«Es war fast wie eine kleine Drohung, die Bernhard Burgener im März in einem Live-Interview aussprach: Es werde der Tag der Abrechnung kommen. Was aber jetzt gekommen ist, ist der Tag der Erlösung.»
«Auch Degen ist nicht Everybody's Darling. Lange wirkte er nur als kleineres Übel in diesem Machtkampf. Was er nun präsentiert, ist auf dem Papier jedoch überzeugend. Ein breit abgestütztes Team, das in seiner Heterogenität an die Erfolgskonstellation unter Heusler/Heitz erinnert.»
«Der erste Eindruck von David Degen stimmt. Der anvisierte Kurs ist der richtige. Entscheidend wird aber sein, dass die neue Klubführung diesen Kurs hält. Im Sturm – aber auch bei Sonnenschein.»
«Ohne Degen würde der FC Basel nun von einer Briefkastenfirma und damit bis auf weiteres von Burgener kontrolliert – mit einem ausländischen Geldgeber im Boot, von dem man sich nicht vorstellen kann, dass er sich ernsthaft für den FC Basel interessiert. All jene, die darin ein Schreckensszenarion sahen, sollten Degen nun dankbar sein und ihm Kredit geben.»
«Degen ist nach Irrungen und Wirrungen da, wo er sein wollte: an den Schalthebeln beim FCB. Und das auch, weil ihn Bernhard Burgener unterschätzt hat. Als Burgener Degen 10 Prozent der Aktien verkaufte und ein Vorkaufsrecht von weiteren 35 Prozent gewährte, sah er den Ex-Nati-Spieler als Accessoire. (…) Dieser Vorgang war vor allem naiv.»
«Wie Degen den Klub nun neu aufstellt, sieht auf dem Papier gut aus. Mit einer jungen Frau im Verwaltungsrat und der Ankündigung, auf die Mehrheit im Klub zu verzichten. Das zeugt von Realitätssinn und gesunder Selbsteinschätzung. Degen wird sportlich der Boss sein.»
» Kommentar von Sebastian Bräuer
«Es ist das plötzliche Ende eines grossen Missverständnisses. Ab dem Tag seines Amtsantritts im Frühjahr 2017 schien Burgener nie einsehen zu wollen, dass ein Fussballverein anders geführt werden muss als ein gewöhnliches Unternehmen.»
«Nach Jahren des Wachstums befindet sich der grösste Sport der Welt in einer Zäsur. Fernsehgelder und Transfererlöse sinken, fast alle Klubs im In- und Ausland müssen sparen. Burgener analysierte die Situation klarsichtiger als andere Funktionäre und gleiste Massnahmen auf, von denen er überzeugt war, dass sie dem FCB helfen würden. (…) Doch Burgener scheiterte in der Kommunikation seiner Ideen. Deswegen bleiben sie nun Stückwerk.»
«Bernhard Burgener wird als grosses Missverständnis in die Geschichte des FC Basels eingehen. Ein Geschäftsmann aus der Unterhaltungsbranche, der nie verstanden hat, dass ein Fussballklub eine öffentliche Angelegenheit ist.»
«Man ist nach dieser vernunftgesteuerten Vereinbarung zwischen Bernhard Burgener und David Degen geneigt, einen rosa Schleier über den Trümmerhaufen zu legen, in den sich der FC Basel sportlich und emotional in den letzten Jahren verwandelt hat. Jetzt wird alles gut, möchte man denken. Allein, um des Fanherzens Willen. Doch aus dem Schneider ist der FC Basel nicht, bloss weil das Kommunikations-Antitalent Bernhard Burgener von Bord geht und seine Aktien einem ehemaligen Fussballprofi verkauft.»
«Weltweit suchen Klubs verzweifelt Investoren. In der Schweiz finden die Grasshoppers bei chinesischen Besitzern Zuflucht und Lausanne-Sport bei Briten. In Basel aber wehrt sich eine Region mit aller Macht dagegen, dass eine Londoner Vermögensfirma mit Verbindungen zu Saudi-Arabiens Millionen in den Klub pumpen kann. Denn darüber ist Burgener am Ende gestolpert: Dass er glaubte, ausländisches Geld sei die Lösung für alle Probleme des FCB.»
«Degen zeigt mit seiner breit aufgestellten Klubführung, dass er vorerst verstanden hat. Verstanden, dass die Menschen in Basel der Meinung sind, dass ‹ihr› FCB keine Firma ist, die einfach gekauft und verkauft werden kann. Sondern, dass die Leute an seiner Spitze immer nur Verwalter eines allgemeinen Guts sein können. Es ist eine derart romantische Vorstellung, dass sie fast naiv wirkt in einem Geschäft, in dem schon kleine Fehler Millionen kosten können.»
» Einschätzung von Patrick Künzle
«Bernhard Burgener hatte eine schlechte Hand für Personalentscheide. (…) Er merkte nicht, dass eine Vergangenheit als grosser Fussballer alleine nicht reicht, um einen Fussballklub erfolgreich zu führen. (…) Burgener ist seine Faszination für Filme zum Verhängnis geworden, seine Faszination für Heldengeschichten. Darum hat er für den FC Basel ‹Helden› verpflichtet, statt gut qualifizierte Persönlichkeiten.»
«Burgener hatte kein Gespür für die FCB-Fans, für die Befindlichkeiten in der Stadt. Nicht aus bösem Willen. Sondern, weil er ein Eigenbrötler ist. Ein Fussballklub in der Stadt Basel, der ein öffentliches Gut ist, lässt sich jedoch nicht so führen.» (ram)