerungen verkünden? Und falls ja, welche?
Diesen Mittwoch wird der Bundesrat eine Auslegeordnung vornehmen und allenfalls ein nächstes Öffnungspaket in die Vernehmlassung schicken. Werfen wir einen Blick auf das Drei-Phasen-Modell, das die Landesregierung am 21. April vorgestellt hat. Dort sind die möglichen weiteren Öffnungsschritte und deren Bedingungen festgehalten.
Momentan befinden wir uns in der sogenannten «Schutzphase». Diese soll so lange dauern, bis alle impfwilligen besonders gefährdeten Personen vollständig geimpft sind.
Der Bundesrat hat Ende April damit gerechnet, dass dies etwa Ende Mai der Fall sein wird. Genaue Zahlen, wie viele «besonders gefährdete Personen» in der Schweiz leben, gibt es nicht. Als «besonders gefährdet» gelten gemäss BAG alle Personen, die 65 Jahre oder älter sind und alle Personen mit Vorerkrankungen.
Ein Blick auf die Impfzahlen zeigt Folgendes: Bei den über 80-Jährigen ist die Nachfrage merklich gesunken. Bei den 70- bis 79-Jährigen wollten sich Mitte April (letzte verlässliche Zahlen des BAG) nach wie vor viele impfen lassen.
Vor Ende Mai dürfte die Bedingung, dass alle impfwilligen besonders gefährdeten Personen vollständig geimpft sind, also noch nicht erfüllt sein.
Deshalb hielt der Bundesrat am 21. April auch fest, dass weitere Lockerungen vor dem 26. Mai kaum möglich seien. Lässt es der Impffortschritt zu, dürfte Ende Mai der Übergang in die zweite Phase stattfinden. Dort wären gemäss Plan Lockerungen vorgesehen.
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In der Stabilisierungs-Phase sollen alle Personen vollständig geimpft werden, die das möchten. Der Bundesrat rechnet damit, dass diese Phase bis Ende Juli dauern wird. Angesichts des aktuell steigenden Impftempos scheint dieses Ziel möglich.
Hält sich der Bundesrat ans Drei-Phasen-Modell, dann würden Ende Mai diese Lockerungen hinzukommen:
Es könnte also sein, dass weite Teile des normalen Lebens bereits Ende Mai wieder zurückkehren. Sinken die Fallzahlen und Hospitalisationen weiter, könnte der Bundesrat die epidemiologische Lage sogar als «gut» einstufen, was die Öffnung von Innenräumen in Restaurants erlauben würde.
Anfang Juni dürfen die Kantone zudem Pilotprojekte für Grossevents durchführen. Ab dem 1. Juli will der Bundesrat sogar Veranstaltungen mit 3000 Personen zulassen. Hier kommt das Covid-Zertifikat ins Spiel, das während der Stabilisierungsphase einsatzbereit sein soll. Der Bund schreibt in seinem Faktenblatt zum Drei-Phasen-Modell: «Hat die Durchimpfungsrate ca. 40 bis 50 Prozent erreicht, soll an gewissen Orten ein selektiver Zugang für Geimpfte, Getestete und Genesene eingeführt werden (CovidZertifikat).»
Sobald die gesamte erwachsene Bevölkerung Zugang zu einer vollständigen Impfung erhalten hat, will der Bundesrat in die Normalisierungsphase übergehen.
Anfang August sollen die verbleibenden Schliessungen von Betrieben und Einrichtungen aufgehoben werden. Dennoch dürften bei Grossveranstaltungen gewisse Massnahmen bestehen bleiben. Die Obergrenze von 3000 Personen will der Bundesrat erst auf den 1. September auf 10'000 Personen anheben. Dabei dürfen in Innenräumen die Räumlichkeiten weiterhin nur zu zwei Dritteln ihrer Kapazität besetzt werden.
Auch die Maske dürfte nicht sofort aus dem Alltag verschwinden. Der Bundesrat will die Maskenpflicht schrittweise abbauen. Er erinnert in seinem Faktenblatt daran, dass auch bei einer hohen Impfbereitschaft viele Personen ungeimpft blieben. Darunter Kinder sowie Personen, welche sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können. Deshalb gelte es nach wie vor die Funktionsfähigkeit des Gesundheitssystems zu erhalten.
Der Bundesrat verkündete zwar, dass es kaum Lockerungen vor dem 26. Mai geben werde. Doch der Druck auf die Landesregierung nahm in den vergangenen Tagen merklich zu. SVP-Nationalrat Thomas Matter forderte, sofort alles aufzumachen. Casimir Platzer, Präsident von GastroSuisse, zeigte sich bereits Ende April «bitter enttäuscht», dass die Innenräume von Restaurants frühestens Ende Mai aufmachen dürfen. Auch der Schweizer Tourismus-Verband will aufs Gas drücken. Im Hinblick auf die Sommersaison will er quarantänefreies Reisen ermöglichen.
Ob der Bundesrat trotz dieses Drucks und der sich positiv entwickelnden epidemiologischen Lage noch zwei Wochen mit den nächsten Lockerungen warten will, wird sich am Mittwoch weisen. Es wäre indes nicht das erste Mal, dass der Bundesrat sich nicht an seine eigenen Pläne hält. Als er die Lockerungen für den 19. April verkündete, waren vier der fünf Richtwerte, die er selber bestimmt hatte, nicht erfüllt.
Nicht zu vergessen, ist auch eine mögliche Verschlechterung der epidemiologischen Lage. Dann könnten die geplanten Lockerungs-Schritte ins Wasser fallen. Danach sieht es momentan zwar nicht aus, gänzlich auszuschliessen ist ein solches Szenario aber nicht.
Solange ich mich nicht impfen lassen konnte, werde ich mein Verhalten nicht ändern. Sobald dann aber alle die wollen geimpft sind, bitte sofort alle Massnahmen aufheben. Es kann nicht wegen impfunwilligen, weiterhin Beschränkungen geben. Würden sich alle impfen lassen die dies können, hätten wir auch Herdenimmunität.
Wer sich nicht impfen lassen will, hat sich für eine Ansteckung mit dem Virus entschieden. Das er dadurch auch die wo sich nicht impfen lassen können gefährted, darf nicht zum Problem der geimpften werden.