Wann immer der 13-jährige Joe Bryant Zeit hat, spielt er mit Lego. In seinem Kinderzimmer im südenglischen Crawley in der Nähe der Stadt Ipswich stehen Bausteine gleich kistenweise rum. Bryant hat dabei eine besondere Leidenschaft – sein Ziel: alle Stadien der deutschen Bundesliga nachzubauen und zwar mit ganz viel Liebe zum Detail.
Aber warum eigentlich Bundesliga-Stadien und nicht die Arenen der heimischen Premier League? Dazu inspiriert wurde Bryant in der Türkei: «Als wir dort in den Ferien waren, wollten wir ein Ipswich-Spiel schauen, doch es wurden nur Bundesliga-Spiele übertragen und die haben wir dann zusammen mit den deutschen Fans geschaut, das war richtig cool», sagte der junge Fan von Ipswich Town im letzten Jahr gegenüber FIFA.com. Ausserdem seien die deutschen Stadien spannender. «Sie sehen alle sehr unterschiedlich aus und der Fussball ist auch toll.»
Im Alter von 9 Jahren brachte ihn ein Familienausflug zu einem Spiel von Borussia Mönchengladbach endgültig auf die Idee, jedes einzelne Bundesliga-Stadion mit Lego-Steinen nachzubauen. Der Gladbacher Borussia-Park machte den Anfang, 13 weitere Bundesliga-Stadien (plus dasjenige von Anderlecht) kamen seither dazu. Soeben hat Bryant den Bau der Alten Försterei von Union Berlin vollendet. Für die Fertigstellung des rund 1,2 Meter langen und fast ebenso breiten Modells waren rund 6000 Steine und 1460 Arbeitsstunden nötig.
Zwischendurch hatte Bryant drei bis vier Stadien in seinem Kinderzimmer herumstehen. Sie bleiben jeweils so lange aufgebaut, bis entweder ein Verein eines der Stadien behalten will oder der Engländer die Lego-Steine für ein neues Projekt braucht. Werder Bremen beispielsweise hat das von Bryant erbaute Weserstadion im vereinseigenen Museum ausgestellt. Immer wieder wird der Fussball-Fanatiker mit seiner Familie auch nach Deutschland eingeladen, um seine Modelle vor Ort zu präsentieren.
Davor muss jedes von Bryants Stadien einen wichtigen Test bestehen. «Es muss durch die Tür des Schreckens», erklärte der Knirps bei FIFA.com. Die «Tür des Schreckens», das ist die Tür zu seinem Kinderzimmer, die etwas knapp bemessen ist. Die Stadien müssen deshalb quer durch diese Tür befördert werden, was stets ein ziemlich schwieriges Unterfangen ist.
Den Drahtseilakt muss Bryant wohl noch ein paar Mal erfolgreich überstehen. Von den 18 aktuellen Bundesliga-Teams stehen die Stadien von Bayern München, Arminia Bielefeld, Eintracht Frankfurt, 1899 Hoffenheim und RB Leipzig noch auf seiner To-Do-Liste. Und in der nächsten Saison kommen das neue Freiburg-Stadion sowie diejenigen der Aufsteiger hinzu. Ein wenig kann Bryant aber aufatmen: Das Vonovia Ruhrstadion des VfL Bochum hat er bereits gebaut.