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Republikaner knöpft sich Donald Trump vor: «Jemand wird getötet werden»

Gabriel Sterling a top Georgia elections official speaks on Monday, Nov. 30, 2020, during a news conference in Atlanta. On Tuesday Dec. 1, 2020, Sterling called on President Donald Trump to condemn su ...
Gabriel Sterling auf Pressekonferenz über Trump: «Zeigen Sie Grösse, hören Sie auf.»Bild: keystone

Republikaner knöpft sich Donald Trump vor: «Jemand wird getötet werden»

«Jemand wird getötet werden»: In einem wütenden Auftritt macht ein republikanischer Beamter Donald Trump eindrückliche Vorwürfe – wegen der Folgen seines Feldzugs gegen die Wahlergebnisse.
02.12.2020, 05:1802.12.2020, 07:07
Fabian Reinbold, Washington / t-online
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Ein Artikel von
t-online

Es ist eine der schärfsten Zurechtweisungen Donald Trumps seit der Wahl, und sie kommt von einem Parteifreund. Ausgerechnet ein republikanischer Beamter hat sich in einem zornigen Auftritt Luft verschafft und dem US-Präsidenten schwere Vorwürfe gemacht: Dessen Vorgehen sorge für zahlreiche Todesdrohungen gegen Beamte, Angehörige und Firmenangestellte, die mit der Wahl befasst gewesen seien.

Gabriel Sterling, der im Staatsministerium von Georgia mit dem Ablauf der Wahl befasst ist, trat am Dienstagmittag (Ortszeit) in Atlanta vor die Kameras und rüffelte Trump ausgiebig, weil dieser nichts gegen die zahlreichen Drohungen seiner Unterstützer gegen mit der Wahl befasste Personen unternehme.

«Das muss aufhören!», sagte Sterling während seines gut vierminütigen emotionalen Auftritts immer wieder eindringlich. «Mr. President, Sie haben diese Vorgänge und diese Sprache nicht verurteilt.»

Sterling spricht aus, wovor sich andere drücken

Gegen Ende seines kurzen Auftritts sprach Sterling aus, wovor sich viele Parteifreunde aus Angst vor Trump drücken: «Mr. President», sagte er, «es sieht so aus, als ob sie wahrscheinlich den Staat Georgia verloren haben.»

Trump müsse sich jetzt seiner Verantwortung stellen. «Hören Sie auf, Leute dazu zu inspirieren, mögliche Gewalttaten zu verursachen. Sonst wird jemand verletzt. Sonst wird auf jemanden geschossen. Sonst wird jemand getötet.» Sterling selbst stehe unter Polizeischutz, sagte er. 

Tatsächlich hat Trump zuletzt Stimmung gegen die Wahlverantwortlichen in den knappen Bundesstaaten gemacht und sie persönlich heftig attackiert, darunter auch Sterlings Vorgesetzten, den Staatsminister in Georgia, Brad Raffensperger. Auch auf Arizonas Gouverneur Doug Ducey schoss sich der Präsident in dieser Woche ein. Dieser hatte am Montag das Ergebnis im Bundesstaat zertifiziert. Beide Gouverneure sind wie Trump Republikaner.

Morddrohungen, sexuelle Anspielungen

Raffensperger berichtete, er habe Morddrohungen bekommen. Sterling sagte, selbst Raffenspergers Ehefrau erhalte nun Drohungen mit sexuellem Bezug auf ihr Handy.

Trumps Gegner Joe Biden hatte die Wahl in Georgia knapp gewonnen. Trump hatte auf zwei Neuauszählungen gedrängt. Die erste änderte nichts am Ergebnis, auf das Resultat der zweiten wird gewartet.

Wie auch in anderen Bundesstaaten konnte Trump keinerlei Beweise für einen Wahlbetrug vorbringen, führt seinen Feldzug gegen die Wahlergebnisse aber fort – unter tatkräftiger Mithilfe seines persönlichen Anwalts Rudy Giuliani. Vor Gericht scheitert Giuliani ein ums andere Mal.

Am Dienstag widersprach gar der sonst so loyale Justizminister William Barr dem Präsidenten. Seine Staatsanwälte und Ermittler hätten keine Fälle von gross angelegtem Wahlbetrug auffinden können, sagte er der Nachrichtenagentur AP.

Widerspruch aus dem Apparat

Zuvor hatte bereits Chris Krebs, der Leiter einer Behörde für Wahlsicherheit im Heimatschutzministerium in der vergangenen Woche davon gesprochen, dass die Präsidentschaftswahl die sicherste Abstimmung seit langem gewesen sei. Daraufhin wurde Krebs von Trump gefeuert.

Der Beamte Sterling bezog sich auch auf die Aussagen eines Trump-Anwalts über Krebs. Joe DiGenova hatte im Fernsehen gesagt, dieser gehöre für seine Äusserungen zur Wahl erschossen. Erst nach Sterlings Auftritt meldete sich DiGenova zu Wort und sprach davon, einen Scherz gemacht zu haben.

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57 Kommentare
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Licorne
02.12.2020 06:28registriert Januar 2014
Was Gabriel Stirling sagt, ist Trump doch schnurz. In seiner Welt ist er derjenige, welcher um die Wahl betrogen wurde und nur das zählt.

Alle, die gegen ihn sind, müssen dafür büssen. Würde mich nicht wundern, wenn Trump bereits Hasstiraden gegen Stirling auf Twitter losgetreten hat.
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Jemima761
02.12.2020 07:44registriert Oktober 2014
„ Der Beamte Sterling bezog sich auch auf die Aussagen eines Trump-Anwalts über Krebs. Joe DiGenova hatte im Fernsehen gesagt, dieser gehöre für seine Äusserungen zur Wahl erschossen. Erst nach Sterlings Auftritt meldete sich DiGenova zu Wort und sprach davon, einen Scherz gemacht zu haben.“

In Zeiten wie diesen macht man keine solchen Scherze!
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bruuslii
02.12.2020 06:09registriert April 2019
merken sie's¹ langsam? 😒


¹die GOP



p.s. die frage ist rethorisch...
20211
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