Beim Rohstoffgiganten Glencore kommt es zum lang erwarteten Wechsel an der Spitze: Konzernchef Ivan Glasenberg übergibt das Amt an Gary Nagle, den Chef der Kohleförderung. Er werde in sechs Monaten als CEO zurücktreten und aus dem Verwaltungsrat ausscheiden, sagte Glasenberg an einer Online-Investorenkonferenz am Freitag.
Nagle ist derzeit in Australien Chef der Kohle-Bergwerke von Glencore. Zuvor habe er führende Managementpositionen in der Kohle- und Ferrochrom-Förderung in Kolumbien und Südafrika inne gehabt, heisst es in einer Mitteilung.
Nagle wird Anfang 2021 von Australien in die Schweiz übersiedeln. «Ich werde in den nächsten sechs Monaten intensiv mit Gary in der Übergangsphase zusammenarbeiten,» sagte Glasenberg. «Ich habe mit Gary zusammengearbeitet, seitdem er vor 20 Jahren zu Glencore gekommen ist. Ich habe es immer als meine Aufgabe gesehen, die nächste Führungs-Generation zu fördern und heranzubilden.»
Vom Verwaltungsratspräsidenten Tony Hayward wird Glasenberg für seine Weitsicht gelobt. «Ich kenne Ivan seit mehr als 15 Jahren und was wir erreicht haben ist einzigartig.» In den vergangenen zwei Jahren habe man einen reibungslosen Übergang vorbereitet.
Der Personalwechsel erfolge in einer Zeit von tiefen Umbrüchen. Die Welt erhole sich von den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie und beschäftige sich mit den Herausforderungen des Klimawandels. In dieser Situation gebe es im Rohstoffsektor grosse Chancen, um die wirtschaftliche Erholung voranzutreiben und die für den Umbau zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft nötigen Materialien zur Verfügung zu stellen.
Der scheidende CEO Glasenberg ist seit 2002 Chef von Glencore und hatte das Unternehmen 2011 an die Börse in London gebracht. 2013 wurde die Fusion mit Xstrata vollzogen. Er hatte seinen Abgang bereits zuvor in Aussicht gestellt, jedoch ohne einen festen Fahrplan zu nennen.
Glencore rechnet im kommenden Jahr mit einer höheren Produktion. Die Gesamtförderung gemessen nach Kupferequivalent soll 2021 auf 4,4 Millionen Tonnen steigen. Für 2020 rechnet der Konzern mit 4,1 Millionen Tonnen oder 4,1 Megatonnen (MT), wie am Freitag einer Präsentation zum Investoren-Update zu entnehmen ist.
Bei Kupfer und Zink wird demnach mir einer geringeren Produktion gerechnet, bei Kobalt, Nikel, Ferrochrom und Kohle mit einem Anstieg. So soll die Kupferproduktion 2021 auf 1220 Kilotonnen von derzeit 1'255 kt sinken. Bei Kobalt wird demgegenüber ein Anstieg auf 35 kt (2020 28 kt) erwartet, die Kohleförderung soll auf 113 von 109 MT steigen.
Für 2021 rechnet der Konzern auf Grundlage der derzeitigen Preise mit einem Gruppen-EBITDA von 14,1 Milliarden US-Dollar. Der EBIT aus dem Handelsgeschäft wird weiter im mittleren Bereich der Zielspanne von 2,2 bis 3,2 Milliarden erwartet.
Das Investitionsvolumen mit Ausgaben für Ausbau und Erhalt der Kapazitäten wird auf 5,0 Milliarden geschätzt. Im Durchschnitt sollen die Investitionen bis 2023 rund 4,6 Milliarden pro Jahr betragen, davon rund 1,2 Milliarden für den Ausbau.
(aeg/sda/awp)