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Nachhaltige Ferien in der Schweiz im Val-de-Travers: Ecopod und E-Bike

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Camping mal anders – so gemütlich ist der «Ecopod» von innen.Bild: Jennifer Zimmermann
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So exotisch und nachhaltig kannst du Ferien in der Schweiz machen

Übernachten im «Ecopod» in Travers, eine Bike-Tour zum Creux-du-Van und eine Open-Air-Kunstausstellung in Môtiers. So machst du klimafreundliche Ferien im Neuenburger Jura.
23.07.2021, 16:0521.06.2023, 10:06
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Contentpartnerschaft mit WWF
Dieser Blog ist eine Contentpartnerschaft mit WWF. Die Beiträge werden von der freischaffenden Journalistin Jennifer Zimmermann verfasst.

Jennifer lebt (meist) vegetarisch, duscht (zu) oft (zu) lange und wühlt zum Unbehagen mancher Familienmitglieder (fast) immer in den «Gratis zum Mitnehmen»-Kisten am Strassenrand. Als «Die Nachhalterin» schreibt sie in Zukunft für den WWF über Themen, die uns alle etwas angehen (sollten). Wer herausfinden möchte, wo er/sie in Sachen Nachhaltigkeit steht, dem sei der Footprintrechner ans Herz gelegt.

Es handelt sich nicht um bezahlten Inhalt.

Der Sommer ist da, das Ausland lockt, und auch wenn viele bestimmt darauf brennen, wieder ins Flugzeug zu steigen, gilt es zu bedenken: Ein Kilometer im Flugzeug belastet das Klima dreissig Mal so stark wie dieselbe Strecke im Zug. Und wir Schweizerinnen und Schweizer fliegen im Vergleich zu unseren Nachbarländern doppelt so häufig. Deshalb entscheide ich mich stattdessen für einen Kurztrip ins Val-de-Travers im Kanton Neuenburg. Vom Hauptbahnhof Zürich bin ich mit dem Zug in rund zwei Stunden dort und geniesse dabei die Aussicht auf den Bielersee und den Lac de Neuchâtel.

Den ersten Stopp mache ich im 2700-Seelendorf Couvet, der Geburtsstätte des berühmt-berüchtigten Absinths. Ich bin aber aus einem anderen Grund hier: Beim Bikeshop Le Vélotier hole ich ein zuvor reserviertes E-Mountainbike (ein Giant Trance X E+ 3 Pro, für die Cracks unter euch, die es genau wissen wollen) für zwei Halbtage ab. Für achtzig Franken komme ich damit günstiger weg als bei Rent a Bike, unterstütze einen Kleinbetrieb und erhalte zudem noch Tipps zur Region. So etwa, dass im Nachbardorf Môtiers die Open-Air-Kunstausstellung «Môtiers 2021 – Art en plein air» stattfindet.

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Kunst in Môtiers: La Chapelle Inversée von Alexandre Joly.Bild: Jennifer Zimmermann

Bevor es weiter nach Travers geht, wo meine Schlafgelegenheit, der ökologisch nachhaltige «Ecopod», auf mich wartet, gibt’s im Hôtel Restaurant L’aigle in Couvet zuerst ein leckeres Linsencurry zum Mittagessen. Das Hotel bezeichnet die nachhaltige Entwicklung als ihre Kernphilosophie. Davon zeugen unter anderem die Verwendung von regionalen und saisonalen Produkten, Solarpanels auf dem Hoteldach, umweltfreundliche Putzmittel und eine öffentliche Ladestation für Elektrofahrzeuge.

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Der «Ecopod» mit Solarzellen auf dem Dach, dem biologischen WC (links) und privatem Sitzplatz.Bild: Jennifer Zimmermann
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Aussicht vom Sitzplatz.Bild: Jennifer Zimmermann

Farmcamping in Travers

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Liebevolle Details schmücken die gesamte Camping-Anlage.Bild: Jennifer Zimmermann

Mit bis zu 25 Kilometern pro Stunde cruise ich bei strömendem Regen der Areuse entlang und bin in zehn Minuten bereits am Ziel: dem Bio-Bauernhof La Coué in Travers. Seit 1984 wird der Hof von der Familie Beck geführt. Dazu gehören vierzig Angus-Kühe, Schafe, Ziegen, Hunde, Katzen, Hasen, zwei Pferde, ein Esel und ein Pony. Seit 23 Jahren bieten sie hier Camping-Ferien an, seit bald drei Jahren können die Gäste zudem im sogenannten «Ecopod», den sie mit Holz vom eigenen Wald selbst gebaut haben, übernachten (150 Franken/Nacht inkl. Frühstück). Dank der Solarzellen auf dem Dach ist das gemütliche Holzfass zu achtzig Prozent selbstversorgend und frisches Trinkwasser gibt es auch.

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Familie Beck lädt seit 23 Jahren auf ihrem Bio-Bauernhof «La Coué» zum Campen ein. Bild: Jennifer Zimmermann

Neben galoppierenden Kühen auf zum Creux-du-Van

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Bild: Jennifer Zimmermann

Nur eineinhalb Stunden von der Farm entfernt liegt die natürliche Felsenarena Creux-du-Van, eingebettet im grössten Naturschutzgebiet des Kantons Neuenburg und mit Jahrgang 1870 auch das älteste der Schweiz. Der Weg dahin führt durch saftige, bemooste Wälder, vorbei an freilaufenden Kühen, die mir netterweise ein wenig Adrenalin spendieren, als sie mich erst umzingeln und dann mit lautem Glockengebimmel wie wild neben mir hergaloppieren. Ich wusste nicht, dass Kühe so schnell rennen können, und bin in dem Moment umso dankbarer für mein E-Bike.

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Geschafft! – Ein «bisschen» Dreck gehört beim Biken wohl dazu ...Bild: Jennifer Zimmermann
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Hier wähnte ich mich fast in Irland.Bild: Jennifer Zimmermann

Im Restaurant Le Soliat ergattere ich mir vor dem Sturm gerade noch einen der letzten freien Plätze und gönne mir ein Steinpilz-Fondue und ein bière d’alpage, bevor es bei wunderschöner Abendstimmung nach dem Regen zurück zum Hof geht. Auf meiner privaten Terrasse lasse ich den Tag ausklingen und geniesse noch ein Bier, das ich mir im Selbstbedienungsladen des Hofs hole.

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Die Ruhe nach dem Sturm.Bild: Jennifer Zimmermann
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Aussicht von der Farm: Travers beim Hereinbrechen des Abends.Bild: Jennifer Zimmermann

Der Ecopod mag klein sein, das Bett darin ist es mit 160 auf 200 Zentimetern aber nicht. Ich schlafe vorzüglich und werde von Hahnengeschrei und Traktorenknattern geweckt – und auf mich wartet auch schon ein grosszügiges Frühstück mit selbstgemachtem Bio-Brot, Müesli, einer Käseplatte, verschiedenen Konfitüren, Kaffee, Saft und frischen Früchten.

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Liebevoll zubereitetes Frühstück.Bild: Jennifer Zimmermann

Für einmal bin ich motiviert, mich aus dem Bett zu schälen. Wenn ich mich nicht beeile, stibitzen mir nämlich die Katzen das Essen weg und ausserdem wartet in Môtiers die Open-Air-Kunstausstellung auf mich.

Zeitgenössische Kunst in Môtiers

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La Chapelle Inversée (Alexandre Joly).Bild: Jennifer Zimmermann

Môtiers ist der Hauptort von Val-de-Travers. Es ist deren älteste Gemeinde und mit seinen rund 800 Einwohnerinnen und Einwohnern beschaulich. Das malerische Dorfbild ist geprägt von Bauten aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, manche stammen sogar noch aus dem 11. und 12. Jahrhundert.

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Antipholus et Dromia (Gina Proenza).Bild: Jennifer Zimmermann

Seit 1985 findet hier die zeitgenössische Kunstausstellung «Art en plein air» statt. Für die diesjährige achte Ausgabe wurden 47 Künstlerinnen und Künstler eingeladen, mit ihrer Kunst das Dorf und die umliegende Landschaft entlang des Dorfbaches Bied bis hoch zum Wasserfall von Môtiers zu verschönern. Die Ausstellung findet noch bis am 20. September 2021 statt. Für 15 Franken erhalte ich vor dem Ortsmuseum Les Mascarons an der Grande Rue 14 (Di–So, 10–18 Uhr) einen Ortsplan, der mir zeigt, wo sich die Kunstwerke befinden, sowie einen Audioguide fürs Smartphone.

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Petit Bain public (Markus Weiss).Bild: Jennifer Zimmermann

Während drei Stunden spaziere ich verzückt umher und bin sehr einverstanden mit Jean-Jacques Rousseau, der von 1762 bis 1765 hier lebte und über den Ort sagte: «Im Übrigen weiss man ja, was ich unter einer schönen Landschaft verstehe. Ich brauche Wasserfälle, Felsen, Tannen und schwarze Wälder, dazu raue Wege für den Auf- und Abstieg.»

Immer wieder tauchen auch Kunstwerke von vergangenen Ausstellungen auf und oft verwischen die Grenzen zwischen Kunst, Landschaft, Natur und der eigentlichen Infrastruktur des schmucken Dörfchens. Und nun lasse ich lieber Bilder sprechen, damit ihr euch einen Eindruck von den vielfältigen Skulpturen und Installationen machen könnt.

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La Gardienne du Temps (Catherine Gfeller).Bild: Jennifer Zimmermann
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Wenn die Grenze zwischen Kunstausstellung und Dorfidylle verschwimmt.Bild: Jennifer Zimmermann
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Plus est en vous (Jon Merz).Bild: Jennifer Zimmermann
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Würdigung der Wassergeister: Saisir les esprits de la Sourde (Rebecca Sauvin).Bild: Jennifer Zimmermann
Und wie verbringt ihr eure Sommerferien? Was habt ihr vor, um eure Zeit möglichst klimafreundlich zu gestalten?

Fernweh? Ferien sind auch nicht immer lustig

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Fernweh? Ferien sind auch nicht immer lustig
Endlich am Strand angekommen.
quelle: imgur
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Hier ein Souvenir aus Knäcks Ferien: 9 Reise-Typen, die wir nie wieder sehen wollen

Video: watson/Roberto Krone
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6 Kommentare
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Fuck you, Finn!
Valentina ist verliebt. Nicht in mich. In Finn. Der Loser der Situation: ich.

Valentina war endlich wieder Single. Also, sie war immer Single, aber eine Weile gab's ja neben mir noch einen anderen Typen, Marcel. Dass es Marcel gab, fand ich nicht gut, aber ich durfte es natürlich nicht «nicht gut» finden, weil, Valentina und ich haben ja keine monogame Beziehung, wir haben gar keine Beziehung, was wir beide gut finden, aber wir haben auch nicht nichts, was auch gut ist, aber wenn dann da noch so ein Horst, respektive Marcel, ist, dann ist, was wir haben, natürlich bisschen weniger gut. Aus verschiedenen Gründen. Sie war öfter, wenn ich sie treffen wollte, «busy». Was sie machte, sagte sie nie, musste sie auch nicht, wusste ich eh: Marcel. Sie war auch eher mal «zu müde». Warum, war mir ebenfalls klar. Ich fand die Situation, je länger sie gedauert hat, nicht besser, aber ich habe mich damit abgefunden.

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