Auch schon mal eines dieser ebenso schmerzlichen wie peinlichen Videos gesehen von Lastwagen, die sich unter zu tiefe Brücken wagen und so das halbe Vehikel aufschneiden?
Interessant ist, dass eine grosse Mehrheit dieser Videos von ein und demselben Ort stammen; und zwar vom
Umgangssprachlich
genannt, aka
aka
Der «Büchsenöffner» ist eine Eisenbahnüberführung in der Stadt Durham in North Carolina in den USA. Und stolzer Verursacher von bis dato 160 Unfällen. Die Brücke hat sogar ihre eigene Website: 11foot8.com.
Die Eisenbahnüberführung wurde 1940 fertiggestellt und mit einer Nutzungsfreigabe für 11 feet, 8 inches (3,56 Meter) eröffnet. Mit der Höhenzunahme von Lastwagen kam es im Laufe der Jahre zunehmend zu Unfällen. Bereits in den Fünfziger- und Sechzigerjahren erschienen in der örtlichen Tageszeitung immer wieder mal Fotos von verunglückten Fahrzeugen. Es blieb aber bei lokaler Bekanntheit. Dies änderte sich schlagartig anno 2008, als der bei der örtlichen Duke University angestellte Informatiker Jürgen Henn in seinem Büro, das gegenüber der Brücke liegt, eine Kamera installierte. Seither werden alle Unfälle auf der von Henn betriebenen Website 11foot8.com akribisch dokumentiert. Compilation-Videos gingen viral.
Viele Unfälle passieren mit Mietlastwagen, deren Lenker sich nicht gewohnt sind, auf die Höhe ihres Gefährtes zu achten. Klassisch sind auch Wohnmobile, deren Air-Conditioning-Dachaufbauten der Brücke zum Opfer fallen.
Übrigens ist der Norfolk Southern–Gregson Street Overpass mitnichten mangelhaft beschildert. Da gibt es Warnschilder und Blinklichter noch und nöcher. Um die Brücke selbst vor Beschädigungen zu schützen, existiert seit 2014 ein crash barrier – ein Profilstahlträger. Seit 2016 ist eine durch Höhensensoren auslösende optische Warnanlage in Betrieb, welche auch die Ampelanlage bei Erkennung eines zu hohen Fahrzeuges für 30 Sekunden auf Rot schaltet, um so die Fahrer zu warnen – und zudem auf einer LED-Anzeigenleuchttafel den Hinweistext «OVERHEIGHT MUST TURN» auslöst.
Vor dieser zusätzlichen Sicherheitsmassnahme kam es durchschnittlich ein Mal pro Monat zu einem Unfall. Seither ... durchschnittlich ein Mal pro Monat. 🤦♀️
Im Oktober 2019 erhöhte man die Eisenbahnbrücke auf neu 12 feet, 4 inches (3,76 Meter). Mehr wäre nur bei erheblichen Gleisanpassungen möglich gewesen, was weitere bauliche Massnahmen bei etlichen Überführungen und Bahndämmen zur Folge gehabt hätte. Und eine Absenkung der Strasse ist wegen eines darunter verlaufenden Abwasserkanals nicht möglich. Aber hey, 20 cm mehr! Jürgen Henn taufte die Brücke in seinen Videos prompt auf «11 Foot 8 + 8» um. Seither kommt es ... immer noch durchschnittlich ein Mal im Monat zu einem Crash.
Immerhin: Das jüngste Missgeschick – vom 16. November 2020 – ist glücklicherweise sehr glimpflich verlaufen:
In Köln gibt es auch eine ähnlich problematische Brücke. Umgangssprachlich nennt man sie liebevoll ...
... Idiotenbrücke.
Mein Vorschlag wäre ein zweiter Crashbeam etwa 30 Meter vorne mit einem beweglichen Balken. So käme es zu einem hörbaren Zusammenstoss, bei dem aber nichts gross kaputt geht. Das wäre vermutlich auch billiger als eine Ampelanlage, die die Höhe misst.