Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten zum Streit zwischen Apple und Facebook, der sich um das Tracking von iPhone-Usern dreht und wer davon profitiert.
Apple hält an seinem angekündigten Vorhaben fest, grossen US-Datenkraken das Geschäft zu vermiesen.
Gegen den Widerstand mächtiger Player wie Facebook soll eine neue Anti-Tracking-Funktion eingeführt werden, um den Schutz der Privatsphäre zu verbessern. Dies geht aus einem am Donnerstag (Ortszeit) veröffentlichten Brief des iPhone-Konzerns an Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch hervor.
Das Kürzel steht für App Tracking Transparency. Apple hatte die Anti-Tracking-Funktion für seine mobilen Betriebssysteme (iOS 14 und iPadOS 14) im Juni 2020 vorgestellt.
Geplant ist laut heise.de, «dass iOS-Apps künftig eine Erlaubnis des Nutzers für Werbe-Tracking einholen müssen, das soll auf Betriebssystemebene erzwungen werden».
ATT existiert bereits in iOS 14, schon jetzt können App-Entwickler sie nutzen, um die Tracking-Erlaubnis bei den Usern einzuholen – das sei derzeit aber noch optional.
Die App-Anbieter erhalten so Zugriff auf die eindeutige Advertising-ID (IDFA) des iPhones und iPads. Das erlaubt ein App-übergreifendes Werbe-Tracking oder etwa auch das Anlegen von Profilen, wie das deutsche Techportal schreibt.
Die Werbebranche befürchtet, dass viele User die Einwilligung nicht erteilen: Dies würde das Ausliefern gezielter Werbung erschweren und Banner-Anzeigen abwerten.
Zudem gibt es Vorwürfe, dass Apple zwar Dritten das User-Tracking verunmöglichen wolle, selber aber davon profitiere (mehr dazu weiter unten).
Facebook warnte davor, dass die Änderung das Werbegeschäft des Online-Netzwerks erschweren würde. Zudem geht das Unternehmen zum Gegenangriff über und wirft Apple Scheinheiligkeit und eigenes Fehlverhalten vor.
Facebook behauptet nun in einer Stellungnahme, die US-Medien zugespielt wurde, dass Apples Brief eine «Ablenkung» sei, um von eigenen Datenschutzproblemen abzulenken.
Apple benutze seine marktbeherrschende Stellung, um Daten selbst zu sammeln, während es für Konkurrenten fast unmöglich werde, die gleichen Daten zu verwenden.
Firmenchef Mark Zuckerberg hatte zuletzt kritisiert, da viele kleine und mittlere Unternehmen auf Werbung im Netz angewiesen seien, könne dies die Erholung der Wirtschaft von der Coronavirus-Pandemie beeinträchtigen.
Anfang 2021. Wann genau ist nicht bekannt.
Die Anti-Tracking-Funktion (ATT) war eigentlich für den Start des neuen Mobil-Systems iOS 14 im Herbst angekündigt. Im September verschob Apple die Einführung jedoch auf Anfang kommenden Jahres. Zur Begründung hiess es, man wolle Entwicklern mehr Zeit geben, notwendige Änderungen vorzunehmen.
Das weckte zugleich bei einigen Beobachtern Sorgen, dass der Widerstand aus der Industrie zu einer Aufweichung der Massnahmen führen könnte. Acht zivilgesellschaftliche Organisationen wendeten sich darum mit einem offenen Brief an Apple, in dem sie ihre Enttäuschung über die Verzögerung des Features zum Ausdruck brachten.
Die Besorgnis war offenbar unbegründet. Apple lässt nun durchblicken, dass man ernst machen will. Die Folgen für die Werbewirtschaft sind noch nicht absehbar.
Für den Facebook-Konzern ist der Zugang enorm wichtig, weil das Online-Netzwerk seinen Werbekunden einen verlässlichen Zugang zu möglichst spezifischen Kundengruppen verspricht. Dafür will das Unternehmen möglichst viel über die Interessen und Aktivitäten der Menschen erfahren. Nicht immer hat man sich in der Vergangenheit an die Gesetze gehalten, zahlreiche Datenschutz-Skandale sorgten für Schlagzeilen.
Jein. Zwar ist Apple kein Datenkrake, dessen Geschäftsmodell auf dem Verkauf von personalisierter Werbung basiert. Jedoch profitiert der iPhone-Hersteller indirekt von den Gewinnen, die grosse US-Unternehmen machen. Bekanntestes Beispiel ist die Kooperation mit Google. Der marktbeherrschende Suchmaschinen-Betreiber bezahlt Apple jährlich einen zweistelligen Milliardenbetrag, um auf iPhones als bevorzugte Suchmaschine präsent zu sein. Ein beträchtlicher Anteil der Suchanfragen erfolgt denn auch über Apple-Geräte.
In diesem Licht erscheint Apples PR-Strategie, die User an die guten alten Zeiten zu erinnern, ziemlich fragwürdig.
Apple hatte beim Start des iPhones (2007) anfangs Zugang zur einzigartigen Gerätenummer für Werbezwecke gewährt. Vor einigen Jahren wurde stattdessen eine spezielle Nummer für Werbung eingeführt, die IDFA. Zugang zu ihr sollen App-Entwickler nun erst bekommen, nachdem sie dafür die ausdrückliche Erlaubnis der User eingeholt haben.
Dies reicht gemäss Einschätzung der Datenschutz-Aktivisten der europäischen Konsumentenschutz-Organisation Noyb nicht. Sie haben in der EU Klage eingereicht.
Apple dementiert die von Noyb vorgebrachten Vorwürfe in einem Statement an netzpolitik.org als sachlich falsch:
Die Werbung auf mobilen Geräten mache dem Branchenverband IAB zufolge 70 Prozent des Umsatzes der Onlinewerbung aus, berichtete die FAZ im August. Desktop-Werbung komme hingegen nur noch auf 30 Prozent.
Beim Streit geht es laut Schätzungen um rund 80 Milliarden Dollar, die allein dieses Jahr in Kampagnen gesteckt würden, um die Nutzer dazu zu bringen, Apps zu installieren.
Wie viel Facebook dabei verdient, sei nicht bekannt. Der Konzern gehe davon aus, dass die Werbeeinnahmen der App-Betreiber um mindestens 50 Prozent sinken werden. Ob diese Schätzung realistisch ist, wird sich erst zeigen.
Mit Material der Nachrichtenagentur SDA
Der Herr Zuckerberg hat die ursprünglich guten Eigenschaften von FB für Geld verraten. Wie alles im SiliconValley um Geld geht, währen die Techies dort von einer besseren Welt träumen.