Nach zwei Niederlagen steht Genf-Servette im Playoff-Final bereits mit dem Rücken zur Wand. Eine weitere Niederlage gegen den EV Zug und der Traum vom Titel ist ausgeträumt. Was muss die Mannschaft von Patrick Emond also tun, um diese Finalserie noch zu drehen?
Viel ändern muss Servette nicht, schliesslich waren beide bisherigen Spiele gegen den EVZ eng und endeten nur mit einem Tor Unterschied. Aber der Teufel steckt wie so oft im Detail.
Will Servette das dritte Spiel gegen Zug gewinnen, muss es den Slot besser kontrollieren – und zwar auf beiden Seiten des Eises. Die Genfer lassen den Zugern direkt vor Goalie Daniel Manzato zu viel Freiraum. Das hat sich in der Partie vom Mittwoch besonders stark gezeigt, denn Dario Simion konnte bei beiden EVZ-Treffern relativ unbedrängt im Slot ablenken.
Die Genfer befanden sich bei beiden Gegentoren in Unterzahl, was das Verteidigen noch einmal schwieriger macht, dennoch müsste die Hintermannschaft der «Grenats» dort besser aufräumen.
Aber auch im Spiel nach vorne muss Servette direkt vor dem Tor besser sein. EVZ-Goalie Leonardo Genoni spielt bislang eine überragende Finalserie, wehrte 97,5 Prozent der Schüsse ab und musste erst einmal hinter sich greifen. Umso wichtiger wäre es, dass der Gegner dem 33-Jährigen das Leben so schwer wie möglich macht.
Doch der Blick auf den Shot-Tracker des Schweizer Verbands zeigt: Genf hat kaum Schüsse aus dem Slot zu verzeichnen, kommt zu wenigen Ablenkern und hat generell zu wenig Verkehr vor Genoni.
Das bestätigen auch verschiedene Expected-Goals-Modelle. Laut jenem des SIHF kam Zug im ersten Spiel auf über 4,5 Expected Goals, Genf auf knapp 2,0. Im zweiten Duell spielte sich Zug noch Chancen für rund 1,6 Tore heraus, Genf für 0,8 Tore. Laut dem Modell von Analyst Thibaud Chatel hat Zug in der ersten Partie mit 2,83 zu 2,21 Expected Goals die Nase vorn. Im zweiten Duell war Zug was die Torchancen angeht klar besser mit 3,15 gegenüber 1,30 Expected Goals.
Zug spielt hart, macht die Checks fertig und nimmt insbesondere Servettes Topskorer Henrik Tömmernes immer wieder ins Visier. Dennoch darf Genf nicht die Nerven verlieren, denn das Überzahlspiel der Zentralschweizer ist tödlich.
Im zweiten Spiel vom Mittwoch war Eric Fehr der grosse Sündenbock. Gleich drei kleine Strafen nahm der Kanadier, zwei Mal lag die Scheibe beim folgenden Zuger Powerplay hinter Servette-Goalie Daniel Manzato. Insbesondere die zweite Strafe, die zum Siegtor von Dario Simion führte, war ein absolut unnötiger Schlag gegen Zugs Livio Stadler, der nicht ansatzweise in der Nähe der Scheibe war.
Routinier Fehr hat in der Regular Season stattliche 153 Strafminuten gesammelt, in den Playoffs sind es bislang deren zwölf. Soll die Wende gegen die Zentralschweizer mit dem tödlichen Powerplay gelingen, müssen sich Fehr und seine Kollegen disziplinierter zeigen.
Während die Genfer Leader wie Linus Omark, Henrik Tömmernes, Noah Rod, Tanner Richard und Joel Vermin am Mittwoch in Spiel 2 geliefert haben, kam von der zweiten Garde um Deniss Smirnovs, Marco Miranda oder Arnaud Jacquemet etwas zu wenig. Auch Daniel Winnik enttäuschte, obwohl er die erste Linie als Center anführen konnte. Gemäss Thibaud Chatel haben sie kaum Torgefahr kreieren können.
Tömmernes created the most on xG Contribution for Geneva, Omark was the most dangerous shooter... But with only 0.25xG
— Thibaud Chatel (@Thibaud_Chatel) May 5, 2021
4 Zug players had more xG than him.
That speaks a lot about how perfect Zug defense was again tonight pic.twitter.com/UVMG3zXs6F
Ganz anders sah dies bei Zug aus. Neben der Toplinie um Jan Kovar, Gregory Hofmann und Dario Simion wirbelten auch Yannick Zehnder, Justin Abdelkader, Yannick-Lennart Albrecht oder Carl Klingberg gehörig in der Genfer Zone. Mit Zehnder (0,67 xG), Abdelkader (0,57 xG), Simion (0,55 xG) und Hofmann (0,52 xG) hatten vier Zuger Spieler mehr und bessere Chancen als Linus Omark, der gefährlichste Genfer von Spiel 2, der auf 0,25 Expected Goals kam.
Und natürlich würde sich Servette auch über etwas Abschlussglück nicht beklagen. Im Final ging bislang nämlich erst ein Puck ins Tor – das entspricht 1,82 Prozent der Genfer Schüsse. Über die ganzen Playoffs gesehen liegt die Schusseffizienz der «Grenats» bei 11,0 Prozent.
Gerade bei Tömmernes habe ich das Gefühl dass er zu viel auf dem Eis steht. Dies begünstigt die Zuger Taktik, die auf den Mann zielt.
Meiner Meinung wäre weniger mehr. Qualität vor Quantität.
Weniger Präsenz im Slot, weniger Nord-Süd Tempohockey, nichts mit hart aber distipliniert, Manzato hext nicht mehr und Zug hat die wesentlich ausgeglichenere Mannschaft.
Tangnes hat seine Jungs schlicht perfekt auf die Romands eingestellt.
Und meiner Meinung nach ist das ständige Rumgejohle der Bank bei jeder annähernd strittigen Situation ein Zeichen für zunehmende Frustration..
Auch am Bully haben die Genfer nicht mehr die Dominanz wie in den anderen Serien.