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Nach 17 Jahren mit Verlusten: Tesla fährt den ersten Jahresgewinn ein

An unsold 2021 Model X sports-utility vehicle sits at a Tesla dealership Sunday, Jan. 24, 2021, in Littleton, Colo. Tesla reports earnings on Wednesday, Jan. 21. (AP Photo/David Zalubowski)
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Bild: keystone

Nach 17 Jahren mit Verlusten: Tesla fährt den ersten Jahresgewinn ein

Tesla hat erstmals einen Jahresgewinn erzielt. Allein mit dem Verkauf von Elektroautos hätte Elon Musks Tech-Konzern aber bis heute kaum Geld verdient.
28.01.2021, 08:53
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Der US-Elektroautohersteller Tesla hat erstmals in seiner Geschichte einen Jahresgewinn erzielt. Unter dem Strich stand im Schlussquartal ein Plus von 903 Millionen Dollar nach 386 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum. Allerdings fiel der Gewinn im vierten Quartal mit 270 Millionen Dollar niedriger aus als erwartet.

Der Jahresgewinn gelang bloss, weil aktienbasierte Vergütungszahlungen an Tesla-Chef Elon Musk ausgeklammert wurden, wie das Unternehmen am Mittwoch (Ortszeit) nach Börsenschluss mitteilte. Damit verfehlte der Autobauer die durchschnittlichen Analystenerwartungen von 1.08 Milliarden Dollar.

Der Umsatz von 10.7 Milliarden Dollar übertraf die Marktschätzungen von 10.4 Milliarden Dollar. Im Berichtszeitraum lieferte Tesla 180'570 Fahrzeuge aus - was einem Quartalsrekord entspricht.

Vage Prognose

Die vage Prognose des Autobauers verunsicherte die Anleger. Diese hatten auf konkretere Hinweise gehofft. Tesla erklärte jedoch lediglich, bei den Auslieferungen auf mehrere Jahre eine Steigerung um jährlich durchschnittlich 50 Prozent zu planen. In diesem Jahr dürfte diese eher höher ausfallen. Die Aktien reagierten nachbörslich zunächst mit Kursabschlägen von rund vier Prozent.

Was Kritiker immer wieder herausstreichen: Allein mit dem Verkauf von Autos hätte Tesla bis heute kaum Geld verdient.

Tatsächlich sprudeln die Gewinne aus einer ganz anderen Quelle: aus dem Verkauf von Umweltzertifikaten – ein schöneres Wort für Verschmutzungsrechte. Vereinfacht gesagt verdient Tesla Geld durch die schlechte Umweltbilanz seiner Konkurrenten.

Um sich trotz vieler Autos mit schwacher Umweltbilanz für strengere Abgasvorschriften zu rüsten, haben General Motors (GM) und Fiat Chrysler US-Emissionsrechte von Tesla gekauft. Dadurch können sie – zumindest auf dem Papier – die eigene Klimabilanz verbessern und Strafzahlungen wegen zu hoher Abgaswerte verhindern oder reduzieren. Da Tesla ausschliesslich Elektroautos baut, die emissionsfrei fahren, kann der Hersteller seine Rechte einfach zu Geld machen.

Vom E-Auto-Pionier zum Tech-Konzern

Von der Konkurrenz anfangs noch als Nischenhersteller belächelt, gilt Tesla vielen in der Branche inzwischen als Vorbild. Dem ehrgeizigen Unternehmer Musk ist es binnen weniger Jahre gelungen, das Auto-Start-up aus dem Silicon Valley zu einer Kultmarke zu machen. Tesla wird nicht nach Kriterien der Automobilindustrie bewertet, sondern nach denen grosser Tech-Konzerne.

Der Aktienkurs ist in den vergangenen zwölf Monaten um fast 700 Prozent gestiegen, wodurch Tesla zum fünftwertvollsten börsennotierten Unternehmen in den USA wurde.

(oli/sda/reu/dpa)

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19 Kommentare
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Toerpe Zwerg
28.01.2021 09:48registriert Februar 2014
"Tatsächlich sprudeln die Gewinne aus einer ganz anderen Quelle: aus dem Verkauf von Umweltzertifikaten"

Schwachsinn.

Ein Beispiel: Im Q3 2020 erzielte Tesla einen EBITDA von 1.4Mia USD, 400M aus Regulatory Credits. Woher kommt also mehr Gewinn? Aus den Zertifikaten oder aus dem Autogeschäft?

Mal ganz abgesehen davon, dass ohne das Autogeschäft keine Reg Credits, umgekehrt aber schon.
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Stesla
28.01.2021 12:09registriert Juli 2020
Es ist erschreckend, wie oft die Behauptung, der Gewinn stamme nur aus Umweltzertifikaten in der Presse ohne Überprüfung kopiert und übernommen wird. Die Einnahmen werden genutzt, um Investitionen zu machen und das Wachstum voranzutreiben. Aktuell wird bspw. weltweit an drei(!)neuen, gigantischen Fabriken gebaut. Natürlich kalkuliert Tesla hier die Zertifikate mit ein um am Schluss trotz genannter Investitionen einen Gewinn auszuweisen. Der muss aber momentan bewusst nicht hoch ausfallen. Macht ja auch Sinn, wenn man die Konkurrenz im 2030 mit 20 Mio produzierte E-Autos/Jahr anführen will.
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Inspector Callahan
28.01.2021 13:19registriert Mai 2019
Den Pallenberg (ex. digital-Chef bei Benz) und Tesla-Charts (das Sprachrohr der letzten noch lebenden Tesla-Shortseller) zu zitieren ist jetzt journalistisch nicht grad so ausgewogen.
Der Artikel vermittelt das Bild, ausser den Zertifikaten verdiene Tesla kein Geld. Und das ist BS. (nicht Basel-Stadt)
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