Wirtschaft
Leben

MoneyTalks: 5 Tipps, wie du mit deinen Kindern über Geld sprichst

Bild
bild: shutterstock
MoneyTalks

5 Tipps, wie du mit Kindern über Geld sprichst

Wie lernen Kinder, was Geld ist? Was für Alternativen gibt es zum Sparkonto? Die fünf häufigsten Fragen und Antworten für Eltern.
22.07.2021, 14:29
Olga Miler
Olga Miler
Olga Miler
Folge mir
Mehr «Wirtschaft»

Meine zwei Jungs sind jetzt 12 und 14 und es ist sehr spannend zu sehen, wie sich ihr Verhältnis zu Geld verändert. War vor zwei Jahren noch der Kleinkredit von Oma für den neuen Scooter und damit die ganze Theorie zu «Schulden machen» ein Thema (für alle die kurz lesen wollen: hier – der Kredit wurde abgezahlt aber der neue Scooter leider 6 Monate später geklaut), kommen jetzt ganz andere Fragen auf, z.B. wie investiert man in Bitcoin, obwohl eine Erhöhung des Jugendlohnes bald ansteht, wie es denn jetzt ist mit der EC Karte? Und wir hatten jede Menge angeregte Gespräche bei der Wahl der Themen für die Anlagen.

Da kamen spannende Interessen zum Vorschein, die ich in meinem Mutteralltag nicht vermutet hätte, wie z.B. Cyber-Security oder nachhaltige Nahrung als Wunschthemen.

Dass mit Kindern über Geld zu sprechen wichtig ist, wissen wir alle. Genauso wichtig ist es, das Geld der Kinder für die Zukunft möglichst früh zu gestalten, um die Zeit bis es gebraucht wird optimal zu nutzen. Beides geht Hand in Hand, bezieht man die Kinder mit ein in die grösseren Entscheide, die es zu treffen gibt, dann lernen beide, wir als Eltern und die Kinder. Als Inspiration habe ich hier die in meinen Workshops und Vorträgen am häufigsten gestellten Fragen und Tipps rund ums Thema Kinder und Geld zusammengetragen.

Wie lernen Kinder, was Geld ist?

Unser Geldwissen und vor allem unser Umgang mit Geld wird schon sehr früh geprägt, gemäss Studien ab dem 5.-7. Altersjahr. Für Kinder ist Geld sehr abstrakt. Sie lernen was Geld ist durch Lern- und Sozialisierungsprozesse, das heisst neben Wissen werden auch Normen und Verhaltensweisen miterlernt. Diese kommen einerseits vom Elternhaus, aber auch Kindergarten, Schule, Freunde, Vereine und soziale Medien spielen eine grosse Rolle. So gibt es z.B. heute verschiedene «FinfluencerInnen» auf Instagram, TikTok, Snapchat und Youtube, die Geldwissen auf eine ganz andere Art und Weise zu vermitteln versuchen. Eine praktische Weise Kindern Geldwissen zu vermitteln besteht darin, sich nach dem Alter und dem Finanzlebenszyklus zu richten:

  • Bis ca. 6 Jahre: erstes Verständnis von Sparen, Ausgeben, Geben, Taschengeld. Im Vordergrund steht erlebnisorientiertes Lernen, z.B. was Dinge kosten beim Einkaufen. Als Hilfsmittel können z.B. zusätzlich interaktive Sparschweine oder pädagogische Märchen sinnvoll sein.
  • 7-12 Jahre: eigene Ziele erreichen, ein eigenes Budget entwickeln, den Wert einschätzen können und die Entwicklung des eigenen Konsumdenkens. Mit 12 können Kinder dann auch Zugang zu einer Karte haben.
  • 13-18 Jahre: selbstständiger Umgang mit Geld, z.B. mittels Jugendlohn, eigener Verdienst, eigenes Konto, aber auch Fragen zur Berufswahl, Themen wie Schulden und grundlegende Konzepte von Anlagen und Geld als Ausdruck von Werthaltung (z.B. in welche Themen, Unternehmen, Industrien) sind hier wichtig.

Welche Geldthemen sollten Eltern mit Kindern besprechen?

Eltern entscheiden zumindest bis zu einem gewissen Alter über die Finanzkraft der Kinder und haben Vorbildfunktion. Es gibt unterschiedliche Modelle der Finanzbildung von liberal bis rational. Um Geldthemen anzusprechen, hilft es, Themenbereiche zu festzulegen, z.b.:

  • Geldbeschaffung: Wie wird Geld verdient, wo kommt es her, warum bekommen Kinder Geld?
  • Geldverwaltung: Wo wird Geld aufbewahrt, wie macht man ein Budget, Konzepte von Sparen, Grundkonzepte der Anlage wie Zins und Zinseszins.
  • Geldverwendung: Wofür geben wir als Familie Geld aus, fixe und variable Kosten, Konsumverhalten, Schulden, aber auch die Werthaltung die gegenüber Geld vertreten wird.

Was sollten Kinder über digitales Geld wissen?

In einer zunehmend digitalen Welt, in welcher Geld immer weniger sichtbar und direkt erlebbar ist, und Kinder gleichzeitig jede Menge Informationen in sozialen Medien erhalten, brauchen sie digitale Finanzkompetenz.

  • Wie funktionieren digitale Bezahlprozesse, Karten / Apps und Bezahlungen über das Handy?
  • Die grössten Kostenfallen beim digitalen Geldausgeben wie Online-Shopping, Online-Spiele, Handykosten und die darin versteckten Gebühren.
  • Aufklärung zu Inhalten in sozialen Medien, z.B. dass man nicht unbedingt einfach so über Nacht reich wird mit irgendeinem Coin und die Wichtigkeit von glaubwürdigen Quellen.

Wieviel Taschengeld oder Jugendlohn sollten Kinder bekommen?

Taschengeld sichert den Kindern ein «Grundeinkommen». Wie viel und wie oft ein Kind Taschengeld bekommen sollte, richtet sich nach den Lebensumständen der Familie und nach dem Alter. Pro-Juventute und die Budgetberatung empfehlen z.B. für 7-jährige Kinder 2 Franken pro Woche, für 11-12-jährige 25-30 Franken im Monat. Mit zunehmendem Alter, z.B. ab 13 oder 14 Jahren kann das Taschengeld in einen Jugendlohn umgewandelt werden, welchen das Kind selbst verwaltet und daraus gewisse klar definierte Ausgaben selbst deckt, z.B. Handykosten, Kleidung, Mobilität.

Tips zu Taschengeld und Jugendlohn:

  • Regelmässig auszahlen, so dass das Kind damit planen kann.
  • Keine «Darlehen» vergeben.
  • Gemeinsam besprechen, was das Kind mit dem Geld machen könnte. Innerhalb des zur Verfügung bestehenden Betrages sollte es selber entscheiden können, was es damit macht.
  • Taschengeldentzug nicht als Strafe anwenden, einerseits geht dafür die Planbarkeit für das Kind verloren, zudem kann dies als Strafe nicht effizient sein, z.B. weil der Zeitpunkt der Bestrafung und der Taschengeldentzug zu weit auseinander liegen oder es dem Kind gar nicht so viel ausmacht, da es eh sparen würde.
  • Jugendlohnbetrag und Regeln sollten zusammen mit dem Kind bestimmt werden.
  • Fehler zulassen und zusammen besprechen, wie es auch anders hätte gehen können

Welche Alternativen gibt es für das Sparkonto für Kinder?

Es bleiben 15-20 Jahre Zeit, um das Geld zu mehren. Hier bieten verschiedene Banken unterschiedliche Sparkonten und Geschenkkonten an. So sparen gemäss Studien 6 von 10 Eltern für ihre Kinder auf dem Sparkonto. Allerdings ist das Geld trotz etwas besseren Konditionen für Kinder im Niedrigzinsumfeld trotzdem schlecht verzinst und hat so wenig Chance, sich zu vermehren. Super originelle Lösungen gibt es leider nicht, aber Wertschriften können helfen. Verschiedene Anbieter bieten Fondssparpläne oder auch ganze Portfolios, welche z.B. als Unterkonten des eigenen Kontos oder im Namen des Kindes geführt werden können, und sich gut für regelmässige z.B. monatliche Einzahlungen eignen.

Wie bei allen Anlagen kann hier der Wert je nach gewähltem Risikoprofil schwanken und es ist wichtig, auf die Verfügbarkeit und Konditionen bei Bezug und auf die Kosten zu achten, vor allem bei Lösungen, die zwar als «für Kinder» angepriesen, aber allenfalls nur geringfügige oder gar keine speziellen Konditionen im Vergleich zu ganz normalen Anlagen aufweisen. Beim Anlegen gibt es – ähnlich wie bei der Vorsorge – Möglichkeiten, mit tiefen Aktienanteilen und somit überschaubarem Risiko die Zeit für das Geld der Kinder zu nutzen und im Vergleich zum reinen Sparkonto die Chance auf mehr Rendite zu schaffen.

Es gibt viele Möglichkeiten Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld zu ermöglichen. Neben dem Faktenwissen helfen Gespräche über Geld Eltern und Kindern auch die gegenseitigen Interessen und Werthaltungen besser kennenzulernen, z.B. ob Nachhaltigkeit wichtig ist oder worüber man sich Sorgen und Gedanken macht.

Was für Erfahrungen habt ihr mit Kindern und Geld gemacht und welche Tipps habt ihr?

AHV und Rente erklärt in 120 Sekunden

Video: watson/Helene Obrist, Emily Engkent

Menschen mit dem perfekten Namen für ihren Job

1 / 29
Menschen mit dem perfekten Namen für ihren Job
Bild: imgur
Auf Facebook teilenAuf X teilen
olga miler, frauen und geld, blog, watson
bild: zvg
Olga Miler ...
... war über zehn Jahre in verschiedenen Funktionen bei der UBS tätig, unter anderem hat sie dort das Frauenförderungsprogramm und den UBS Gender ETF aufgebaut. Jüngst gründete sie das Start-up SmartPurse, eine Plattform, auf der sie digitale Kurse und Workshops zum Thema Finanzen für Frauen anbietet. Letztes Jahr schrieb Miler den watson-Blog «Frauen und Geld» und wird uns dieses Jahr mit «MoneyTalks» an ihrer Expertise teilhaben lassen.
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
7 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
7
1MDB-Prozess: Verteidigung verlangt vollständige Freisprüche

Im 1MDB-Prozess vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona haben die Verteidiger auf Freispruch plädiert. Sie machten Ausführungen zu geopolitischen Fragen und analysierten Unterlagen, um die Strafkammer von der Ehrlichkeit der beiden Angeklagten zu überzeugen.

Zur Story