Sport
Fussball

Champions League: Sieben Erkenntnisse aus dem Spiel PSG gegen Atalanta

PSG's Neymar celebrates with teammate Eric Maxim Choupo-Moting after his team's win in the Champions League quarterfinal match between Atalanta and PSG at Luz stadium, Lisbon, Portugal, Wedn ...
PSG jubelt nach der späten Wende – Atalantas Märchen ist zu Ende.Bild: keystone

Neymar-Show, Masken-Pannen und 5 weitere Erkenntnisse zum Viertelfinal-Drama

Am Mittwoch ist der erste Viertelfinal des Champions-League-Turniers in Lissabon über die Bühne gegangen. Dabei feierte PSG einen dramatischen Sieg: Die Franzosen eliminierten Atalanta dank zwei Toren kurz vor Schluss mit 2:1. Dabei sind uns vor allem sieben Punkte aufgefallen.
13.08.2020, 10:0013.08.2020, 12:36
Dario Bulleri
Folge mir
Mehr «Sport»

Neymar zaubert, aber sündigt

Keine Frage, wer gestern der gefährlichste Spieler auf dem Platz war: Neymar. Der Superstar war der zentrale Mann bei PSG und stellte Atalanta mit seinen Einzelaktionen immer wieder vor grosse Probleme. Dabei stellte er einen Rekord auf: Neymar setzte 16 Mal erfolgreich zum Dribbling an, so oft wie noch kein Spieler zuvor in der Champions-League-Geschichte.

Dennoch wird der Brasilianer nicht ganz zufrieden mit seiner Leistung gewesen sein – denn die Chancenverwertung war alles andere als überragend. Bereits nach wenigen Minuten durfte Neymar alleine auf Atalanta-Goalie Marco Sportiello loslaufen und vergab kläglich, später in der ersten Halbzeit schloss er einen Konter mit einer merkwürdigen Mischung aus Schuss und Pass ab und kurz vor dem Pausenpfiff zimmerte er den Ball nach einem Fehler von Hans Hateboer weit neben das Tor. Man stelle sich vor, PSG hätte das Spiel verloren – Neymar hätte sich einige Vorwürfe machen müssen.

Ohne Mbappé läuft nicht viel

Über 800 Millionen Euro ist das Kader von PSG insgesamt wert – umso erstaunlicher ist es, wie ideenlos die Franzosen bis auf Neymar in der Offensive über weite Strecken blieben. Mauro Icardi? Kaum gesehen. Pablo Sarabia? Unauffällig. Ander Herrera? Ideenlos.

Nach 60 Minuten hatte Thomas Tuchel genug gesehen: Der Deutsche brauchte Kylian Mbappé, den er zu Beginn des Spiels nach dessen Verletzung noch nicht eingesetzt hatte. Und plötzlich kreierte PSG immer mehr Chancen. Mit seinem Tempo lief der Franzose den Atalanta-Verteidigern immer wieder davon. Mit einem seiner Tempovorstösse bereitete der 21-Jährige dann auch das entscheidende 2:1 vor. Einmal mehr wurde deutlich: Mit Mbappé ist PSG ein ganz anderes Kaliber als ohne Mbappé.

Atalanta geht die Luft aus

In der ersten Halbzeit war die Leistung von Atalanta beeindruckend. Die Italiener spielten wie gewohnt mutig, setzten den Gegner unter Druck und hatten so in der Startphase mehr Chancen. Deshalb ging die Führung nach 45 Minuten absolut in Ordnung.

In der zweiten Halbzeit merkte man aber, wie Bergamo immer mehr die Luft ausging. Die Italiener konnten das Tempo je länger desto weniger mitgehen, ab der 60. Minute beschränkte sich das Team von Gian Piero Gasperini nur noch aufs Verteidigen. Der Wille war da, doch die Beine machten nach der langen Saison offensichtlich nicht mehr mit. Sinnbildlich dafür kehrte der angeschlagene Remo Freuler in der Schlussphase zwar bandagiert auf den Platz zurück, machte seinen Teamkollegen aber deutlich, dass er nicht mehr angespielt werden kann.

epa08600069 Atalanta head coach Gian Piero Gasperini gives instructions to his player Remo Freuler during the UEFA Champions League quarter final soccer match Atalanta vs Paris Saint-Germain held at L ...
Remo Freuler musste sich kurz vor Schluss behandeln lassen.Bild: keystone

Plötzlich sehen alle gelb

Schiedsrichter Anthony Taylor leitete das Spiel zu Beginn so, wie man es von einem Engländer erwartet: Er liess viel durchgehen und die Karten stecken. Bis zur 45. Minute gab es nur eine einzige Verwarnung.

In der Folge warf Taylor seine Regelausrichtung aber etwas über den Haufen: Bis zum Ende des Spiels sahen gleich acht weitere Spieler gelb. Wirkliche Fehlentscheidungen waren nicht dabei, besonders tolerant zeigte sich der Unparteiische allerdings nicht mehr.

Besonders Atalanta bekam dies zu spüren: Gleich sechs Spieler wurden verwarnt, darunter drei von vier der eingesetzten Verteidiger und beide defensiven Mittelfeldspieler. Vor allem Marten de Roon, der Mann im Zentrum, musste sich im Anschluss mehrere Male zurückhalten, um keinen Platzverweis zu riskieren.

Referee Anthony Taylor shows a yellow card to Atalanta's Marten de Roon, right, during the Champions League quarterfinal match between Atalanta and PSG at Luz stadium, Lisbon, Portugal, Wednesday ...
Marten de Roon wird von Taylor verwarnt.Bild: keystone

PSG hat den Sieg verdient

Natürlich wäre es eine ganz grosse Geschichte gewesen, wenn das kleine Atalanta das grosse PSG eliminiert hätte und in den Halbfinal eingezogen wäre. Doch die Statistiken zeigen deutlich: Über das ganze Spiel gesehen waren die Franzosen deutlich besser. PSG hatte mehr Schüsse aufs Tor (6:4), deutlich mehr Schüsse allgemein (16:9), mehr Ballbesitz (61%), eine viel bessere Passquote (86%:75%) und hatte mehr erfolgreiche Tacklings als der Underdog (8:2). Am Ende der Partie lag das Verhältnis der zu erwartenden Tore (Expected Goals, xG) bei 3.14 zu 0.45 zu Gunsten der Pariser.

Atalanta versuchte, die immer deutlichere spielerische Unterlegenheit mit mehr zurückgelegten Kilometern (108:105) und deutlich mehr Fouls (29:13) zu kompensieren, schaffte dies aber nicht bis zum Ende. Der PSG-Sieg war also dramatisch, gestohlen aber keinesfalls.

Nach 25 Jahren endlich im Halbfinal

Nach der Übername durch die Milliardäre aus Katar war das Ziel bei PSG klar: Es soll einen Sieg in der Champions League geben. Doch in der Königsklasse taten sich die Franzosen jedes Jahr schwer, über den Viertelfinal kamen sie nie hinaus.

Mit dem Sieg gegen Atalanta erreichte PSG nun einen Meilenstein. Die Franzosen stehen endlich wieder im Halbfinal, zum ersten Mal seit 1995. Damals stürmten die Franzosen, angeführt von Weltklasse-Stürmer George Weah, ohne Gegentor durch die Gruppenphase und eliminierten im Viertelfinal Barcelona. Im Halbfinal war dann aber die AC Milan eine Nummer zu gross – PSG verlor zuhause mit 0:1 und auswärts mit 0:2.

PSG schlägt Barcelona im Viertelfinal-Rückspiel mit 2:1.Video: YouTube/Sports.fr

Masken als Alibi-Übung

Im UEFA-Protokoll zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs ist klar definiert: «Die Spieler, Trainer und Betreuer auf der Ersatzbank und den technischen Sitzen sind nicht verpflichtet, während des Spiels Gesichtsmasken zu tragen, müssen aber auf ihren Plätzen jederzeit die Abstandsregeln einhalten.»

Bei PSG unternahm man gestern trotzdem den Versuch, die Ersatzspieler mit Masken auszustatten. Aber gut gemeint ist eben nicht gut gemacht. Denn vor Millionen von TV-Zuschauern trugen viele PSG-Spieler die Maske unter der Nase und damit falsch.

epaselect epa08599790 Paris Saint Germain's substitute player Kylian Mbappe in the stands during the UEFA Champions League quarter final match between Atalanta and Paris Saint-Germain in Lisbon,  ...
So ist's falsch: Kylian Mbappé lässt die Maske unter der Nase.Bild: keystone
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Alle Champions-League-Sieger seit 1993
1 / 33
Alle Champions-League-Sieger seit 1993
2023: MANCHESTER CITY – Inter Mailand 1:0 (0:0)
quelle: keystone / tolga bozoglu
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Die 21 schönsten Champions-League-Tore
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
5 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Once upon a time...
13.08.2020 10:12registriert August 2017
Verdient hin oder her. Ich mag PSG einfach nicht und hätte es Atalanta von Herzen gegönnt...😪
14918
Melden
Zum Kommentar
avatar
Clife
13.08.2020 12:03registriert Juni 2018
Den PSG Spielern gönn ichs, den Milliardären aber nicht. Das ist jetzt halt so ein Dilemma.
4613
Melden
Zum Kommentar
5
Der zweite Abschied: Marco Streller verlässt den FC Basel ein weiteres Mal
Marco Steller verlässt den FC Basel. Er tut dies ein zweites Mal in der Zeit nach der aktiven Karriere – und will sich privaten Projekten widmen. Der Klub muss ein neues Sportkommissionsmitglied finden.

Es ist nicht wie im Sommer 2019. Nicht mit dem ganzen Theater, dem Aufruhr. Und doch ist es eine Meldung, die beim FC Basel eine gewisse Wirkung hat: Marco Streller verlässt den Verein. Er tut dies offiziell per Ende Saison, inoffiziell wohl aber schon eher in ein paar Wochen. Die Saison würde hingegen noch mindestens bis Ende Mai dauern.

Zur Story